mything: Grazer 3D-Druck-Plattform bekommt 2,1 Millionen Euro Investment – schon vor dem Launch
Eine solche Summe hat ein Startup, das noch nicht einmal gelauncht ist, in Österreich noch nicht bekommen: Die Grazer Firma mything, die einen Marktplatz für 3D-gedruckte Objekte aufbauen will, hat von KaPa Ventures satte 2,1 Millionen Euro erhalten. „KaPa“ steht dabei für die beiden Investoren Gerhard Pail und Frank Kappe (Dekan an der TU Graz, er betrieb in den 1990ern einen der ersten Web-Server weltweit), die die Mehrheit an der Firma halten. CEO und Mitgründer Florian Mott (Ex-Telekom Austria, Ex-bwin) ist an der Firma ebenfalls beteiligt.
“3D-Druck ist vielleicht nicht mehr so hip, aber der Markt wächst derzeit massiv”, sagt Mott zu Trending Topics. Der Plan: Im Spätherbst 2017 soll ein Online-Marktplatz starten, bei dem Kunden individualisierte, lokal produzierte 3D-Objekte kaufen können. In einem ersten Schritt wird es viel Schmuck, Accessoires und Gadgets geben. “Wir starten mit einem schmalen Angebot, und das wird Schritt für Schritt breiter werden”, sagt Mott. Was simpel klingt, ist im Hintergrund ziemlich komplex. Denn mything ist ein dreiseitiger Marktplatz, bei dem Designer 3D-Objekte hochladen und die Produktion von lokalen Herstellern übernommen wird.
Ein Marktplatz mit drei Seiten
Konsumenten, Designer, Hersteller – und mythings als Drehscheibe dazwischen. “Ein dreiseitiger Marktplatz ist sicher eine Herausforderung, und der stellen wir uns täglich”, sagt Mott. “Das Thema ist richtig komplex, deswegen gibt es so etwas in der Form noch nicht.” Funktionieren soll der Dienst folgendermaßen: Designer können 3D-Daten von Objekten hochladen und erhalten bei Produktion eine Lizenzgebühr. Diese Designs sollen Kunden auf der Webseite durchsuchen und in einem weiteren Schritt personalisieren können (z.B. Farbe, Gravur). Wird bestellt, bekommt ein lokaler Hersteller (z.B. 3D-Druck-Shop, Goldschmied) den Auftrag. Ist das Objekt fertig, kann es der Kunde im Shop abholen oder es sich nach Hause liefern lassen.
Der Preis der Ware setzt sich aus der Lizenzgebühr des 3D-Designers, den Produktionskosten des Herstellers und einer Vermittlungsgebühr von mything (ca. 20 Prozent) zusammen. Beim Bestellen zahlt der Kunde den Betrag ein, hat er die Ware erhalten und bewertet sie als zufriedenstellend, wird das Geld, das auf einem Treuhandkonto zwischengelagert wird, ausgeschüttet. Zum Start im Herbst sollen rund 60 bis 70 Produzenten auf der Plattform sein, bestellt werden kann international.
Viel Investment für den Aufbau
Derzeit arbeiten rund zehn Angestellte für Geschäftsführer Mott, aufgeteilt zwischen Graz und dem Wiener Coworking Space sektor5, zudem gibt es eine Partnerfirma in der Ukraine, die bei der technischen Entwicklung hilft (nein, nicht TechNation). Die besondere Herausforderung: Algorithmen sollen die eingereichten Designs auf ihre Machbarkeit prüfen und außerdem automatisch den Endpreis (inklusive Lizenzgebühr, Produktionskosten und Vermittlungsgebühr) kalkulieren. Die 2,1 Millionen Euro werden in die Entwicklung von Backend und Frontend, Marketing und Personal gesteckt.
Von anderen 3D-Marktplätzen wie 3D Hubs oder ShapeWays soll sich mything durch Qualität (Designs werden geprüft, nur professionelle Shops) und den dezentralen Ansatz eines Hersteller-Netzwerks unterscheiden. Dem Endkonsumenten, der ab Herbst mit Werbemaßnahmen gewonnen werden soll, wird man den 3D-Druck gar nicht unter die Nase reiben. Ihm wird in erster Linie kommuniziert, dass er eben personalisierte, lokal produzierte Gegenstände kaufen kann.
“Die Vision ist, dass auch Ersatzteile on demand lokal produziert werden können. Dann werden nur mehr Druckdaten herumgeschickt und nicht mehr Waren”, sagt Mott über die Ausbaupläne. Die Wachstumsraten der 3D-Druck-Branche geben ihm Anlass zu viel Optimismus. “3D-Druck wird vieles revolutionieren, die Frage ist nur wann.”