Trade Republic > N26: Neobroker sind die neuen, gefährlicheren Neobanken
Es ist noch gar nicht so lange her, da haben wir Medienmenschen unter dem Stichwort Fintech-Revolution meistens folgende Brands genannt: N26, Revolut, Monzo. Das sind die Challenger-Banken, die die Finanzwelt aufgewühlt haben und den Legacy-Unternehmen zeigen wollten, wie Geldgeschäfte im 21. Jahrhundert gehen. Doch heute, nur wenige Jahre später, führt kaum jemand mehr Neobanken als große Disruptoren an. Stattdessen stürzen sich Investoren und Nutzer auf Neobroker.
Und so kann man sich seit heute folgendes Bewertungs-Ranking europäischer Fintech-Unicorns vor Augen halten:
- Klarna: 31 Mrd. Dollar
- Checkout.com: 15 Mrd. Dollar
- Revolut: 5,5 Milliarden Dollar
- Trade Republic: 5,3 Mrd. Dollar
- Blockchain.com: 5,2 Mrd. Dollar
- Wise: 5 Mrd. Dollar
- N26: 3,5 Mrd. Dollar
- Starling Bank: 1,95 Mrd. Dollar
- Monzo: 1,6 Mrd. Dollar
- Bitpanda: 1,2 Mrd. Dollar
Während die Neobanken N26, Revolut, Starling oder Monzo in Sachen großer Finanzierungsrunden schon länger nichts mehr von sich hören ließen, stehen die Zeichen ganz klar auf: Geld ausgeben statt Geld sparen. Klarna und Checkout.com sind die Payment-Dienstleister und Buy-Now-Pay-Later-Anbieter, die selbst bzw. auf Drittseiten dafür sorgen, dass Kunden möglichst einfach Euro für Waren und Services springen lassen. Und Trade Republic, Blockchain.com, und Bitpanda sind die Services, die dafür sorgen, dass junge Menschen ihr hart verdientes Geld möglichst einfach in Aktien, ETFs und Krypto-Assets investieren.
„Wir sind das neue Sparbuch“
„Mit einem verwalteten Vermögen von 6 Mrd. Euro sind wir das neue Sparbuch für unsere Kunden“, gibt sich Thomas Pischke vom Neobroker Trade Republic angriffslustig. Darf er auch, denn gerade hat sein Startup eine massive Finanzierungsrunde von 900 Millionen Dollar bekannt gegeben, die die Bewertung der Trading-App auf 5,3 Milliarden Dollar hebt – also deutlich über die Bewertung von N26, dem zweiten großen Fintech aus der deutschen Hauptstadt Berlin.
Genau, richtig gelesen: Sparbuch. Der Neobroker, der von Inflationsängsten, Corona-Krise, WallStreetBets-Ereignissen und Krypto-Hype profitiert, stellt sich als die sichere Anlagemöglichkeit für die junge Generation dar. Niedrige oder gar negative Zinssätze, demografischer Wandel (und in Folge ein nicht-nachhaltiges Rentensystem) und steigende Immobilienpreise werden als Gründe angeführt, warum traditionelle Bankprodukte nicht mehr ziehen. Warum sein Geld auf irgendwelchen Konten versauern lassen, wenn es an den Aktien- und Krypto-Märkten doch für dich arbeiten kann?
Spannend auch, wie Trade Republic nun im vollen Namen heißt: nämlich Trade Republic Bank. In Zusammenarbeit mit dem Banking-as-a-Service-Anbieter solarisBank aus Berlin kann das Startup eine Einlagensicherung von 100.000 Euro anbieten, also ordentlich viel Asche für junge Leute. Das Geld wird dann auf einem Treuhandsammelkonto bei der Solarisbank AG aus Berlin verwahrt. Die Erwartungshaltung an die Kundschaft dürfte also sein: Die werden ordentlich viel Kohle bei uns einzahlen.
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#WallStreetBets und Dogecoin als Warnsignale
Und eben dieses Versprechen, dass man sein Geld doch besser investieren als sparen soll, birgt einige Gefahren in sich. #WallStreetBets und Dogecoin haben dieses Jahr bereits drastisch aufgezeigt, wie schnell und leicht sich viele junge Menschen via Reddit und anderen Online-Foren zu Investments verleiten lassen, die nicht immer gut ausgehen – sondern bei vielen für satte Verluste sorgen, weil die Kursveränderungen von Aktien und Krypto-Assets oft so schnell gehen, dass man mit dem Lesen von Schlagzeilen nicht mehr hinterherkommt.
Dementsprechend wird der Boom der Trading-Apps nicht nur mit Faszination, sondern auch mit Sorge zu beobachten sein. Die Betreiber wissen alle um das oft ungenügende Finanzwissen ihrer oft jungen Kundschaft. Hoffentlich gelingt es ihnen auch, ihre Aufmerksamkeit zwischen Elon-Musk-Tweets und #WallStreetBets-Parolen zu bekommen. Ansonsten wird der Trend für viele eine bittere Kehrtwendung nehmen.