N26: Chefetage verhindert Betriebsratwahl
Die von Mitarbeitern der Berliner Challenger-Bank N26 geplanten Betriebsratwahlen sind vorerst auf Eis gelegt. Am Donnerstag und Freitag dieser Woche hätten die Wahlen eigentlich in einem Lokal in der Berliner Innenstadt über die Bühne gehen sollen – doch nun mussten sie abgesagt werden. Der Grund: Das Management von N26 hat vor dem Berliner Arbeitsgericht laut einem Bericht von Financefwd eine einstweilige Verfügung gegen Initiatoren der Mitarbeitervertretung erwirkt. Es hätte an einem Hygienekonzept in dem Lokal gemangelt, um die Wahlen während der Corona-Pandemie sicher durchführen zu können.
Mit der Verfügung hat der Konflikt zwischen jenen Mitarbeitern, die sich einen Betriebsrat wünschen, und den N26-Gründern Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal eine neue Eskalationsstufe erreicht. Eine Gruppe von etwa 30 Mitarbeitern hat vor kurzem in einem offenen Brief mitgeteilt: „Das Vertrauen und die Zuversicht in das Management von N26, dass es das Wohlergehen der gesamten Belegschaft gewährleistet, sind auf einem historischen Tiefststand.“ Kritisiert werden fehlende Transparenz bei den Gehältern, hoher Arbeitsdruck und viele befristete Verträge.
Verstoß „gegen fast alle Werte, an die wir glauben“
In einem Mail an die Mitarbeiter ließen die N26-Chefs der Belegschaft wissen, dass ihnen die Bestrebungen, einen Betriebsrat einzurichten, nicht gefallen. Ein solches Gremium würde „gegen fast alle Werte, an die wir bei N26 glauben“, verstoßen. Weiter heißt es in dem Schreiben, aus dem Financefwd zitiert: „Antrieb: Es verlangsamt uns. Einfachheit: Es macht unsere Zusammenarbeit komplexer und hierarchischer. Integrität: Es untergräbt eine Kultur des Vertrauens und könnte zu einem erhöhten Maß an Konfrontation führen. Exzellenz: Es ist kein zeitgemäßes Instrument des Mitarbeiterengagements und schränkt die persönliche Karriereentwicklung und Wirkung ein.“
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat das Vorgehen von N26 gegen die Betriebsratswahl kritisiert. Oliver Hauser ließ Financefwd wissen, dass er sich vom ausreichenden Hygienekonzept vor Ort selbst überzeugt hätte. Er sieht in der Einstweiligen Verfügung einen „klaren Angriff auf die Bemühungen, einen Betriebsrat zu gründen.“ Verdi kündigte an, Widerspruch vor dem Arbeitsgericht einzulegen.
Seitens N26 heißt es offiziell: „Wir möchten nochmal deutlich machen, dass weder die Gründer noch das Managementteam von N26 sich gegen eine Arbeitnehmervertretung und -beteiligung – egal welcher Form – stellt oder gegen sie vorgeht“. Sollten „einige unserer Mitarbeiter das Bedürfnis haben, die Feedback-Kultur anders zu organisieren, werden wir dies natürlich voll und ganz respektieren und unterstützen.“ Nur hätte die Organisatoren eben ein „ausreichendes Gesundheits- und Hygienekonzept vorzulegen, das die erforderlichen gesetzlichen Anforderungen erfüllt“, vorzulegen – und das sei bisher nicht passiert.