NATO kauft AI-Software von Palantir

KI transformiert das Schlachtfeld – und mittendrin stets das KI-Unternehmen Palantir. Jetzt hat die NATO einen Vertrag mit dem US-Softwareunternehmen abgeschlossen, um dessen KI-gestütztes Militärsystem, das Maven Smart System (MSS NATO), zu erwerben. Der Vertragsabschluss erfolgte in außergewöhnlich kurzer Zeit von nur sechs Monaten, was die NATO als „einen der zügigsten in ihrer Geschichte“ bezeichnet. Das System soll bereits innerhalb der nächsten 30 Tage einsatzbereit sein, was die Dringlichkeit des Vorhabens unterstreicht.
Das Maven Smart System nutzt generative KI, maschinelles Lernen und Large Language Models (LLMs), um militärischen Befehlshabern eine „sichere, gemeinsame operative Fähigkeit“ zu bieten. Laut NATO-Angaben wird das System die laufenden Operationen des Bündnisses unterstützen und die Entscheidungsfindung im Einsatz beschleunigen. Ein Schlüsselelement ist dabei die Verbesserung von Nachrichtenfusion, Zielerfassung, Gefechtsfeld-Überblick sowie operativer Planung.
US-Engagement in der NATO wackelt
Die Akquisition erfolgt in einem Umfeld wachsender Besorgnis unter europäischen NATO-Mitgliedern hinsichtlich einer möglichen Reduzierung des US-Engagements. Gleichzeitig steht das Verteidigungsbündnis unter Druck, mit der rasanten Entwicklung von KI-Militärfähigkeiten durch Konkurrenten wie China Schritt zu halten. General Markus Laubenthal, Stabschef beim NATO-Hauptquartier SHAPE in Belgien, betonte: „Innovation ist ein Kernaspekt unserer Kampffähigkeit.“
Während die finanziellen Details nicht veröffentlicht wurden, wird der Deal als einer der bedeutendsten Verteidigungsverträge von Palantir in diesem Jahr eingeschätzt. Das Unternehmen wird im Hintergrund von Peter Thiel mitgeleitet, einer prominenten Figur aus dem Silicon Valley mit konservativer Ausrichtung und Unterstützer des ehemaligen und designierten US-Präsidenten Donald Trump sowie dessen Vizepräsidenten JD Vance.
Maven-System ursprünglich vom Pentagon initiiert
Das Maven Smart System basiert auf dem Project Maven, das 2017 vom Pentagon initiiert wurde. Ursprünglich nutzte das Projekt Google-Technologie, doch der Tech-Riese zog sich 2018 nach massiven Protesten seiner Mitarbeiter gegen den Einsatz von KI in Kriegsszenarien zurück. Seither hat Palantir diese Lücke gefüllt und das System kontinuierlich weiterentwickelt.
Der Kern des Maven Systems besteht in der Integration verschiedener Datenquellen, insbesondere Satellitenbilder und andere Gefechtsfeldinfomationen. Durch maschinelles Lernen kann das System Ziele identifizieren und die Geschwindigkeit von Angriffen erhöhen. Es fungiert als Plattform, auf der weitere Softwareanwendungen und Datenquellen integriert werden können, was einen modularen und anpassungsfähigen Ansatz ermöglicht.
Das US-Militär arbeitet bereits mit seiner eigenen Version der Maven-Technologie, die letztes Jahr durch einen 99,8-Millionen-Dollar-Vertrag über fünf Jahre erweitert wurde. Die Vereinbarung erlaubt allen US-Militärabteilungen – Armee, Luftwaffe, Space Force, Marine und Marineinfanterie – den Zugang zum System. Ein ähnliches System kommt auch in der Ukraine zum Einsatz.
Milliardenumsätze für Palantir im Militärbereich
Palantir hat seit 2009 US-Regierungsverträge im Wert von mehr als 2,7 Milliarden Dollar erhalten, davon über 1,3 Milliarden im Verteidigungsministerium. Die Aktie des Unternehmens verzeichnete in den letzten zwölf Monaten einen Anstieg von mehr als 300 Prozent, da Investoren erwarten, dass Palantir sowohl von den Verteidigungsausgaben der Trump-Administration als auch von kommerziellen Kunden, die ihre KI-Systeme nutzen, profitieren wird.
Das Maven Smart System gilt als Schlüsselkomponente für die Combined Joint All-Domain Command and Control (CJADC2)-Initiativen, die auf eine verbesserte Interoperabilität zwischen strategischen und taktischen Operationen abzielen.