NoGIS: Anti-GIS-Startup hört wegen Haushaltsabgabe auf
Wahrscheinlich 16,50 Euro pro Haushalt und Monat: Die Neugestaltung der ORF-Finanzierung bedeutet nicht nur das aus für die GIS, sondern auch das Ende für ein ganz besonderes Startup. Denn bisher nutzen die beiden Welser Jungunternehmer Thomas Höffinger und Andreas Hackl die berühmt-berüchtigte Streaming-Lücke der besonderen Art aus, um Flachbildschirme als GIS-freie Fernseher ohne Tuner oder Antennenanschluss zu verkaufen. Wenn man mit diesen lediglich Streaming-Dienste (z.B. auch die ORF TVthek) nutzt, dann ist dafür (noch) nicht die GIS fällig.
Doch durch das Herannahen der Haushaltsabgabe nach deutschem Vorbild wird sich für das Startup NoGIS künftig kein Geschäft mehr machen lassen. „Die Haushaltsabgabe scheint nun fix zu sein, günstiger für den Einzelnen wird es dadurch aber nicht. Ab 2024 wird wohl jeder für den ORF zahlen müssen, egal ob er ihn nutzt bzw. überhaupt empfangen kann oder nicht“, schreiben die beiden NoGIS-Gründer an die Kundschaft und Medien. Man werde noch die restlichen Flat-TVs verkaufen, und das war’s dann. „Im März werden wir in Liquidation gehen und sind somit noch bis Ende März 24 für unsere Kunden erreichbar“, heißt es. Zwischenzeitlich hätte man ein Unternehmen mit 14 Mitarbeiter:innen aufgebaut.
NoGIS: Mit diesem „Fernseher“ eines Welser Startups muss man keine GIS-Gebühren zahlen
„Das Ibiza-Video hat uns damals gerettet“
Doch dass das alles nicht ewig geht, war den beiden Unternehmern immer klar. „Eins wussten wir bereits vor der Gründung: Uns wird’s nicht ewig geben. Praktisch jeden Tag hab ich mich dafür gefürchtet, in der Zeitung zu lesen, dass eine Haushaltsabgabe oder ähnliches kommt. Als Strache Vizekanzler wurde, gab es fast jeden Tag einen Artikel, dass er die Gebühren abschaffen will. Das Ibiza Video hat uns damals gerettet und verhalf uns auch noch zu einem großen Wachstumsschub“, schreiben die beiden.
Die Corona-Pandemie war dann das nächste Tal der Tränen, durch das die Firma musste – die Einkaufspreise verdoppelten sich und die Lieferkosten verzehnfachten sich. Dann gab es wieder Aufwind, auch mit Hilfe von TikTok-Werbung gab es Umsatzrekorde von Februar bis Juni 2022. Dann der nächste Hammer: Eine Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes im Juli 2022 kippte den gebührenfreien Empfang von ORF-Programmen via Internet. Spätestens da war klar: Für NoGIS gibt es keine Zukunft. Mit dem Herannahen der Haushaltsabgabe macht es nun keinen Sinn mehr für die Gründer, in der Form weiter zu machen.
Es soll aber Leben nach dem Tod geben. Höffinger und Hackl wollen mit einer neuen Geschäftsidee durchstarten. „Es dauerte eine Weile, aber wir haben was gefunden und freuen uns auf eine neue Herausforderung. In den nächsten Wochen gibt’s nähere Infos darüber.“ Was man nicht mehr wolle: ein Geschäftsmodell, dass auf einer Gesetzeslücke und Produzenten in Fernost abhängig ist. Man darf gespannt sein.
NoGIS: Das Anti-Gebühren-Startup wandelt sich zum Logistikunternehmen