NetzBeweis: Startup für Beweissicherung im Netz sammelt 100.000 Euro ein
Social-Media-Plattformen haben schon seit jeher ein großes Problem mit Belästigung, Cybermobbing und Hass. Natürlich haben Plattformen Richtlinien dagegen, doch User:innen müssen sich oft selbst darum kümmern, verletzende Nachrichten oder Kommentare zu speichern, damit sie sie als Beweis bei der Polizei oder auch bei Gericht vorliegen können. Genau hier setzt das niederösterreichische Startup NetzBeweis an. Die Gründer:innen waren am Montag in der deutschen Startup-Show „Die Höhle der Löwen“ zu sehen und konnten sich dabei ein Investment von insgesamt 100.000 Euro sichern.
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PDFs als verlässliche Beweismittel
NetzBeweis will automatisch unveränderbare PDFs als Beweise auf höchster Qualität bieten. Das soll es User:innen ermöglichen, Zeit und Geld zu sparen. Das Startup sichert automatisiert auch umfangreiche Webseiten wie verschiedene Social Media-Plattformen oder private Chat-Nachrichten und fügt dies in einem elektronisch signierten PDF mit Zeitstempel zusammen. Die so deutlich höhere Qualität an Beweisen soll zu einer besseren Beweiskraft vor Gericht führen.
Geboren wurde die Idee zu NetzBeweis bei einem Hackathon, an dem die Mitgründerin Katharina Bisset teilnahm. Dort galt es, technische Lösungen für rechtliche Probleme zu finden. Der Ansatz war, dass es einen einfacheren und besseren Weg geben muss, als immer nur Screenshots zu verwenden. Gemeinsam mit Thomas Schreiber, der dann auch Philipp Omenitsch ins Boot holte, erstellten die Gründer:innen 2021 die erste Webversion von NetzBeweis, damals noch unter dem Firmennamen Nerds of Law, die sie dann laufend verbesserten.
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NetzBeweis hilft Rechtsabteilungen von Firmen
User:innen müssen bei der Website von NetzBeweis nur den Link zu einer öffentlichen Website hinterlassen, ebenso eine E-Mail-Adresse, an die das Startup dann den PDF-Bericht schickt. Die Jungfirma hat PDFs als Format ausgewählt, weil es für den Elektronischen Rechtsverkehr (ERV) passend ist. Der ERV ermöglicht die gesicherte papierlose Übermittlung an die Gerichte oder Staatsanwaltschaften. Die Beweise können damit später leicht in Verfahren Verwendung finden. Durch eine elektronische Signatur mit Zeitstempel bestätigt das Startup, dass es den elektronischen Beweis selbst erstellt und nicht verändert hat.
Für individuelle Nutzer:innen ist die Verwendung der Lösung kostenlos. Für Unternehmen, die NetzBeweis für ihre Rechtsabteilung nutzen wollen, ist dagegen die kostenpflichtige Browser-Extension der Anwendung gedacht. Mit ihr soll es möglich sein, auf Google Chrome und Microsoft Edge beliebige Webseiten zu sichern. So können private Webseiten mit vorheriger Anmeldung, Chat-Verläufe & private Nachrichten (WhatsApp, Facebook Messenger Chats usw.) gesichert werden. Pro Monat kostet die unlimitierte Nutzung der Extension 39 Euro. Mit dem Konzept konnte NetzBeweis bei Die Höhle der Löwen drei Investor:innen überzeugen: Carsten Maschmeyer und Nils Glagau investierten 90.000 Euro, Nico Rosberg legte noch 10.000 Euro drauf.