Nord Stream: Pipeline-Lecks sorgen für massive Klimaschäden
Während noch spekuliert wird, wer oder was genau für die massiven Lecks der Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee zwischen Russland und Deutschland verantwortlich ist, ist bereits eines klar: Das austretende Gas, das an die Meeresoberfläche deutlich sichtbar blubbert, sorgt für massive Klimaschäden. Zwar waren die Pipelines nicht mehr unter vollem Druck, doch es gibt bereits Schätzungen, wie viel Erdgas dabei austritt.
Das deutsche Umweltamt spricht bereits von erheblichem Klimaschäden. Denn das Erdgas, dass da an die Meeresoberfläche kommt, wird durch nichts aufgehalten, und steigt direkt in die Atmosphäre. Es gebe keine Mechanismen in den Pipeline-Röhren, um den Austritt im Falle von Lecks aufzuhalten. Derart massive Schäden sind durch natürliche Umstände sehr unwahrscheinlich, weswegen aktuell von Anschlägen oder Sabotage ausgegangen wird.
Je nach Schätzung sind es zwischen 100.000 und 350.000 Tonnen Methan, die da im Baltischen Meer an die Oberfläche kommen. Methan ist nach CO2 das gefährlichste Treibgas. Damit ist es wahrscheinlich ein weit größeres Desaster für die Umwelt als das bisher größte Gasleck in den USA, das in Aliso Canyon nahe Los Angeles 2016 passierte. Dieses sorgte dafür, dass Emissionen äquivalent zu den Abgasen, die eine halbe Million Autos innerhalb eines Jahres verursachen, mit einem Schlag freigesetzt wurden. Wissenschaftler:innen meinten damals auch, dass die Schäden fürs Klima durch dieses Gasleck größer seien als das Ölleck von BP im Golf von Mexiko 2010. Damals traten etwa 800 Millionen Liter Erdöl aus einem Bohrloch aus.
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300.000 Tonnen Methan blubbern nach oben
„Insgesamt werden voraussichtlich 0,3 Millionen Tonnen Methan in die Atmosphäre gelangen. Methan ist deutlich klimaschädlicher als CO₂. Auf einen hundertjährigen Zeitraum gesehen erwärmt eine Tonne Methan die Atmosphäre genauso wie 25 Tonnen CO₂. Daher muss der Klimaeffekt der Lecks mit etwa 7,5 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten beziffert werden“, heißt es seitens deutschem Umweltamt. „Das entspricht einem Prozent der deutschen Jahres-Gesamtemissionen.“ Grundlage für die Berechnung sei die ungefähre Länge der Röhren von 1.250 km, der Durchmesser von ca. 1,1 Metern, ein Druck von 100 bar und eine Temperatur von 10 Grad. Von den vier Röhren seien drei Röhren befüllt gewesen.
Der dänischen Energiebehörde zufolge sollen die Nord-Stream-Pipelines so viel Gas enthalten haben, die etwa 32 Prozent der gesamten jährlichen CO2-Emissionen Dänemarks entsprechen. Das Pikante für Dänemark ist, dass die Lecks auf dänischem Hoheitsgebiet passiert sein könnten – deswegen sieht es so aus, dass die Emissionen Dänemark zugerechnet werden. Liegen die Lecks in internationalen Gewässern, werden die Emissionen in keiner Emissionsberichterstattung erfasst.