Negative Strompreise in Frankreich sorgen für Atomreaktoren-Abschaltung
Die französischen Strompreise sind aufgrund eines Nachfragerückgangs an den langen Sommertagen und eines Anstiegs der Erzeugung erneuerbarer Energien ins Negative gefallen. Der Netzbetreiber forderte Electricite de France (EDF) deswegen sogar auf, mehrere Kernreaktoren vom Netz zu nehmen. Während in ganz Europa mehr saubere Energie benötigt wird, um die Klimaziele zu erreichen, bedeuten die stark ansteigenden Erträge aus erneuerbaren Energien und der Mangel an Batteriespeichern, dass Reaktoren in Zeiten geringer Nachfrage manchmal abgeschaltet werden müssen. Ansonsten würde zu viel Strom produziert werden, den die Netze nicht tragen können.
In Frankreich, das etwa zwei Drittel seines Stroms aus seiner Atomflotte bezieht, wird dies an Wochenenden zunehmend üblich und tritt auch in der nordischen Region und in Spanien auf. EDF stoppte seine Kernkraftwerke Golfech 2, Cruas 2 und Tricastin 1 und plant, am Wochenende drei weitere anzuhalten. Auch einige Erzeuger erneuerbarer Energien werden die Erzeugung drosseln müssen, um angesichts negativer Preise keine Gebühren zahlen zu müssen.
Rekordtief bei französischen Strompreisen
Der französische Day-Ahead-Strom fiel bei einer Auktion auf Epex Spot auf -5,76 Euro pro Megawattstunde, den niedrigsten Stand seit vier Jahren. Der entsprechende Vertrag in Deutschland fiel auf 7,64 Euro. Expert:innen gehen davon aus, dass negative Preise in Zukunft häufiger auftreten könnten, wenn der Anteil erneuerbarer Energien weiter steigt und keine ausreichenden Speicherkapazitäten geschaffen werden.
„Die aktuellen negativen Preise sind ein Zeichen dafür, dass wir dringend in Speichertechnologien investieren müssen“, erklärte ein Sprecher von EDF. „Nur so können wir die zunehmenden Mengen an erneuerbaren Energien effizient ins Netz integrieren und die Versorgungssicherheit gewährleisten.“
Zuletzt sind wie berichtet auch in Deutschland und Österreich negative Strompreise durch erhöhte Solarstrom-Produktion zum Thema geworden (mehr dazu hier).
Ausbau von Speicherkapazitäten gefordert
Branchenverbände fordern daher massive Investitionen in den Ausbau von Batteriespeichern und anderen Speichertechnologien. Nur so könne das volle Potenzial der erneuerbaren Energien genutzt und eine stabile Stromversorgung sichergestellt werden. Die französische Regierung hat bereits Förderprogramme angekündigt, um den Ausbau von Speicherkapazitäten voranzutreiben.
Langfristig dürften die fallenden Preise für erneuerbare Energien und die zunehmende Verbreitung von Speichertechnologien jedoch dazu führen, dass die Strompreise insgesamt sinken und stabiler werden. Dies wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer klimaneutralen und bezahlbaren Energieversorgung.