Mollie: Europa hat ein neues Unicorn, und es ist natürlich ein Fintech
Es klingt nach einem gemütlichen Nilpferd, hat aber viel mehr mit Online-Payment zu tun: Mit Mollie hat Europa ein neues Fintech-Unicorn hervorgebracht, das eine ziemlich unspektakuläre Sache macht: Es wickelt Bezahlungen in Online-Shops ab. Nachdem Gründer Adriaan Mol die Firma 2004 gestartet hat, ist sie seither auf mehr als 300 Mitarbeiter und rund 100.000 Kunden gewachsen. Und: Die jüngste Finanzierungsrunde verpasst Mollie den Einhorn-Status.
Der niederländische Zahlungsdienstleister hat bekannt gegeben, dass es in seiner Series B satte 90 Millionen Euro aufgenommen hat. Die Runde wird von TCV aus den USA angeführt – ein sehr bekannter Investor, der etwa auch bei Airbnb, ByteDance, Spotify, Revolut oder Tourradar aus Österreich sein Geld angelegt hat. Die neue Runde ist ein ordentlicher Sprung. Bisher hat Mollie „nur“ etwa 25 Millionen Euro bis zur Series A geholt. Die Corona-Krise mit dem Push für E-Commerce ist der neuen Milliardenbewertung offenbar sehr zuträglich gewesen.
Aufsteigender Rivale von Adyen und Stripe
Im Pool der Firmen, die mit APIs und Plugins Bezahlmöglichkeiten wie Kreditkarte, Apple Pay, PayPal oder Klarna (Sofortüberweisung, Ratenzahlung) einfach in Webseiten integrierbar machen, ist Mollie nicht alleine. Zwar fällt durch die Insolvenz von Wirecard ein großer Player weg, doch mit Adyen aus den Niederlanden, Worldline aus Frankreich oder Stripe aus den USA gibt es viele andere große Fintechs, die in dem Bereich arbeiten.
Mollie-Gründer Mol weiß das natürlich. Seine Strategie: Er will durch starke Lokalisierung der Dienste (Sprache, Payment-Methoden) jedes Land gezielt bedienen und sich vor allem auf KMU fokussieren, die gerade durch Corona den Zwang sehen, schnell in den E-Commerce zu kommen. Es soll Händlern wie deren Kunden so einfach wie möglich gemacht werden. Das „Apple der Payment-Welt“ wolle man bauen, meint gar John Doran von Lead-Investor TCV.
Einstieg ins Geschäft mit Kreditkarten?
Hervorgegangen ist Mollie eigentlich als Seitenprojekt von Mols erstem Startup, MessageBird. Dieses ähnelt ein wenig Twilio aus den USA und wird nach wie vor betrieben – doch Mol schied dort aus und fokussierte sich vor vielen Jahren auf Mollie. Pläne hat er genug. So könnte die Ausgabe von Kreditkarten oder neue Finanzprodukte für Unternehmen dazukommen. Die App- und Medienindustrie wird bereits bedient. Speziell für diese gibt es Payment-Optionen für Abomodelle, um wiederkehrende Zahlungen einfach abwickeln zu können.