Probiotika-Cocktail steigert Hitzeresistenz von Korallen deutlich
Die wunderschönen bunten und schillernden Korallenriffe in den Weltmeeren locken jährlich die Menschen zahlreich unter die Meeresoberfläche. Das könnte aber in den nächsten Jahren ein jähes Ende haben. Durch die fortschreitende Erwärmung der Meere und die Meeresansäurung sind die Organismen stark bedroht. Korallen leben in einer Symbiose mit Algen. Steigen die Temperaturen des Meeres, beginnen die Korallen die Algen abzustoßen, nehmen zu wenige Nährstoffe auf und verhungern. Optisch deutlich wird dieser Prozess durch das Erbleichen der Korallen.
Weltweit ist dieser Prozess bei zahlreichen Korallenriffen bereits ein Problem. Das weiß auch die Forschung und appelliert regelmäßig für mehr Korallenschutz. Erst heuer im Sommer erklärten Forschende in einem Strategiepapier, veröffentlicht im Zuge des 14. Internationalen Korallenriff-Symposiums (ICRS) mit rund 1.200 Expert:innen, dass die Bekämpfung der Klimakrise, die Verbesserung lokaler Bedingungen und die aktive Wiederaufforstung von Korallenriffen unabdingbar sei. Bereits jetzt seien 30 Prozent der Riffe verloren und 40 Prozent massiv bedroht, so die Aussage in dem Bericht.
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Korallen werden mit Bakterien behandelt
Daher wird händeringend nach Lösungen für mehr Korallenschutz gesucht. So auch an der King Abdullah University of Science and Technology (Kaust) in Saudi-Arabien. Ein internationales Forschungsteam rund um die Mikrobiologin Erika Santoro hat getestet, ob sich die Hitzeresistenz von Korallen durch das Zuführen von Probiotika steigern lässt – mit Erfolg wie die Forschenden im „Science Advances“ berichten.
Für ihr Experiment stellten die Forschenden ein Probiotika aus sechs nützlichen Bakterienstämme aus der Koralle Mussismilia hispida her. Diese hatten sie zuvor isoliert und wegen ihrer guten Eigenschaften ausgewählt. Anschließend behandelten sie einige Korallen mit dem Probiotika und setzten sie einer Hitzstressperiode mit einer Temperatur von 30 Grad Celsius aus. Dabei konnten sie zunächst keine Erfolge verzeichnen. So setzte sowohl bei der Kontrollgruppe mit den behandelten, als auch der mit den unbehandelten Korallen die Korallenbleiche in gleichen Ausmaße ein, wie das Forschungsteam in einer Aussendung berichtet.
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Überlebensrate erhöht
Nachdem sie die Temperaturen wieder auf 26 Grad Celsius senkten, konnten sie dann allerdings positive Effekte verzeichnen, so die Forschenden. So konnten sich die „geimpften“ Korallen nach der Hitzeperiode wieder erholen. Laut der Studie erhöhte sich die Überlebensrate der behandelten Korallen von 60 auf 100 Prozent. Die Forschenden gehen davon aus, dass sich das Probiotika positiv auf auf die Regeneration auswirken und die Auswirkungen der „post-heat stress disorder“ senken. So zeigten die nachfolgenden mikrobiologischen Untersuchungen, dass während der Regenerationszeit in den behandelten Korallen weniger mit dem Zelltod verantwortliche Gene aktiv waren, während der zelluläre Schutz vor Hitzestress erhöht wurde.
Keine Wunderlösung
Das Experiment wurde unter Laborbedingungen in kontrollierten Aquarien durchgeführt. Somit ist die Wirksamkeit des Probiotika in der Praxis noch nicht bekannt. Auch gibt es Kritik an dem Probiotika-Ansatz. So fürchten Kritiker:innen unter anderem mögliche, bisher unbekannte Folgen auf das Ökosystem der Korallenriffe und der damit verbundenen Nahrungsketten durch das Einbringen von Bakterien in Form des Probiotika. Die Studienleiterin Santoro ist aber zuversichtlich. Als Allheilmittel sieht sie den Ansatz aber nicht: „Der Einsatz eines Probiotikums ist ein wirksames Mittel, um den Korallen bei der Bewältigung des Hitzestresses zu helfen, aber wir müssen auch andere Maßnahmen in Betracht ziehen.“ So brauche es vor allem die Verringerung der Treibhausgasemissionen und eine Veränderung des Ressourcenverauches. Nachdem es in punco „Korallenschutz“ aber bereits jetzt fünf vor 12 ist, sind solche Lösungen aus der Forschung vielleicht eine Art „Rettungsanker“. So sieht das auch die Forschende: “ Die Korallen brauchen all diese Maßnahmen“.