NoGIS: Mit diesem „Fernseher“ eines Welser Startups muss man keine GIS-Gebühren zahlen
Die Österreicher verbindet eine Art Hassliebe mit ihrem öffentlichen Rundfunk. Bei Umfragen ist die Stimmung schlecht, hinschauen tun aber dann doch erstaunlich viele Menschen. Der Marktanteil liegt bei rund 34 Prozent. Täglich wählt rund die Hälfte aller fernsehenden Österreicher ein ORF-Programm. Hin und hergerissen sind die Österreicher offenbar bei dem Thema Gebühren: Während die Schweizer bei einer Volksabstimmung unerwartet für die Rundfunkgebühren gestimmt hatten, zeigt eine Umfrage des Kurier, dass die Tendenz in Österreich in die andere Richtung geht.
Ein entsprechendes Volksbegehren der Christlichen Partei Österreichs hat bisher allerdings nur wenig Zustrom gefunden – nach den ersten zwei Wochen liegt die Zahl der Unterstützer bei rund 46.000 (Stand 23.März). Im Unterschied zu Volksabstimmungen sind Volksbegehren nicht rechtlich bindend – ab 100.000 Unterstützern muss das Thema jedoch im Parlament behandelt werden.
NoGIS: ein TV, mit dem man nicht fernsehen kann
„Ich denke nicht, dass es in Österreich zu einer Abschaffung der Gebühren kommt“, sagt Thomas Höffinger vom Startup NoGIS aus Wels. Für die oberösterreichische Jungfirma wäre das tatsächlich nicht so gut. NoGIS bietet nämlich einen „Fernseher“ (eigentlich einen Monitor) an, der technisch so ausgerüstet ist, dass man mit ihm keine Rundfunkgebühren bezahlen muss. Der „NoGIS One+“ gilt nicht als Rundfunkempfangsgerät, weil er keinen Tuner und keinen Antennenanschluss hat. Das bestätigte auch ein Service-Mitarbeiter des GIS auf Nachfrage von Trending Topics. Die Sache hat natürlich einen Haken: Fernsehen im eigentlichen Sinne kann man mit dem NoGIS One+ nicht.
Vier HDMI-Anschlüsse für Streaming-Geräte
Vielmehr ist der „Fernseher“ als Streaming-Gerät gedacht. Allerdings: Auch Online-Inhalte kann der NoGIS One+ nicht von selbst wiedergeben. Er hat keinen Internetanschluss und kein Betriebssystem. Im Unterschied zu herkömmlichen Monitoren hat der NoGIS One+ deshalb gleich vier HDMI-Anschlüsse. Die Zielgruppe von NoGIS hätte in der Regel bereits Erfahrung mit dem Streaming, erklärt Co-Founder Andreas Hackl. An die HDMI-Anschlüsse kann man Streaming-Devices wie Googles Chromecast oder Amazons Prime TV sowie Spielkonsolen anschließen. Im Vergleich zu herkömmlichen Monitoren ist der NoGIS-Bildschirm zudem für seine Größe (43 oder 55 Zoll) mit einem Preis ab rund 500 Euro verhältnismäßig günstig.
„Die GIS kennt uns“
Das Streaming von Inhalten aus dem Internet ist nicht gebührenpflichtig – nicht einmal die ORF TVthek. Dazu gab es 2015 ein Urteil des VWGH. „Wir haben eine Rechtsprüfung machen lassen“, sagt Hackl. „Die GIS kennt uns“. Will man mit dem NoGIS-Fernseher tatsächlich GIS-Gebühren sparen, muss man jedoch aufpassen, was man an die HDMI-Anschlüsse anhängt. DVB-T-Sticks zum Beispiel gelten als Rundfunkempfangsgerät. Dasselbe gilt natürlich für die TV-Boxen von UPC, A1 oder SimpliTV. Auch SAT-Receiver müssen entfernt werden – die Schüssel am Dach ist jedoch kein Problem.
Idee im Jänner, ausverkauft im Dezember
Andreas Hackl und Thomas Höffinger haben die Idee zu NoGIS vor knapp einem Jahr gehabt. Hackl musste für seinen Fernseher GIS bezahlen, obwohl er „eigentlich nie geschaut“ hat. Nach einem Gespräch mit Höffinger war die Geschäftsidee geboren. Dann ist alles schnell gegangen: „Im April hatten wir unseren ersten Termin bei einem OEM-Hersteller in China“, sagt Höffinger. Mitte September war bereits die erste Kleinserie fertig und gegen Jahresende hatten Hackl und Höffinger die ersten 400 Geräte verkauft.
Expansion schwierig
So gut der Fernseher in Österreich ankommt, eines ist auch den beiden Gründern klar: Das Geschäftsmodell endet an den Landesgrenzen. In vielen Ländern in Europa werden Rundfunkgebühren als Haushaltsabgabe eingehoben, die nicht an ein Empfangsgerät gebunden sind (etwa in Deutschland).
In anderen Ländern, in denen es ein ähnliches Modell gibt wie in Österreich, sind die Gebühren mitunter so niedrig, dass sich eine NoGIS-Anschaffung nicht rechnen würde. In Tschechien etwa beträgt die Abgabe nur 5,31 Euro pro Monat. In der Schweiz würde man auch mit dem NoGIS-TV Schwierigkeiten haben, den Gebühren zu entgehen. Anders als in Österreich gelten hier auch Handys und Autoradios als gebührenpflichtige Empfangsgeräte. In Frankreich gelten sogar Computerbildschirme als Empfangsgerät.
Suche nach Investoren
Deshalb suchen Hackl und Höffinger bereits nach neuen Zielgruppen. Es gebe auch schon konkrete Pläne, sagt Hackl. Genaueres könne er aber noch nicht verraten. Inzwischen tun sich unerwartet neue Geschäftsfelder auf. In Deutschland kommt der NoGIS etwa bei Gamern aus Privatsphäre-Gründen gut an, die einen großen Bildschirm ohne Netzwerkverbindung suchen. Zusätzlich sind die Gründer auf Investorensuche, denn bisher ist ihr Startup komplett eigenfinanziert. Mit dem Geld würden sie gerne den Sprung in den Einzelhandel schaffen und ihren Fernseher in weiteren Größen anbieten.