Nach dem Chatbot-Hype: Der neue Anlauf der Swelly-Gründer heißt Gateway Labs
Ist es eine Idee, erst mal keine Idee zu haben? Peter Buchroithner, Philipp Holly und Manfred Strasser meinen: ja. Die drei Gründer der Swelly-App, die als Chatbot bei simplen Entscheidungen (A oder B) helfen sollte, haben viele Hochs und Tiefs hinter sich. Und wollen jetzt mit einer neuen Unternehmung starten, die noch gar keinen großen Plan für ein Produkt hat.
Doch der Reihe nach: Nachdem vor allem Facebook 2016 Chatbots als die neuen Apps hypte, ist es in letzter Zeit eher ruhig um das Thema geworden. Im Zuge von Datenschutzproblemen musste Facebook die Technologie zurückdrehen, und lang erwartete Chatbots für WhatsApp kamen nie. Auch in Österreich gestanden sich einige Startups, Projekte und Unternehmen (zuletzt die Wiener Börse) ein, dass die Nutzung von Chatbots hinter den Erwartungen blieb – und drehten ab.
Mit Swelly hatten die drei Gründer ab 2016 einen der weltweit am meisten genutzten Chatbots gebaut und die Hype-Welle ordentlich geritten. Doch nach mehreren Anläufen in den letzten Jahren, dem Chatbot frisches (Business-)Leben einzuhauchen (Daten für Meinungsforscher, Krypto-Token), scheint nun die Luft aus dem Startup raus zu sein. Rund 1,5 Millionen Dollar pumpten Investoren in die Firma, die sich zwischenzeitlich in den USA ansiedelte und 2017 noch groß von Facebook auf einer F8-Konferenz präsentiert wurde.
„Chance übersehen“
Zwar wird es Swelly weiter geben („ein profitables Unternehmen, dass es noch sehr lange weiter geben wird“), doch künftig wollen sich Buchroithner, Holly und Strasser neuen Projekten widmen. Und zwar mit ihrer Neugründung Gateway Labs. Dabei handelt es sich um eine Art Agentur, die einerseits Kundenprojekte umsetzen und andererseits eigene Projekte verwirklichen will. Zwischen Wien und Kapstadt verteilt, wollen die drei Entwickler in den nächsten zwei Jahren zehn Ideen ausbrüten und dann die viel versprechendste in ein Produkt verwandeln. Fündig werden will man in den Bereichen Nachhaltigkeit, Gesundheit, Bildung und Fitness.
„Rückblickend habe ich das Gefühl, dass die Tatsache, dass wir mit dem Problem begonnen haben, uns dazu veranlasst hat, die Chance zu übersehen, was aus Swelly hätte werden können“, so Buchroithner. Zu einer echten Entscheidungshilfe für Konsumenten wäre der Chatbot nie geworden. „Während einige Leute Swelly dazu benutzten, Kaufentscheidungen zu treffen und zu fragen, was sie anziehen sollen, verglichen viele unserer Benutzer einfach Dinge und veröffentlichten Fotos von süßen Tieren oder Selfies. Swelly in eine lustige Umfrage-App zu verwandeln und gleichzeitig den Werbetreibenden Zugang zu einem jungen Publikum zu ermöglichen, hätte eine andere Lösung sein können.“ Doch so weit wird es nicht kommen.
„Die Execution macht den Unterschied“
Die Fehler, die man bisher gemacht hat, will das Trio nicht wiederholen. Mit Gateway Labs wird Buchroithner, der mittlerweile in Kapstadt lebt, gemeinsam mit Holly und Strasser zuerst einmal auf Ideenfindung gehen und sich dann voll auf die Umsetzung konzentrieren. „Ideen in der Welt der Startups sind billig. Die Execution macht den wirklichen Unterschied“, schreibt er. Anstatt Investoren zu suchen, will man sich mit ein, zwei Kundenprojekten pro Jahr über Wasser halten und sich so das Geld für die eigenen Projekte verdienen. „Wir haben einige Ideen, an denen wir arbeiten, werden das aber vorerst für uns behalten.“
„Das Vorteil daran ist, dass wir unabhängig bleiben und die volle Kontrolle über unser neues Unternehmen haben“, so Buchroithner. „Die Kehrseite ist die mögliche Ablenkung, die diese Kundenprojekte erzeugen. Wir glauben jedoch, dass wir sowohl gemeinsam mit unseren Partnern als auch allein sinnvolle Produkte schaffen können.“ Auch das Einsammeln von Investments sei ablenkend, aber „wir können genug Einnahmen generieren, um das Labor aufrechtzuerhalten und unabhängig zu bleiben.“ Die nächsten zwei Jahre werden nun zeigen, ob die drei ein neues Startup-Produkt aus der Taufe heben. Buchroithner: „Das meiste Potenzial sehen wir aktuell im Thema Nachhaltigkeit. Das Spektrum ist bewusst sehr breit, da wir noch nicht wissen, wo genau das hin soll.“