Kontroverse

Neoh wehrt sich nach Kritik mit rechtlichen Schritten gegen oekoreich

Manuel Zeller, CEO von Neoh. © Neoh
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„Fragwürdige Inhaltsstoffe und maximale Intransparenz“: In den vergangenen Tagen hat sich zwischen dem Wiener FoodTech-Scale-up Neoh und dem Online-Medium oekoreich eine öffentliche Auseinandersetzung entwickelt. oekoreich kritisierte in bisher zwei Artikeln neben den verwendeten Zutaten in den als „zuckerfrei“ vermarkteten Schokoriegeln auch die Studie, die der zum Einsatz kommenden, geheimen Zuckerersatzformel namens ENSO 16 ihre Wirkung bescheinigen soll.

Doch nun will Neoh rund um Mitgründer und CEO Manuel Zeller die Kritik nicht mehr auf sich sitzen lassen, will richtigstellen lassen – und hat rechtliche Schritte gegen oekoreich und die dazugehörige Firma, Stiftung und handelnden Personen eingeleitet. Gleichzeitig will er richtigstellen, was hinsichtlich der Zutaten und der medizinischen Studie Sache ist. Seitens oekoreich gibt es noch keine Stellungnahme dazu – wir reichen sie nach, sollte eine Antwort kommen.

„Die Lieferanten von Neoh haben mittlerweile bestätigt, dass die Milchbestandteile, die in den Produkten verarbeitet werden, nicht wie behauptet aus Polen stammen. Das Milchpulver für die in Österreich hergestellten Produkte stammt aus Österreich. Das Milchpulver für die in Deutschland hergestellten Produkte stammt aus der Region Schwarzwald in Deutschland; nur wenn dort nicht genügend Menge zur Verfügung steht, können Milchbestandteile aus Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Luxemburg oder den Niederlanden eingesetzt werden“, heißt es seitens Zeller.

Wo Milch und Nüsse herkommen

Auch bei den verwendeten Nüssen und dem Kakao würde man Standards einhalten. „Die Haselnüsse, die Neoh für seine Riegel bezieht, entsprechen den Standards der „Fair Trade Sustainability Alliance“ (FairTSA) und sind „certified FairTSA social resonsibility“. Die Einhaltung dieser Standards wird von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle regelmäßig überwacht“, so Zeller weiter. „Auch die Kakaobestandteile für die Produkte bezieht NEOH ausschließlich von Lieferanten, die einen hohen Wert auf die Standards der Lieferketten legen. Alle Zulieferer von NEOH arbeiten selbst nur mit Lieferanten zusammen, die die Kriterien der Nachhaltigkeit und ESG sowie die Prinzipien und Rechte bei der Arbeit gemäß der Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation einhalten.“ Alle verwendeten Rohstoffe würden „selbstverständlich den geltenden lebensmittelrechtlichen Bestimmungen Österreichs und der Europäischen Union“ entsprechen. Bestätigungen hinsichtlich der Milch und der Nüsse seitens der Hersteller liegen Trending Topics vor.

oekoreich hatte in seiner Berichterstattung kritisiert, dass die Milch aus der EU stamme, und zwar folgendermaßen: „Das kann Polen mit seinen misshandelten Turbokühen genauso sein wie die Niederlande, wo bekanntlich die heimischen Kälber zur Turbomast hingeschickt werden. Wieso „Neoh“ nicht auf heimische Milch setzt, wo doch sogar der Raiffeisenkonzern sein Geld investiert, das hat „Cash“ aber leider nicht erfragt.“ Auch gegen die anderen Zutaten – die Nüsse und den Kako – gab es Vorbehalte. Der Kakao-Lieferant bescheinigt Neoh die „Einhaltung der Kriterien der Nachhaltigkeit und ESG sowie der Prinzipien und Rechte bei der Arbeit gemäß der Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation.“

MedUni Wien bestätigt die Studie

Im Kern der Produkte von Neoh geht es um die Zuckerersatz-Formel namens ENSO 16. Der Stoff soll 100 % herkömmlichen Zucker ersetzen können. Ihre Formel ist geheim und laut Zeller lediglich drei Personen bekannt, und man sei gerade dabei zu versuchen, sie per Patent zu schützen. Immerhin wird ENSO16 im B2B-Geschäft des Unternehmens immer wichtiger, da der Zuckerersatz nicht nur in Neoh-Produkten, sondern auch in anderen Produkten eingesetzt werden kann. Bekannt ist, dass es sich um eine Rohstoffmischung aus 70 % pflanzlichen Ballaststoffen und 30 % Zuckeraustauschstoffen handelt, insgesamt sind 16 Zutaten drinnen (u.a. Guave).

Für Irritationen sorgte offenbar, dass diese Studie mit nur 15 Proband:innen durchgeführt wurde, und zwar nicht nur im Auftrag der hinter Neoh stehenden Alpha Republic GmbH, sondern auch unter Beteiligung einer (nicht mehr bei der Firma) tätigen Mitarbeiterin, die basierend auf der Studie auch ihre Diplomarbeit verfasst. Doch Zeller räumt Zweifel an der Studie aus – sie sei von der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie der MedUni Wien durchgeführt worden und nicht von der Studentin, und sie werde vermutlich auch bald in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlicht werden – das sei bis dato aber noch nicht passiert.

In der (eben noch nicht veröffentlichten) Studie, die Trending Topics vorliegt, heißt es jedenfalls zu ENSO 16 (übersetzt aus dem Englischen)

„Die Fähigkeit von ENSO 16, Schwankungen der Plasmaglukosekonzentration und postprandiale Insulinspitzen abzumildern, könnte erhebliche Vorteile bieten, insbesondere für Personen mit Übergewicht, Diabetes oder Personen, die ihre Kalorienzufuhr reduzieren wollen. […] Die größte Stärke dieser Studie ist ihr robustes Studiendesign mit maskierten Behandlungsbedingungen. Ein einschränkender Aspekt ist die Tatsache, dass die Erfahrung von Süße in Kombination mit Lebensmitteln sowie die Wirkung verschiedener Dosen nicht getestet wurden. Schließlich wurde in dieser Studie nur die Wirkung von ENSO 16 bei gesunden Menschen untersucht. Weitere Untersuchungen bei Patienten mit gestörter Glukosekontrolle und nach wiederholter Verabreichung sind erforderlich.“

Kritik am Studien-Design will Zeller nicht gelten lassen. Das Design entspräche dem „Gold-Standard“ der Studien, es sei eine randomisierte, doppelblinde, aktiv-kontrollierte Cross-over-Studie.“ Die Auftragsforschung seiner Firma sei durch die Ethikkommission der MedUni Wien bewilligt worden (siehe hier). Was die Studie nicht kann, ist Aussagen der Wirkung von ENSO 16 etwa auf Diabetiker:innen zu treffen – dafür müssten Folgestudien durchgeführt werden.

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