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NEO: Der chinesische Ethereum-Rivale mit Draht zur kommunistischen Partei

© Neo.org, Montage Trending Topics
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Klammheimlich hat sich das chinesische Projekt Neo wieder in die Top Ten der Kryptowährungen geschlichen. Lange konnte Neo dem generellen Abwärtstrend des Marktes widerstehen und Zugewinne sowohl im Market Cap (Allzeithoch: 10,5 Mrd.Dollar) als auch beim Wert (Allzeithoch: 196,85 Dollar). Erst in der letzten Woche gab Neo nach. Aktuell liegt das chinesische Projekt bei 6,7 Mrd. Dollar Market Cap und 102,20 Dollar pro Einheit und ist damit die achtgrößte Kryptowährung der Welt. 65 Millionen Neo-Coins sind zur Zeit im Handel.

Was ist Neo?

Neo ist die erste gemeinnützige und dezentralisierte Open-Source-Plattform für Blockchain-Projekte aus China. Neo nutzt digitale Identitäten, um verschiedene Assets wie Finanz-Transaktionen unter den registrierten Teilnehmern auf der Blockchain abzubilden. Ähnlich wie die Ethereum Foundation will Neo eine „Smart Economy“ schaffen, die mittels Smart Contracts Abläufe automatisiert und diese auf dem verteilten Netzwerk darstellt. In seinen Grundzügen wurde Neo 2014 gegründet. 2015 erschien das erste Paper auf Github. Kernstück des Projekts ist die Neo Virtual Machine (NeoVM), die eine (theoretisch) unbegrenzte Skalierbarkeit der Transaktionen gewährleisten möchte.

Was ist das Ziel von NEO?

Im Gegensatz zu Coins, die als Währung fungieren oder sich auf einzelne Anwendungen spezialisieren, baut Neo (analog zu den Plänen der Ethereum Foundation) Produkte, die auf das volle Spektrum der Smart Economy ausgelegt sind. Basierend auf traditionellen Programmiersprachen wie C#, .NET, Java oder Python (Ethereum hat mit Solidity seine eigene) ist Neo ein Sammelbecken für Entwickler aus der ganzen Welt. Neben Smart Contracts können Vermögenswerte und Cloud-Lösungen über das Neo-Netzwerk abgebildet werden.

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Wo können NEO gehandelt werden?

Wer NEO kaufen oder verkaufen möchte, kann dies auf Krypto-Börsen wie Kraken, Poloniex, Binance, Kucoin oder Bittrex tun. Meistens braucht man für den Kauf US-Dollar, Bitcoin (BTC) oder Ether (ETH).

Kann man NEO minen?

Nein. NEO funktioniert nach dem Proof-of-Stake-Prinzip. Coin-Besitzer verifizieren die Transaktionen und werden dafür mit GAS belohnt.

2014 – 2017: Das Vorgängerprojekt Antshares

Der Digital Signature Act aus dem Jahr 2005 forderte eine deutliche Vereinfachung der digitalen Signaturen. Viele vorherige Versuche waren den Miniserien nicht effektiv genug. Da HongFei und Eric Zhang gründeten 2014 über ihre Firma Onchain das Unternehmen Legal Chain, um gemeinsam mit dem Kooperationspartner Microsoft die digitale Signatur auf der Blockchain abzubilden. Parallel dazu wurde von den beiden das Projekt Antshares ins Leben gerufen.

Whitepaper und dBFT-Algorithmus

Es dauerte beinahe zwei Jahre, bis im April 2016 das erste Whitepaper über den Konsens der Antshares-Blockchain veröffentlicht wurde. Darin wurde das größere Bild erstmals sichtbar. Antshares sollte ein komplettes Zahlungs- und Handelsnetzwerk mit Hunderten möglichen Applikationen werden. Für die Umsetzung schloss sich Onchain 2016 als erstes chinesisches Unternehmen Hyperledger, dem Open-Source-Projekt der Linux Foundation, an. Anders als der inhaltliche Rivale Ethereum will Antshares keinen Proof-of-Concept erreichen, sondern strebt nach einem Proof-of-Authority. Ein Algorithmus namens dBFT (“Delegated Byzantine Fault Tolerance”) soll dank weniger Bookkeeping Nodes den Konsens der Blockchain sicherstellen.

Der Antshares-ICO

Im August 2016 fand der Antshares-ICO statt. 20 Millionen ANS wurden zu einem Preis von durchschnittlich 0,036 Cent ausschließlich im Tusch gegen Bitcoin ausgegeben. Der ICO war innerhalb von zehn Tagen ausverkauft. 2.100 Bitcoin gingen an das Team. Mittels der ANS konnten Antcoins (ANC) akquiriert werden, die für Zahlungen innerhalb des Netzwerks benötigt wurden.

Wie hängen Antshares und NEO zusammen?

Die Geschichte von Neo beginnt eigentlich erst am 22. Juni 2017 im chinesischen Headquarter von Microsoft in Peking, obwohl das Projekt schon über vier Jahre alt ist. Vor über 200 Menschen verkündet CEO Da Hongfei die Neuausrichtung seines Projektes Antshares. Das Logo mit dem verspielten Ameisenkopf wich dem giftgrünen, geometrischen. Mit der neuen Marke, dem neuen Logo und der neuen Website will Neo seine Professionalität unterstreichen und neue Marktsegmente erreichen. Die duale Systematik der Coins blieb die gleiche. Anstatt ANT und ANC hatten die User nach dem Rebranding NEO und GAS zur Verfügung.

Die Coins: NEO und GAS

Neo basiert auf einem System mit zwei Coins. Der Neo-Coin selbst repräsentiert einen Anteil am Unternehmen. 100 Millionen existieren, 65 Millionen wurden in Umlauf gebracht. Der Coin gewährt Stimmrecht über entscheidende Veränderungen im Protokoll der Blockchain und bei der Wahl der Bookkeeping-Nodes. Zudem erlaubt es die Erzeugung des zweiten Token – GAS. GAS ist die tatsächliche Währung der Blockchain, die es den Besitzern erlaubt, Smart Contracts zu versenden und Transaktionen über das Netzwerk durchzuführen. Sie kommen auch bei den ICOs zum Einsatz. GAS werden durch die Lagerung der Neo-Coins auf Wallets (etwa Neo Wallet oder Neo GUI) generiert. Mit Ausnahme von Kucoin gibt bislang keine Börse die erzeugten GAS an ihre Kunden weiter. Wenn Neo auf einer Börse gelagert werden, stecken die Börsen die geschaffenen GAS in die eigene Tasche.

Wer ist Da Hongfei?

NEO-Investoren verehren ihn wie einen Halbgott. Da Hongfei beschäftigt sich seit 2011 intensiv mit der Blockchain. In Asien und den USA ist er einer der bekanntesten und gefragtesten Blockchain-Experten. Vor allem sein Verständnis des chinesischen Marktes und seine Einschätzung behördlicher Einflussnahme sind Gegenstand zahlreicher Interviews und Analysen. Erst Anfang Januar forderte er via Bloomberg vermehrte Kontrolle der Regierungen für die Krypto-Welt.

Wer hat in Neo investiert?

Um die Kapitalgeber ranken sich viele Gerüchte. Alibaba-Gründer Jack Wu soll investiert sein, ein anderes Mal die chinesische Regierung selbst. Verbrieft ist eine Beteiligung des größten privaten chinesischen Konglomerats Fosun an Onchain.

Was läuft zwischen Neo und den chinesischen Behörden?

Bereits im Jahr 2013 machte die chinesische Regierung deutlich klar, dass sie Bitcoin niemals als Währung oder zur Wertaufbewahrung akzeptieren würde. Schon damals wurde Banken und Unternehmen der Handel mit der Kryptowährung streng untersagt. Die Behörden bemerkten allerdings bald, dass ein komplettes Verbot von Bitcoin und Co. auf chinesischem Boden unmöglich war (2017 wurden ICOs und später Börsen verboten). Hintergrund der restriktiven Haltung ist die strikte Ablehnung unkontrollierter Geldflüsse ins Ausland. China begann vielmehr damit, eigene Projekte zu fördern. Für Da Hongfei und Eric Zhang, die heute Neo weltweit verkörpern, wurde die Digital-Signatur, die China seit 2006 deutlich verbessern wollte, der Stein des Anstoßes.

Durch die engen Verbindungen, die das Team bei der Umsetzung der digitalen Signatur mit der Kommunistischen Partei knüpfte, scheint NEO einen besonderen Stein im Brett zu haben. CEO Da Hongfei versicherte immer wieder, dass er kein Problem mit staatlichen Interventionen habe. Sein Name fiel auch als Berater der chinesischen Regierung bezüglich der ICO-Verbote – nicht zuletzt ein Grund für die Annahme vieler, dass NEO sich adäquat zur Entwicklung von Alibaba (Amazon) und WeChat (Facebook Messenger) zur Blockchain-Lösung Chinas unter dem Schutzschirm der Kommunistischen Partei entwickeln soll. Konkrete Pläne der Regierung sind allerdings trotz ständiger Gerüchte nicht bekannt.

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ICOs: Ethereums Rivale

Im September 2017 fand der erste ICO (Red Pulse) auf Neo statt. Bis heute waren es ein rundes Dutzend. Unter finanziellen Aspekten waren alle erfolgreich. Insgesamt wurden hunderte Millionen Dollar binnen kürzester Zeit eigesammelt, allerdings hakte es auf der technischen Seite: Immer wieder attackierten Hacker die Fundraising-Prozesse. Zuletzt erwischte es Apex. Dem Eindringling gelang es die Adresse auf der Website durch seine eigene zu ersetzen – über 1.000 Neo wechselten den Besitzer. Der Image-Schaden blieb.

Editor’s Note: Investments in Krypto-Coins oder Token sind hoch spekulativ und der Markt ist weitestgehend nicht reguliert. Jeder, der Aktivitäten in Erwägung zieht, sollte in Betracht ziehen, dass sein komplettes Investment verloren gehen könnte. Der Autor hat selbst in Kryptowährungen investiert – viel zu wenig, um reich zu werden, aber gerade so viel, um ein besseres Verständnis für die Thematik zu bekommen.

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