myBioma wird zu Biome Diagnostics und steigt in Krebsforschung ein
Stuhlproben per Post einschicken und sich in einem Mikrobiom-Bericht eine Analyse der Bakterien holen: Dafür war bisher das niederösterreichischen Startup myBioma der beiden Gründer Nikolaus Gasche und Barbara Sladek bekannt. Jetzt wird aus myBioma die Biome Diagnostics GmbH.
Zwar bleiben die ursprüngliche Marke und die Darm-Mikrobiom-Analysen als Lifestyle-Produkt für Endkunden erhalten, doch für das Startup geht es künftig stark in Richtung B2B und Forschung. „Unser Fokus liegt auf der Entwicklung und erfolgreichen Einführung der ersten Diagnosesoftware, die auf der genetischen Information des Darm-Mikrobioms basiert. Zu diesem Zweck nutzen wir fortschrittliche bioinformatische Algorithmen und verfügen über qualitätssichernde Pipelines für maschinelles Lernen. Wir erwarten den Launch der Software Anfang 2022“, sagt Mitgründer Gasche.
Finanzierungsrunde in Planung
Außerdem ist Ende des Jahres eine große Finanzierungsrunde geplant. Klar, den Startups im BioTech/MedTech-Bereich sind kostenintensiv. Wie berichtet, hat das Startup bereits ein sechsstelliges Investment von Business Angel Johann Steszgal, EXF Alpha (European Super Angels Club), dem Münchner Unternehmer Thomas Wilckens und den Eigentümern der österreichischen Tec-Gruppe, Ernst Rohrschach und Peter Lehner erhalten (Trending Topics berichtete).
Dieses Jahr wolle man gleich zwei große Studien im Bereich Krebs und Mikrobiom abschließen, so Mitgründerin Sladek. Die dort erhobenen Mikrobiomdaten werden in die Analyseplattform des Unternehmens eingespeist. Um den neuen Zielen gerecht zu werden, hat sich das junge Unternehmen im Jänner 2021 ein Überwachungs-Audit für die Zertifizierung nach ISO 13485 (Herstellung von Medizinprodukten) und ISO 9001 (Qualitätsmanagement) erfolgreich absolviert.
Große Studie mit Krebszentren
Den Start in das nächste Kapitel des Startups markiert ein großes Forschungsprojekt im Bereich der Krebsimmuntherapie in Zusammenarbeit mit mehreren österreichischen Kliniken. Ziel ist es, auf Basis des Darm-Mikrobioms das Tumoransprechen vor Therapiebeginn vorherzusagen. Der Einfluss des Mikrobioms auf das Ansprechverhalten auf moderne Krebsimmuntherapien (Immuncheckpoint-Inhibitoren) ist in Studien sehr gut belegt, nun will man einen Schritt weitergehen.
Bei der Studie, die im Jänner 2021 startete, werden 90 PatientInnen mit den Erkrankungen Lungenkrebs (NSCLC), Nierenkrebs (RCC) und malignes Melanom eingeschlossen. Herausgefunden werden soll, ob die Bakterienzusammensetzung im Darm eine Auswirkung auf den Erfolg einer Immuntherapie bei verschiedenen Tumorerkrankungen hat. Stuhlproben der Patienten werden vor und während der Therapie mit DNA-Methoden (Next-Generation-Sequencing) analysiert. Die Studie läuft in den größten österreichischen Krebszentren, beteiligte Forschungspartner sind die Klinik Wien Floridsdorf, die Medizinische Universität Wien, die Medizinische Universität Graz und die Medizinische Universität Innsbruck.
Wird das Forschungsprojekt erfolgreich abgeschlossen, könnte das einen Meilenstein in der personalisierten Krebsimmuntherapie bedeuten. Denn auf Basis der Erkenntnisse könnte ein nicht-invasiver Test entwickelt werden, mit dem man noch vor Therapiebeginn Wirkung und Nebenwirkung einer Krebsimmuntherapie vorhersagen könnte.
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