Nachfrage nach Fachkräften trotz Pandemie 2021 um 35 Prozent gestiegen
Die Corona-Pandemie geht in ihr mittlerweile drittes Jahr, doch auf dem Arbeitsmarkt ist die Nachfrage nach qualifiziertem Personal deutlich auf dem aufsteigenden Ast. Im Jahr 2021 waren auf Jobbörsen und in Printmedien rund 466.000 Jobs ausgeschrieben. Das entspricht einem Plus von rund 35 Prozent gegenüber dem Jahr 2020, zeigt eine Studie der Jobbörse StepStone. Jedoch sprechen die Ergebnisse dafür, dass es auf dem österreichischen Markt einen starken Mangel an Fachkräften gibt.
Mangel an Fachkräften in allen Berufsgruppen
„Der Jobmarkt boomt“, sagt Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer von StepStone Österreich. „Im Gegensatz zum Jahr davor haben die Lockdowns die geschäftliche Entwicklung österreichischer Unternehmen kaum mehr gebremst. Entsprechend spürbar ist jetzt der Fachkräftemangel.“ Im Auftrag von StepStone hat die Marktforschungsagentur Index Jobanzeigen in 22 Printmedien und 21 Jobbörsen in ganz Österreich ausgewertet.
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Tatsächlich fehlten laut der Analyse im vergangenen Jahr quer durch alle Berufsgruppen qualifizierte Fachkräfte. Am größten war die Nachfrage nach Mitarbeiter:innen in technischen Ausbildungsberufen, der IT sowie im Finanz- und Rechnungswesen. Bei technischen Ausbildungsberufen und IT waren jeweils rund 61.000 Jobs ausgeschrieben. Im Finanz- und Rechnungswesen waren es etwa 48.000 Jobs, auf dem dritten Platz lag der Vertrieb mit ungefähr 46.000 Stellen.
„Entwicklung wird sich fortsetzen“
Enorm gestiegen ist 2021 hauptsächlich die Nachfrage nach Fachkräften in den naturwissenschaftlichen Berufen sowie in Marketing und Werbung. Im Vergleich zum Jahr davor wurden in diesen Berufsgruppen jeweils mehr als 60 Prozent mehr Jobs ausgeschrieben. Auch im Personalbereich (plus 55 Prozent im Vergleich zu 2020) und Bauwesen (plus 51 Prozent) waren Arbeitgeber:innen fieberhaft auf der Suche nach Fachkräften. Ebenso war das im Vertrieb (plus 49 Prozent) sowie in der Hotellerie und im Gastgewerbe (plus 46 Prozent) der Fall.
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„Branchen, die vor kurzer Zeit noch einen Einstellungsstopp verhängt oder gar Personal abgebaut haben, wollen jetzt beim Aufschwung mitkommen – und suchen entsprechend nach talentierten Kandidat:innen“, kommentiert Dürhammer die Entwicklung. „Der Arbeitermangel ist kein neues Phänomen, sondern ein Trend, der sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten fortsetzen wird – nicht zuletzt deshalb, weil die Bevölkerungsentwicklung immer weniger Fachkräfte auf den Arbeitsmarkt spült. Statt der Arbeitslosigkeit wird in Österreich daher die Arbeiterlosigkeit immer stärker zu spüren sein.“
Firmen müssen sich um Talente bemühen
Angesichts der Zahlen müssten sich Arbeitgeber:innen auf einen veränderten Markt einstellen, so der Arbeitsmarktexperte. Nicht mehr Unternehmen diktieren demnach die Bedingungen, sondern Arbeitnehmer:innen. Dürhammer: „Vor den Firmen steht niemand mehr Schlange, im Gegenteil: Arbeitgeber:innen werden sich verstärkt um talentierte Nachwuchskräfte bemühen müssen – und deren Bedürfnisse ernst nehmen.“