Neues Business Immigration Office soll internationale Fachkräfte schneller nach Wien holen
Die Kritik und Proteste waren groß und laut, jetzt reagiert die Politik: Nach den Skandalen rund um die Magistratsabteilung 35, zuständig für Einwanderung und Staatsbürgerschaft in Österreichs größten Wirtschaftsstandort Wien, hat die Wiener Stadtregierung ein neues Business Immigration Office eingerichtet. Dabei handelt es sich um eine eigene Servicestelle für internationale Fachkräfte, Unternehmen, Organisationen sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen. Das Ziel ist, rechtliche Angelegenheiten wie Anträge auf Aufenthaltstitel sowie mehrsprachige Beratungen betreffend Beschäftigungs- und Aufenthaltsrecht unter einem Dach zu vereinen.
Künftig soll ein mehrsprachiges Team der Wirtschaftsagentur Wien gleich bei der MA 35 Räume im Business Immigration Center umfassend zum Aufenthalts- und Beschäftigungsrecht in Wien beraten. Termine können online gebucht werden. Konkret wenden sich Unternehmer, Startups und internationale Fachkräfte nun in folgenden Angelegenheiten an die neue Servicestelle:
- Rot-Weiß-Rot-Karte“ für selbständige Schlüsselkräfte
- „Rot-Weiß-Rot-Karte“ für unselbständige Schlüsselkräfte
- „Blaue Karte EU„ inklusive Familienzusammenführung
- Niederlassungsbewilligung für Künstler:innen, Startups, Sonderfälle unselbständige Erwerbstätigkeit, Forscher:innen inklusive Familienzusammenführung
- Aufenthaltsbewilligung für unternehmensintern transferiert Arbeitnehmer:innen, Mobile ICT, Betriebsentsandte, Selbständige, Sonderfälle unselbständige Erwerbstätigkeit inklusive Familienzusammenführung
- Zweckänderungsanträge Niederlassungsbewilligung (selbständige Mobilität) inklusive Familienzusammenführung
- Aufenthaltsbewilligung Sozialdienstleistende
- Verlängerungsanträge für Niederlassungsbewilligung Forscher*innen inklusive Familienangehörig
- Verlängerungsanträge für Aufenthaltsbewilligung ICT, Mobile ICT inklusive Familienangehörige
Fachverband UBIT warnt: 24.000 Fachkräfte fehlen österreichweit
2.000 Beratungsgespräche pro Jahr erwartet
Ziel von Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) ist es, „künftig Aufenthaltsverfahren für qualifizierte Fach- und Schlüsselkräfte unkomplizierter“ zu machen. Wie berichtet ist massive Kritik an der Arbeitsweise der MA 35 laut geworden, weil dort unter anderem Visa-Anträge auf Sesseln stapelten. Auch in der Startup-Szene wurde Kritik laut, weil internationale Fachkräfte oft nicht nach Österreich geholt werden konnten und stattdessen etwa in London angestellt wurden (Trending Topics berichtete).
Um die Prozesse, die bisher oft stockten, zu optimieren, sollen Einwanderungsbehörde, Wirtschaftsagentur Wien und AMS Wien künftig eng miteinander zusammen arbeiten. „Wir rechnen damit, dass unsere Expertinnen und Experten im Business Immigration Office 2.000 Erst- und Beratungsgespräche pro Jahr durchführen werden – und zwar Tür an Tür mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einwanderungsbehörde. Dieser buchstäblich ‚kurze Dienstweg‘ läutet einen Kulturwandel in der Stadt ein. Wir zeigen den Unternehmen damit, dass wir alles tun, um den Prozess so einfach und transparent wie möglich zu gestalten“, heißt es seitens Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien. 2020 wurden von der MA 35 rund 1.800 Anträge auf Aufenthaltstitel von qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland positiv bestätigt.
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