Kryptowährung

NEM: Die „New Economy Movement“ will Firmen und Regierungen auf die Blockchain bringen

Logo der New Economy Movement, kurz NEM. © NEM.io, Montage Trending Topics
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Eine verschlüsselte Messaging-App, ein Tracking-System für verschiffte Güter, ein digitales Notariat oder gleich einen PayPal-Rivalen auf Basis einer Blockchain bauen? Klingt gut, aber welche Blockchain nimmt man da bloß dazu? Zum Beispiel jene von NEM, die selbst ernannte  „New Economy Movement“. Mit ihrem Token XEM hat sie es mittlerweile unter die Top 10 aller Kryptowährungen weltweit geschafft und, gemessen an der Marktkapitalisierung, IOTA, Monero oder Dash überholt.

Mehr als bloß eine Kryptowährung

NEM ist aber mehr als bloß eine weitere Kryptowährung. Wie eingangs erwähnt, geht es der „New Economy Movement“ darum, Unternehmen, aber auch Regierungen oder wissenschaftlichen Einrichtungen eine Blockchain-Technologie zu bieten. Diese soll sowohl öffentlich in einem dezentralen Netzwerk funktionieren als auch in einem geschlossenen, privaten Netz – etwa innerhalb eines Unternehmens.

Das kann soweit gehen, dass darauf E-Voting-Systeme, Grundbücher oder ganze Lieferketten-Systeme laufen und festhalten, welche Aktivitäten Wähler, Landbesitzer oder Lieferanten gesetzt haben. Ähnlich wie mit Ethereum soll man mit NEM auch eigene Kryptowährungen erstellen und damit einen ICO machen können. Noch aber steckt NEM in den Kinderschuhen. Wir haben uns das Projekt näher angesehen.

Was kann man mit NEM machen?

Prinzipiell ist NEM ein Peer-to-Peer-Netzwerk auf Basis einer neu programmierten Blockchain (also kein Fork einer anderen, bereits bestehenden Blockchain). Die „New Economy Movement“ will es damit Unternehmen, Behörden oder universitären Einrichtungen ermöglichen, Blockchain-Anwendungen zu bauen. Dazu kann man die freie Software der NEM-Blockchain, die seit 2014 entwickelt wird, als Basis einsetzen. Sie soll dazu dienen, dass Anwender damit unterschiedlichste Blockchain-Anwendungen bauen können. Die NEM-Plattform bietet native APIs an und ermöglicht eine einfache Integration in bestehende Systeme, es müssen nicht etwa wie bei Ethereum (Solidity) neue Programmiersprachen gelernt werden.

Das geht, wie eingangs erwähnt, von neuen Kryptowährungen über verschlüsselte Messaging-Apps bis hin zu Unternehmens-intern eingesetzten Datenbanken gehen. Prinzipiell ist die Software kostenlos verfügbar. Um sie wirklich zu nutzen und darüber Transaktionen laufen zu lassen, braucht man aber die Kryptowährung XEM, mit denen Transaktionen bezahlt werden. Auch Namespaces oder Mosaics kosten Geld.

Welche Unternehmen arbeiten mit NEM?

Der wichtigste Partner von NEM ist derzeit die japanische FinTech-Firma Tech Bureau aus Osaka. Diese hat auf der NEM-Plattform bis dato zwei Projekte umgesetzt: COMSA ist eine ICO-Plattform, die ihrerseits 2017 ihr Initital Coin Offering durchführte und dabei (zum damaligen Zeitpunkt) umgerechnet 96 Mio. Dollar einholte. Mit Mijin hat Tech Bureau wiederum eine Blockchain-Lösung für geschlossene Umgebungen gebaut, die etwa Unternehmen für interne Zwecke verwenden können. Die japanische Firma Hitachi, Hersteller von Baumaschinen und Datenspeicher, testet derzeit Mijin.

Außerdem arbeiten die beiden Firmen LuxTag und Dragonfly Fintech aus Malaysia mit NEM. Keine große Überraschung, schließlich ist Jeff McDonald Mitgründer von LuxTag, und Lon Wong Gründer und CEO von Dragonfly Fintech. Weiters werden die australische Firma Blockchain Global und die neuseeländische Firma Asta als Partner geführt. Damit ist NEM vor allem im pazifischen Raum verankert.

Wer steckt hinter der „New Economy Movement“?

Die NEM Foundation wird von den beiden frühen NEM-Entwicklern Lon Wong, ein malaysischer Internet-Unternehmer, und dem Amerikaner Jeff McDonald, der eine Zeit lang beim US-Friedenscorps und in der Lehre tätig war, geleitet. Ihre Stiftung hat den Hauptsitz in Singapur und will 2018 rund 40 Millionen Dollar investieren, um das NEM-Projekt voranzutreiben.

Fünf Millionen Dollar werden in das (noch nicht fertig gestellte) Blockchain Center in Kuala Lumpur investiert – ein Coworking Space für Blockchain-Startups. Vom Japaner Makoto Takemiya, einem frühen NEM-Entwickler, hat sich das 2015 gelaunchte Projekt 2017 (offenbar im Streit) getrennt. In Österreich ist etwa Paul Rieger vom RIAT-Institut mit dem NEM-Projekt befasst. Für die Foundation sind global mehr als 70 Personen tätig, mehr als 35 sind Vollzeitangestellte (9 davon in Europa). Das HQ für Europa ist in Antwerpen und wird von Kristof Van de Reck geleitet.

Fun Fact: Die Verfasser des Whitepaper von NEM haben offenbar ein Faible für die großen Literaten. In dem Dokument werden zur Auflockerung Haruki Murakami, Jack Kerouac, Johann Wolfgang von Goethe und William Gibson zitiert.

Was sind XEM?

XEM ist die Kryptowährung von NEM. Insgesamt gibt es exakt 8.999.999.999 XEM-Token, die beim Start des Projekts kreiert wurden und dann an die ersten 1.500 Stakeholder ausgeschüttet bzw. verkauften wurden. XEM ist dazu da, um für Transaktionen auf der NEM-Blockchain zu bezahlen. Die Bezahlung der Betreiber der Netzwerk-Knoten, die die Transaktionen verifizieren, soll diese incentivieren, um weiter Rechenleistung zum Netzwerk beizutragen. Zum Start wurden alle XEM-Token an rund 1.500 Individuen ausgeschüttet, seither werden sie immer intensiver auf Krypto-Märkten gehandelt. Derzeit sollen es etwa eine Million Nutzer sein, die XEM halten.

Die NEM-Macher behaupten, dass es bei XEM keine Inflation gibt, diese also nicht an Wert verlieren. Das bedeutet aber nicht, dass die Preise von XEM nicht schwanken. Jeder, der die Krypto-Märkte beobachtet, weiß, dass die Preise von XEM (und allen anderen Kryptowährungen) einer hohen Volatilität unterliegen.

Wo kann man XEM kaufen und handeln?

XEm kann man auf Kryptobörsen wie Bittrex, Poloniex, HitBTC oder ShapeShift handeln. Die beiden wichtigsten Exchanges Anfang 2018 für XEM sind Zaif (Japan) und Upbit (Südkorea).

Welche Wallet taugt für XEM?

Derzeit nur die Nano Wallet, die es kostenlos für Desktop (Windows, Mac, Linux) und Smartphones (iPhone, Android) gibt. Mit diesen Wallets kann man XEM auf dem eigenen Gerät speichern, wenn man sie nicht in dem Account eines Exchanges aufbewahren will.

Kann man XEM minen?

Nein. Das NEM-Projekt hat sich dafür entschieden, XEM nicht minen zu lassen, sondern alle Coins gleich zum Start zu kreieren. Das soll Stromkosten sparen – im Unterschied zu Bitcoin, wo das weltweite Mining so viel Energie verbraucht wie ein kleines Land. Allerdings gibt es so genanntes „Harvesting“ („Ernten“). Harvesting-Accounts im Netzwerk bekommen als Belohnung einen kleinen Anteil der Transaktionen. Dazu muss der Account mindestens 10.000 XEM über mehrere Tage halten.

Ist NEM anonym?

Prinzipiell ja, allerdings schwebt den Machern das Gegenteil vor. Anstatt eine abstrakte Adresse zu haben, sollen Nutzer des Netzwerks so genannte „Namenspaces“ anlegen können. So kann man etwa in der NanoWallet seinem Account einen Namen geben, unter dem man dann Transaktionen macht. Das Anlegen eines Namespace kostet 100 XEM. Änlich wie bei Twitter kann man Accounts dann mit einem @accountname anschreiben.

Was bedeutet „Proof of Importance“ (POI)?

Bitcoin oder Ethereum funktionieren nach dem Prinzip „Proof of Work“. Vereinfacht gesagt werden dabei Miner mit BTC oder ETH belohnt, die ihre Rechenleistung im Netzwerk zur Verfügung stellen, um die Transaktionen in Blöcke zu schreiben. NEM funktioniert nach dem Prinzip „Proof of Importance“ (POI). Jedem Account im NEM-Netzwerk wird ein POI-Score zugeschrieben und beschreibt, wie wichtig ein Account für das Netzwerk ist. Je mehr Transaktionen ein Account macht und je mehr XEM er über längere Zeit hält, desto höher der POI-Wert. Dieser wiederum beeinflusst, wie viel XEM bei „Harvesten“ für den Account als Belohnung abfallen. Außerdem ist relevant, mit wem man Transaktionen macht.

Wie groß ist das NEM-Netzwerk?

Im NEM-Netzwerk finden sind im Jänner 2018 mehr als 600 Super-Nodes (Accounts, die mindestens 3.000.000 XEM halten). Diese werden vorwiegend in Japan, den USA und Deutschland lokalisiert. Außerdem gibt es die Möglichkeit, mit so genannten Light Clients (z.B. die NanoWallet) am Netzwerk teilzunehmen.

Editor’s Note: Investments in Krypto-Coins oder Token sind hoch spekulativ und der Markt ist weitestgehend nicht reguliert. Jeder, der Aktivitäten in Erwägung zieht, sollte in Betracht ziehen, dass sein komplettes Investment verloren gehen könnte. Der Autor hat selbst in Kryptowährungen investiert – viel zu wenig, um reich zu werden, aber gerade so viel, um ein besseres Verständnis für die Thematik zu bekommen.

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