The Blooming Project: Ein nachhaltiger Strauß Blumen zum Valentinstag
Heute ist Valentinstag – der Feiertage für alle verliebten Pärchen, die sich an diesem Tag ihre Zuneigung bekunden wollen. Zu diesem Anlass befragte der Handelsverband Österreich kürzlich 660 Österreicher:innen, was sie dieses Jahr zum Valentinstag schenken wollen. Wenig überraschend antworteten 53 Prozent der Befragten: Blumen.
Kaum eine Blume sagt dabei mehr: „Ich liebe Dich“ als die klassische rote Rose. Vielleicht ist sie deswegen auch so beliebt. In Deutschland war die Rose 2020 mit deutlichem Abstand die beliebteste Schnittblume. Das sagen zumindest die Daten des Zentralverbandes Gartenbau. Laut diesen stach die Rose die Tulpe im Rennen um die beliebteste Blume mit 38 zu 13 Prozent aus.
Importschlager Rosen
Im Winter kommen die roten Liebesüberbringer aber selten aus der Region. Für Deutschland wurden 2020 die meisten aus den Niederlanden importiert. Rund 1,03 Milliarden Stück kamen aus dem Nachbarland, so das Statistische Bundesamt. Danach folgten die Exportländer Kenia, Sambia und Äthiopien.
Somit verursacht allein der Transport sehr viele Emissionen. Hinzu kommt in den Niederlanden noch eine ganz andere Herausforderung – die schlechte Energiebilanz. Die Blumen werden in energieintensiven, beheizten Gewächshäusern herangezogen. Laut einer Berechnung der Universität Cranfield aus dem Jahr 2007, verursachen von den Niederlanden nach Großbritannien importierte Rosen fast sechs mal mehr CO2 als Rosen, welche zum selben Zeitraum aus Kenia eingeflogen wurden. Diesen Umstand führten die Forschenden darauf zurück, dass in Kenia das nahezu ideale Wetter für den Rosenanbau herrscht. So muss kaum mehr zusätzliche Energie für den Anbau investiert werden.
Zahlreiche negative Auswirkungen von Schnittblumen
Doch damit ist das Rosen-Dilemma noch nicht geklärt. 2013 untersuchte die Umweltschutzorganisation Global2000 in österreichischen Supermärkten Rosen, Tulpen, Spraynelken und Gerbera. Dabei wiesen sie auf Rosen, welche aus afrikanischen Ländern stammten, bis zu 31 Pestizide in hohen Konzentrationen nach.
Hinzu kommt das für den Anbau benötige Wasser. Das ist vor Ort, so die Umweltschutzorganisation WWF, sowieso ein knappes Gut. Der Rosenanbau ist allerdings sehr wasserintensiv: Für die Produktion von nur einer kenianischen Rose würden knapp vier Liter Frischwasser verbraucht, so der WWF.
Erschwerend hinzu kommen oft unzureichender Arbeitsschutz und schlechte Arbeitsbedingungen.
Alles in allem sind die importierten Schnittblumen also vieles, aber nicht nachhaltig. Ist die resultierende Quintessenz somit: Keine Blumen für die Liebsten am Valentinstag? Nicht unbedingt. Auch im Winter ist der Kauf von nachhaltigen Blumensträußen möglich. Ein Beispiel dafür ist das Wiener Startup „The Blooming Project“.
The Blooming Project
Kennengelernt haben sich die beiden Gründerinnen Hannah Krimmer und Katharina Neßler 2020, während des berufsbegleitenden Studiums “Green Marketing”. Hannah Krimmer arbeitete während dieser Zeit in einem Unverpackt Laden in Wien und sollte für diesen Blumen organisieren – nachhaltig aus der Region, versteht sich. Dabei stellte sie jedoch fest, dass es für regionale Schnittblumen kaum Anbieter:innen gibt. Aus dieser Erkenntnis wuchs im März 2021 das Startup “The Blooming Project”.
Das Startup, das zunächst nur als Projekt gedacht war, entwickelte sich in der letzten Saison rasant, so die Gründerinnen. Für ihre Blumen arbeiten die beiden Österreicherinnen mit Landwirt:innen zusammen, welche die Flächen für den Blumenanbau stellen. Im letzten Jahr säten sie auf 1.000 Quadratmeter Fläche im Bogenneusiedl im Weinviertel per Hand die Blumen, so die Gründerinnen. Verwendet wurde nur Saatgut, welches mindestens Bio-Kriterien entspricht oder mit dem Demeter-Siegel zertifiziert ist.
Selbstverständlich gehört zu einem nachhaltigen Blumenanbau auch die Erkenntnis, dass die Arten nicht ganzjährig erhältlich sind. Den Saisonauftakt machen laut Neßler im März Tulpen und Narzissen. Gefolgt von den Sommerblumen, wie Dahlien, Kornblumen oder Ringelblumen. Auch Gräser, die zur Deko mit in den Strauß gebunden werden, sind auf dem Feld zu finden. Nur mehrjährige Blumen wie Rosen kann das Startup bisher nicht anbieten. Da die Flächen nur geliehen sind, könnten die Landwirt:innen diese jederzeit zurückfordern – ungünstig für mehrjährige Sträucher.
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Trockenblumensträuße zum Valentinstag
Im Februar blüht in Österreich gewöhnlich wenig. Trotzdem – und damit zurück zur Valentins-Thematik, ist es auch heute möglich, einen nachhaltigen Strauß des Startups zu erwerben. Unverkaufte Schnittblumen werden bereits im Sommer getrocknet. Hinzu kommen im Herbst die Blumen, welche noch auf dem Feld stehen. Daraus entstehen dann jetzt im Winter Trockenblumensträuße.
Für die Bindung und den Verkauf von diesen vertrauen die beiden Gründerinnen dann aber auf Expert:innen: “Wir sind beide keine ausgebildeten Floristinnen. Offiziell sind wir Landwirtinnen“, so die Mitgründerin Neßler. Daher arbeiten sie dafür mit Wiener Florist:innen und ausgewählten Einzelhändler:innen, wie „der Greißler“, zusammen. Im Schnitt koste ein Standard-Blumenstrauß, getrocknet oder nicht, circa 20 Euro. Zudem könnten sich Kund:innen bei individuellen Wünschen auch direkt an sie wenden.
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Pflanzenzucht im WG-Zimmer
Die Zukunft ihres Startups planen die Gründer:innen weiterhin in kleinen Schritten. So wollen sie laut Keßler ihre Abläufe zunächst professionalisieren: “Bisher ziehen wir unsere Pflanzen in meinen WG-Zimmer, beziehungsweise in Hannahs Wohnung auf, bevor sie auf das Feld kommen.” Der erste Schritt zu einem professionellen Startup ist laut der Österreicherin schon geplant: Ein TU-Student wird sein Bewässerungssystem auf ihrem Feld testen. Das erspare ihnen die bisher wenig nachhaltige Pendelei zu den Feldern im Sommer.
Zudem wollen sie sich um weitere Förderungen bemühen und an Wettbewerben teilnehmen. Bereits letztes Jahr gewann “The Blooming Project” den “Social Impact Award”, wir berichteten.