Morpher: Das Wiener DeFi-Startup holt weitere 1,25 Mio. Dollar Investment
Börsenhandel ohne Börse – das ist vereinfacht gesagt das, was das Wiener Startup Morpher rund um Gründer und Geschäftsführer Martin Froehler seinen zukünftigen Nutzern ermöglichen will. Das Mittel dazu ist natürlich die Blockchain, die es ermöglicht, Trading-Gebühren und Mittelsmänner aus dem Spiel zu nehmen. Am 31. August soll es losgehen, und zehntausende Nutzer werden dann unter morpher.com auf die Kurse von Aktien, Währungen und Rohstoffen wetten können – mit Krypto-Token, eh klar.
„Wir virtualisieren Aktien, Währungen oder Rohstoffe auf der Blockchain“, sagt Martin Froehler, Geschäftsführer von Morpher, im Gespräch mit Trending Topics. In der Praxis wird das, vereinfacht gesagt, so aussehen: Wettet ein Nutzer 100 Morpher-Token auf die Apple-Aktie, diese wächst um 10 Prozent, dann bekommt er 10 neue Token. Im Umkehrschluss verliert er Token, wenn die Aktie sinkt.
MPH-Token zum Wetten auf Kurse
Zum Start des neuen Portals Ende August werden laut Froehler alle Aktien der Indexes S&P500 und NASDAQ100, Gold und Silber als Rohstoffe sowie 30 verschiedene Kryptowährungen und 30 Forex-Paare handelbar sein. Die Nutzer (50.000 haben sich auf die Warteliste setzen lassen) werden zu Beginn per Airdrop mit kostenlosen Morpher-Token (Kürzel MPH) versorgt, um die Plattform mal austesten zu können. Zu einem späteren Zeitpunkt wird man sich die MPH-Token dann auch auf Exchanges im Netz kaufen können.
Und hier liegt dann auch das Geschäftsmodell von Morpher. „Wir sind kein Mittelsmann, sondern wir verdienen Geld wie andere Blockchain-Protokolle auch“, sagt Froehler. „Wir finanzieren uns durch geringfügige Token-Schöpfung, also neu erzeugte Token, wie andere Protokolle auch. Das ist unabhängig von Gewinn oder Verlust einzelner User, und vergleichbar zu den Coinbase-Transaktionen, mit denen Blockchain-Miner kompensiert werden (z.B. auf Ethereum).“
Seine Firma verdient somit selbst MPH-Token. Diese kann man dann gegen Fiatgeld oder andere Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum tauschen.
Apex Ventures und Tim Draper investieren
Dieses Geschäftsmodell hat wie berichtet bereits den prominenten US-Investor Tim Draper davon überzeugt, mehr als eine Million Dollar bei Morpher zu investieren (Trending Topics berichtete). Nun wurde dieses Investment in einer zweiten Seed-Runde verdoppelt. Als Lead-Investor ist nun Apex Ventures aus Österreich an Bord gekommen – gemeinsam mit Draper Associates (u.a. auch Skype, Tesla, Twitch) werden noch einmal 1,25 Millionen Dollar in das Wiener Startup investiert.
Mit diesem Geld soll der Start in etwa zwei Wochen gelingen und Morpher im neuen Rennen des DeFi-Marktes vorne platzieren. „Die Idee ist, mit Morpher die westlichen Kapitalmärkte indirekt über die Blockchain dort verfügbar zu machen, wo es noch keinen Zugang gibt“, sagt Froehler. In den USA wird der Dienst wegen dortiger strenger Blockchain-Regulierung noch nicht starten können, deswegen liegt der Fokus vorerst auf Europa, Afrika und Asien.
Regulierung ist aber natürlich in Österreich ein Thema. „Das ist kein konzessionspflichtiger Wertpapierhandel, weil es keine Gegenpartei gibt. Bei uns gibts niemanden auf der anderen Seite, weil der Smart Contract die Wette akzeptiert“, sagt Froehler. Unterstützung bei dem Regulierungsthema hat seine Firma von Stadler Völkel Rechtsanwälte erhalten, die in der Krypto-Branche mittlerweile wohl bekannt ist.
DeFi als Wachstumsmarkt
Morpher und sein Token setzt, wie viele andere DeFi-Projekte auch, auf Ethereum auf. der MPH-Token ist ein ERC20-Token. Der Token ist anders als etwa Tether (USDT) kein Stablecoin und wird seinerseits einer Preisbildung am Markt unterliegen. Diese Zusatzschwankung ist nicht für alle Trader attraktiv, deswegen will das Startup in Zukunft dieses Wechselkurs-Risiko mit einem Protokoll beseitigen, das Futures nachbildet. Auch gänzlich neue Märkte sollen geschaffen werden – etwa könnten Morpher-Nutzer auf die Preisentwicklung von Cannabis wetten. „Alles, was einen Daten-Feed hat, kann bei uns ein Markt sein“, sagt Froehler.
Da Morpher auf Basis von Ethereum läuft, gibt es für die Nutzung der MPH-Token Transaktionskosten. „Grundsätzlich bezahlt der User, der mit dem Smart Contract interagiert, die Gas-Gebühren. Wer diese Kosten vermeiden will ,kann statt auf Ethereum auf der Morpher-Sidechain handeln, die kryptographisch mit Ethereum verlinkt ist und auf der für Trades keine Kosten anfallen“, sagt Froehler. „Das ist unsere Implementierung von Plasma, einem Skalierungsvorschlag für Ethereum von Vitalik Buterin und Joseph Poon.“
Mit dem Thema „Decentralized Finance“ (DeFi) liegt Morpher jedenfalls im Trend, denn das Kürzel schreiben sich derzeit sehr viele Blockchain-Projekte auf die Fahnen. Froehler: „DeFi ist die Dezentralisierung von Finanzgeschäften, für die es bisher vertrauenswürdige Mittelsmänner brauchte. Es werden Vermittler mit Algorithmen ersetzt, und das wird auf verschiedenste Dinge angewandt – in unserem Fall also Aktienhandel. Das ist meiner Ansicht nach der größte Wachstumsmarkt im Blockchain-Bereich.“
Dass Morpher nicht DeFi, sondern möglicherweise gar selbst zur zentralen Instanz als Handels-Plattform werde, sieht Froehler nicht so: „Morpher hat keinen Einfluss auf die Interaktionen der User mit dem Protokoll. Auch die Governance des Morpher-Protokolls findet direkt auf der Ethereum-Blockchain statt. Über sie werden Komponenten wie das Oracle (die Datenquelle) und der Administrator per Wahl vergeben. Das Protokoll ist so konzipiert, dass es auch ohne Morpher und seine Entwickler weiterhin funktionieren würde.“