Musk verbreitet gefälschtes Video von Kamala Harris
Elon Musk steht erneut im Zentrum einer Kontroverse. Diesmal sorgt ein gefälschtes Video der US-Vizepräsidentin Kamala Harris für Aufsehen, das der X-Eigentümer über seine Plattform verbreitet hat. Der Clip wirkt wie ein offizieller Wahlwerbespot, enthält jedoch manipulierte Inhalte, die Harris diskreditieren sollen. Die Verbreitung des Videos wirft Fragen über Musks Einhaltung der eigenen Plattformrichtlinien auf.
Musk: „This is amazing“
Am vergangenen Freitag teilte Elon Musk ein Video auf X, in dem Kamala Harris vermeintlich abfällige und selbstironische Bemerkungen über ihre Kandidatur und ihre Qualifikationen macht. Musk kommentierte das Video lediglich mit den Worten: „This is amazing“ (übersetzt „Das ist großartig“) und einem lachenden Emoji. Der Clip nutzt teils originales Bildmaterial aus einem Wahlkampfspot von Harris, über das jedoch eine Stimme gelegt wurde, die mithilfe von künstlicher Intelligenz klanglich an Harris erinnert und aus verschiedenen Aussagen zusammengeschnitten wurde.
In dem manipulierten Video sagt die gefälschte Harris unter anderem: „Ich, Kamala Harris, bin eure demokratische Präsidentschaftskandidatin, weil Joe Biden in der Debatte endlich seine Senilität offengelegt hat.“ Sie erklärt zudem, nur aufgrund ihres Geschlechts und ihrer Hautfarbe aufgestellt worden zu sein und gibt zu, keine Ahnung zu haben, wie man das Land regiert. Die Aussagen sind eindeutig darauf ausgelegt, Harris zu diskreditieren und Zweifel an ihrer Eignung als Kandidatin zu säen.
Das Bildmaterial des Originalvideos wurde ebenfalls bearbeitet: Bilder des ehemaligen Präsidenten Donald Trump und seines Vizepräsidenten, Senator J.D. Vance, wurden entfernt und durch Aufnahmen von Joe Biden ersetzt.
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Gegen eigene Richtlinien verstoßen?
Besonders interessant ist die Angelegenheit, weil Musk mit der Verbreitung des Videos möglicherweise gegen die eigenen Richtlinien von X verstößt. In den seit April 2023 geltenden Regeln der Plattform heißt es: „Du darfst keine synthetischen, manipulierten oder aus dem Zusammenhang gerissenen Medien teilen, die Menschen täuschen oder verwirren und zu Schäden führen können.“ Solche Beiträge sollen gelöscht oder zumindest gekennzeichnet werden, um ihre Authentizität zu verdeutlichen und Kontext zu liefern. Ausgenommen sind lediglich Memes oder Satire, die keine erhebliche Verwirrung über die Echtheit der Medien verursachen.
Das Video, das Musk teilte, war ursprünglich von einem anderen Account (@MrReaganUSA) hochgeladen worden und enthielt einen klaren Hinweis darauf, dass es sich um eine Parodie handelt. Musk hingegen unterließ jegliche Erklärung. Eine Kennzeichnung durch X, die das Video als manipuliert erkenntlich machen würde, blieb ebenfalls aus. Bis Sonntag hatte der Post von Musk bereits 119 Millionen Aufrufe erreicht.
Deepfakes im Wahlkampf
Die Verbreitung von Deepfakes und manipulierten Inhalten im Kontext politischer Kampagnen ist kein neues Phänomen, gewinnt aber mit der Verbreitung von künstlicher Intelligenz an Brisanz. Zu Beginn des Jahres hatten 20 Technologieunternehmen, darunter auch X, eine Vereinbarung zur Bekämpfung des betrügerischen Einsatzes von KI im Wahlkampf unterzeichnet.
Das Team von Kamala Harris reagierte scharf auf die Verbreitung des gefälschten Videos. In einer Stellungnahme hieß es: „Das amerikanische Volk will die echte Freiheit, die Chancen und die Sicherheit, die Vizepräsidentin Harris anbietet, und nicht die gefälschten, manipulierten Lügen von Elon Musk und Donald Trump.“ Angesichts des bevorstehenden Wahlkampfes dürfte diese Episode nur eine von vielen Auseinandersetzungen um die Verbreitung manipulierter Inhalte bleiben.