Musk beginnt die Twitter-Übernahme mit Rauswurf von Top-Manager:innen
„Freeing the bird“: Mit diesen Worten hat Elon Musk den Kauf von Twitter vollzogen. 44 Milliarden Dollar bezahlen er und seine Investor:innen dafür, den Kurznachrichtendienst übernehmen und umbauen zu können – also etwas mehr als jene 41 Milliarden Dollar, die Twitter aktuell an der Börse wert ist. Und mit dem Umbau wird auch unverzüglich begonnen. Denn gleich am ersten Tag hat Musk eine Reihe von Top-Manager:innen rausgeworfen.
Mit Musks Amtsantritt sind sofort der bisherige CEO Parag Agrawal, Finanzvorstand Ned Segal, Chefsyndikus Sean Edgett sowie die Leiter der Abteilung Rechtspolitik, Vertrauen und Sicherheit, Vijaya Gadde, und Chief Customer Officer Sarah Personette gegangen worden. Das berichten aktuell übereinstimmend zahlreiche US-Medien, die sich auf ihre Quellen berufen. Sie erhalten den Berichten zufolge zusammen Abfindungen in der Höhe von etwa 90 Millionen Dollar.
Die Rauswürfe sprechen eine deutliche Sprache: Gegen Ex-CEO Agrawal twitterte Musk Poop-Emojis, weil er mit Entscheidungen nicht einverstanden war, und Gadde war in den Bann des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump involviert. Weitere große Umgestaltungen stehen an. Wie berichtet könnte es drastische Stellenkürzungen geben (bis zu 75% der Belegschaft), um in einem ersten Schritt mal ordentlich Kosten zu sparen. Der Musk-Vertraute Jason Calacanis, der mit der Rolle des CEO liebäugelt, riet bereits dazu, Home Office wieder abzuschaffen – dann würden 20 Prozent der Mitarbeiter:innen von alleine kündigen.
Twitter: Elon Musk plant offenbar drastische Stellenkürzungen
Musk geht den Umbau von Twitter auch gleich an der Werbefront an. Das ist bis dato die Haupteinnahmequelle von Twitter. In Richtung Werbetreibenden, aber auch anderen richtete Musk aus, dass Twitter keine „free-for-all hellscape“ werden könne, in der jede:r alles sagen kann. Zu rechnen ist damit, dass etwa große Organisationen und Politiker:innen künftig eine Gebühr für die Nutzung eines Twitter-Accounts (z.B. all jene mit blauem Hakerl ab einer gewissen Zahl an Followern) entrichten müssen, um weiter ihre Markenbotschaften absetzen zu können.
Auch über eine mögliche Rückkehr von Donald Trump wird spekuliert. Dessen Twitter-Account war ja im Jänner 2021 dauerhaft gesperrt worden, was dem ehemaligen US-Präsidenten seinen wichtigsten Online-Kanal wegnahm.
Eine Zukunft voller Krypto
Am Geschäftsmodell von Twitter wird Musk wohl ordentlich feilen. So wird bereits spekuliert, dass Nutzer:innen eine Krypto-Wallet bekommen sollen. Das hat gleich mal den Kurs der Spaßwährung Dogecoin (DOGE) in die Höhe getrieben – dort ist Musk nicht nur Unterstützer, sondern auch in die Weiterentwicklung involviert. Bitcoin-Spenden an Nutzer:innen sind bei Twitter bereits seit längerem integriert, auch NFTs können via Tweets mittlerweile gehandelt werden.
Sieht man sich die Liste der Geldgeber an, die Musks Twitter-Übernahme mit Milliarden von Dollar erst möglich machen, dann fällt auch: Es sind sehr viele mit dabei, die im Krypto-Business unterwegs sind: Andreessen Horowitz (a16z), Binance oder DFJ Growth IV Partners (Tim Draper) gehören zu den Geldgeber:innen. Aktuell befindet sich die Blockchain-Industrie im Krypto-Winter, bereitet sich aber auch ein Comeback um das Jahr 2024 vor. Da wird es das nächste Bitcoin Halving und die EU-Regulierung MiCA geben, was für weitere Impulse am Markt sorgen könnte. Twitter wäre ein weiterer Baustein, um die Entwicklung – auch im Interesse der Investor:innen – zu fördern.
Was noch für die Einführung von mehr Krypto-Funktionen ist, ist der Plan von Musk, Twitter zu einer Super-App nach dem Vorbild von WeChat umzubauen. Würde es bei Twitter immer mehr Funktionen geben, um sich Services oder Produkte zu kaufen, bräuchte es eine entsprechende Payment-Infrastruktur. Als ehemaliger PayPal-Mitgründer weiß Musk um die Power solcher Zahlungsnetzwerke. Gegenüber der Öffentlichkeit hat Musk bereits die Idee von „X the Everything App“ formuliert. X.com jedenfalls gehört dem Unternehmer.
„X, the everything app“: Elon Musk könnte Twitter in einen WeChat-Klon verwandeln