MPC²: Mit dem „Corrosion Ray“ auf der Jagd nach Rost und Co
MPC², ein Startup aus Leoben, hat sich dem Kampf gegen eines der größten Probleme in der Werkstoffindustrie verschrieben: der Korrosion, bei Eisenmetallen besser bekannt als Rost. Generell handelt es sich um die Reaktion eines Werkstoffs mit seiner Umgebung, die eine messbare Veränderung bewirkt.
Korrosion kann die Qualität von Bauteilen mit der Zeit immer mehr beeinträchtigen. Um dagegen vorzugehen, hat MPC² unter anderem mit dem „Corrosion Ray“ ein tragbares Prüfgerät für Korrosion entwickelt. Unterstützung erhält die 2022 gegründete Jungfirma durch die Austria Wirtschaftsservice (aws).
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Founder-Ehepaar sind Expert:innen für Werkstoffe und Korrosion
CEO und Mitgründer Manuel Prohaska hat die Jungfirma gemeinsam mit seiner Ehefrau Simone Prohaska ins Leben gerufen. Manuel Prohaska ist ein Experte für Korrosion, er hat an der Montanuniversität Leoben sein Doktorat in Korrosionswissenschaft gemacht und hat auch viel Praxiserfahrung mit diesem Phänomen gesammelt. Auch Simone Prohaska hat an der Montanuniversität Leoben studiert, ihr Fachgebiet liegt im Bereich der Werkstoffwissenschaften.
„Nach mehreren Jahren in der Geschäftsführung mittelständischer Unternehmen im Tätigkeitsfeld der Hochdrucktechnik wollte ich eines der technischen Probleme lösen, welches mir jahrelang Kopfschmerzen bereitet hatte. Es ging hierbei um die Tatsache, dass bis dato keine Möglichkeit gibt, Schweißnähte aus hochlegierten Werkstoffen quantitativ direkt am Bauteil hinsichtlich deren Korrosionsbeständigkeit zu prüfen“, erklärt Manuel Prohaska.
„Corrosion Ray“ ermöglicht Korrosionsuntersuchungen direkt am Bauteil
Prohaska zufolge gibt es viele etablierte zerstörungsfreie Prüfverfahren zur Feststellung der mechanischen Integrität, jedoch keines für die Überprüfung der chemischen Eignung. „Im Falle falscher Schweißprozesse und / oder inadäquater Ausgangsmaterialien können Schweißnähte signifikant schlechtere Eigenschaften im Vergleich zum übrigen Bauteil aufweisen. Diese Problematik war die Geburtsstunde unseres Hauptprodukts, dem Corrosion Ray“, so Prohaska.
Der Corrosion Ray basiert auf der sogenannten „Double-Loop Elektrochemischen Potentiokinetischen Reaktivierungsmethode“, kurz DL-EPR. Das Prüfgerät soll sehr rasche und präzise Korrosionsuntersuchungen direkt am Bauteil ermöglichen. Das bedeutet, dass keine Probeentnahme nötig ist. Im Vergleich zu konventionellen Prüfverfahren biete der Corrosion Ray einen um mehr als 90 Prozent reduzierten Energie- und Chemikalienverbrauch auf und reduziere die Prüfdauer um mehr als 99 Prozent. Derzeit befindet sich das Gerät noch im Entwicklungsstadium, den Proof-of-Concept konnte MPC² jedoch bereits erbringen. Momentan arbeitet die Jungfirma an der Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit sowie der Automatisierung.
MPC² entwickelt eigenes Korrosionslabor
Ein wichtiger Meilenstein für MPC² war der Beginn der Zusammenarbeit mit zwei der wichtigsten Lizenzgeber für Harnstoffanlagen weltweit. Eines der Unternehmen sitzt in den Niederlanden, das andere in der Schweiz. Darüber hinaus hat das Startup bereits Aufträge mit einem Unternehmen der voestalpine-Gruppe sowie eine regelmäßige Geschäftsbeziehung mit einem Teilbereich des thyssenkrupp-Konzerns erreicht. Im März 2024 hat MPC² die ISO 9001-Zertifizierung erhalten.
MPC² bietet Unternehmen technische Beratung mit einem Fokus auf hochlegierte Werkstoffe an. Dabei kommen die eigenen Korrosionsprüfmethoden des Startups zum Einsatz. Der Corrosion Ray kommt zusammen mit anderen Prüfmethoden der Jungfirma im Rahmen von Qualitätsinspektionen in Fertigungsbetrieben sowie in petrochemischen Anlagen zum Einsatz. Zusätzlich wird die Jungfirma bald ein eigenes Korrosionslabor fertigstellen. Das Labor soll im Jänner 2025 seinen Betrieb aufnehmen.
„Zusammenarbeit mit der aws ausgezeichnet und unbürokratisch“
Bei der Entwicklung seiner Prüfungsmethoden stand MPC² die aws zur Seite. „Die aws Pre-Seed Deep Tech-Förderung hat es uns ermöglicht, unsere Geschäftsidee zügig und fokussiert voranzutreiben, ohne tagtäglich um das finanzielle Überleben kämpfen zu müssen. Auch ist die Zusammenarbeit mit der aws ausgezeichnet und unbürokratisch. Die Mitarbeiter:innen haben jederzeit ein offenes Ohr im Falle von Fragen bzw. Anliegen und versuchen im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu unterstützen“, erzählt Manuel Prohaska.
Bis Ende des ersten Quartals 2025 will das Startup seinen Corrosion Ray so weit verbessert haben, dass Messungen von Schweißnähten auf Bauteilen mit unterschiedlicher Geometrie und Oberflächengüte möglich sein werden. Der Fokus liegt besonders auf der Anwendbarkeit des Produkts auf Rohren, sowohl auf der Außen- als auch mit gewissen Einschränkungen auf der Innenoberfläche.