NGO warnt: Mineralölunternehmen nutzt Coldplay-Tour für Greenwashing
Für den finnischen Mineralölkonzern Neste ist die Kooperation mit Coldplay eine große Sache. Man helfe dabei, die CO2-Emissionen, die bei ihrer neuen Welttournee „Music Of The Spheres“ um 50 Prozent zu verringern, schreibt das Unternehmen Anfang Mai in einer gemeinsamen Aussendung. Wie? Indem man „nachhaltigen Flugzeugtreibstoff“ und erneuerbare Dieselkraftstoffe für die Tour bereitstellt. Laut der NGO Transport & Environment, die sich für nachhaltigen Verkehr einsetzt, ist das ganze jedoch nur eins: Greenwashing.
Bio-Treibstoffe sollen CO2-Bilanz von Coldplay-Tour verbessern
Nachhaltige Treibstoffe aus 100 Prozent erneuerbaren Rohstoffen, wie etwa Altöl aus Haushalten, verspricht Neste. Damit wolle man die Treibhaus-Emissionen der Coldplay-Tour um mindestens 50 Prozent reduzieren. Bei Flügen mit dem Neste MY Sustainable Aviation Fuel sei sogar eine Einsparung von bis zu 80 Prozent möglich. „Wir freuen uns sehr über die Partnerschaft mit Neste, um unsere Music Of The Spheres World Tour so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Ihre emissionsarmen erneuerbaren Kraftstoffe werden eine wichtige Rolle bei unseren Bemühungen spielen, die Klimaauswirkungen der Tour zu minimieren“, wird Coldplay in der Aussendung zitiert.
Andere Worte findet hingegen Carlos Calvo Ambel, Senior Director bei Transport & Environment: „Neste nutzt Coldplay zynischerweise, um seinen Ruf zu beschönigen“, gibt er in einer Aussendung bekannt. „Das Unternehmen wird mit einer Art der Entwaldung in Verbindung gebracht, die Chris Martin und seine Fans entsetzen würde. Coldplay sollte seine Partnerschaft mit Neste jetzt beenden und sich stattdessen auf wirklich saubere Lösungen konzentrieren.“
Palmöl in Bio-Kraftstoff
Tatsächlich rühmt sich Neste selbst damit, der weltweit führend Produzent von Bio-Kraftstoffen zu sein. Dabei nutzt Neste aber auch Palmöl, was wiederum zur Abholzung von Regenwäldern beiträgt. Allein die Lieferanten von Neste seien seit 2019 für die Abholzung von 10.000 Hektar Regenwald in Ländern wie Malaysien und Indonesien verantwortlich, zeigt eine Studie der niederländischen Umweltschutzorganisation Milieudefensie.
Kolumne: Greenwashing – wo kommt der Begriff eigentlich her?
In einem Statement, das Coldplay gegenüber dem britischen Guardian gibt, heißt es dazu: „Als wir diese Tour ankündigten, sagten wir, dass wir unser Bestes geben würden, um sie so nachhaltig und kohlenstoffarm wie möglich zu machen. Das Konzept ist aber weiterhin in Arbeit. Wir haben noch nicht den Anspruch, alles richtig gemacht zu haben.“ Zudem führt die Band weiter aus: „Bevor wir Neste zum Lieferanten dieser Biokraftstoffprodukte ernannt haben, haben wir ihre Garantie erhalten, dass sie bei ihrer Produktion keine neuen Materialien verwenden – insbesondere kein Palmöl.“
Coldplay ist Klimaschutz wichtig
Auch Neste-Sprecherin Hanna Leijala bestätigt das im Guardian: „Für die Zusammenarbeit mit Coldplay wurde kein konventionelles Palmöl als Rohmaterial genutzt.“ Zudem wolle Neste bis Ende 2023 vollständig auf Palmöl verzichten. Im Bio-Flugzeugtreibstoff des Unternehmens sind laut Jahresreport 7 Prozent Palmöl enthalten. Dabei nutzt das Unternehmen aber auch Abfallstoffe aus der Palmölproduktion, sogenannte Palmfettsäuredestillate. Wie hoch ihr Anteil ist, ist nicht bekannt.
FAO: Abholzungs-Stopp der Wälder könnte mehrere Krisen lösen
Coldplay wird als Paradebeispiel für den Klima- und Umweltschutz wahrgenommen. 2019 verkündete die Band, ihre künftigen Touren so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten. So wird etwa für jedes verkaufte Ticket ein Baum gepflanzt. Getränke gibt es in waschbaren und recycelbaren Aluminiumbechern und durch eine spezielle Tanzfläche wird sogar Energie gewonnen. Diese besteht aus Kacheln, die die Bewegungsenergie der Fans – wenn man drauftritt oder darauf springt – in elektrische Energie umwandelt.