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NOVOMATIC-Personalchef Niedl: „Wenn es um technologische Talente geht, gehen wir ganz neue Wege.“

Dr. Klaus Niedl, HR-Leiter bei Novomatic © Trending Topics
Dr. Klaus Niedl, Global HR Director bei NOVOMATIC © Trending Topics

IT-Profis sind Mangelware, weiß Dr. Klaus Peter Niedl, Global HR Director bei NOVOMATIC, einer der größten Gaming-Technologiekonzerne der Welt. Mit Trending Topics redet der Personalmanager darüber, wie NOVOMATIC mit eigenen Akademien Leute ausbildet und so dem Fachkräftemangel in Österreich ein Schnippchen schlägt. Daraus sind schon steile Karrieren entstanden.

Trending Topics: In Österreich herrscht branchenübergreifend Fachkräftemangel, wo sehen Sie den Grund für das Problem?

Dr. Klaus Peter Niedl: Laut einer Studie von EY herrscht in mehr als 83 Prozent der österreichischen Firmen Fachkräftemangel vor. Es ist das klassische Zusammentreffen von einer erhöhten Nachfrage und einem geringen Angebot.

Woher kommt die erhöhte Nachfrage?

Wir haben eine massive Digitalisierungswelle, die nicht nur Firmen, sondern die gesamte Gesellschaft erfasst. Eine Verknappung entsteht auch durch den demographischen Wandel. Junge Menschen treten immer später in den Arbeitsmarkt ein. Ältere gehen in Pension. Die Pyramide kippt, ein Mangel entsteht.

Manche Themen werden zudem nicht rechtzeitig in den Schulen behandelt. Ich selbst unterrichte und coache an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Viele wissen vorab des Studienabschlusses nicht, was sie machen werden. Ich versuche, der Karriere der Studierenden ein Ziel zu setzen. Sie wissen nicht, welche Jobs es draußen gibt. Eigentlich gäbe es viele coole Jobs, die man besetzen könnte, aber viele haben zu traditionelle Bilder im Kopf.

Wären Kooperationen der Schulen mit Unternehmen ein Lösungsansatz?

Das ist ganz wichtig. Wir bei NOVOMATIC setzen verstärkt auf Kooperationen mit Schulen, Fachhochschulen und Universitäten. Wenn die Schulen auf Exkursion zur Berufsvorbereitung gehen, schauen sie sich meistens eine Theaterbühne oder einen Kindergarten an. Schüler kommen  jedoch kaum in Industriebetriebe. Die Kinder können sich unter einem Mechatroniker nichts vorstellen.

„Meine Tochter wollte Hackerin werden.“

Noch wichtiger ist es, früh verschiedene Berufszweige kennenzulernen, denn so kann man Begeisterung hervorrufen. Meine Tochter hat mit zehn Jahren gesagt: „Du Papa, ich möchte Hackerin werden.” Ich war natürlich hocherfreut, dass sie einen Berufswunsch hat. Sie hat sich dann selbst das Programmieren beigebracht. Jetzt macht sie ihre eigenen Spiel-Programmierungen.

Die Lehrer müssen nicht von allem eine Ahnung haben, aber sie sollen Unterstützung geben. Das heißt, ich muss nicht der beste Programmierer in Scratch sein, aber ich lasse es zu, wenn die Kinder selbstständig ein bisschen programmieren wollen. Wir gehen in eine digitalisierte Welt.

Aber Hackerin ist Ihre Tochter nicht geworden?

Nein (lacht), ich glaube, sie wird einmal Multimedia-Designerin.

In welchen Bereichen ist es besonders schwer, Mitarbeiter zu finden?

Bei NOVOMATIC gibt es zwei Geschäftsbereiche. Einmal Operations, d.h. wir betreiben Spielstätten und Casinos. Dort sagen 60 Prozent der Kollegen, dass es sehr schwer sei, Fachkräfte oder Servicekräfte zu finden. Der zweite Bereich ist die Technologie: Wir sind ein Produzent von Glücksspielgeräten mit entsprechender Software dahinter, die von hier aus in die ganze Welt geschickt wird. Da sind unter anderem Software Developer, SAP-Spezialisten und Mechatroniker sehr schwer zu finden. Zum Glück bekommen wir Leute, aber es wird immer schwieriger. Derzeit beschäftigen wir 18 Lehrlinge, die wir in 14 Lehrberufen ausbilden. Beispielsweise ist es mittlerweile herausfordernd, einen KFZ-Lehrling zu bekommen. Wir haben Mangelberufe. Wir versuchen da eigene Wege zu gehen, um Abhilfe zu schaffen.

Wie sehen diese Wege aus?

Eines unserer Konzepte ist, eigene Akademien aufzubauen. Wir suchen talentierte Leute am Arbeitsmarkt und bilden sie dann selbst aus. Wir hatten keine Nachfolger für das Casino-Management, also hat NOVOMATIC ein eigenes Programm entwickelt, das International Casino Management Program (ICMP).

„Von acht Absolventen sind bereits zwei Geschäftsführer.“

Das ICMP dauert 12 Monate, bestehend aus „Training-on-the-job” sowie theoretischer Ausbildung. Im Praxisteil werden die Auszubildenden bereits als Manager eingesetzt, entweder als Gebietsleiter oder zunächst als Assistant zum Casino-Manager. Das Programm ist sehr erfolgreich. Von acht Absolventen sind zwei bereits Geschäftsführer geworden.

Das ist eine steile Karriere in kurzer Zeit.

Ja. Wenn es um technologische Talente geht, gehen wir ganz neue Wege. Wir sind mehr in Incubators und Accelerators tätig und betreiben weniger das typische Campus-Recruitment. Auch unsere Corporate Coding Academy (CCA) ist sehr erfolgreich.

Was ist die Coding Academy?

In der Corporate Coding Academy bildet NOVOMATIC Software-Entwickler in sechs Monaten selbst aus. Im Gaming-Bereich konkurrieren wir mit den ganz Großen wie Electronic Arts, die FIFA entwickeln. Die Experten haben erwartet, dass wir maximal 20 Bewerbungen erhalten werden. Letztendlich haben sich 130 Leute auf 10 Ausbildungsplätze beworben.

„Passion fürs Coding war entscheidend.“

Wir haben keine Zugangsvoraussetzungen im Sinne von Matura oder Hochschulabschluss angegeben. Die Passion fürs Coding war entscheidend. Jemand, der als Verkäufer arbeitet und zu Hause Raspberry Pi programmiert, ist genauso geeignet wie jemand, der sein Hochschulstudium vorzeitig beendet hat. Im Auswahlprozess mussten die Bewerber unter anderem eine Art „Mario Kart“ durch ein Labyrinth fahren. So haben wir das analytische Verständnis getestet.

„Studenten erhalten ECTS-Punkte.“

Inzwischen kooperieren wir hier mit der FH St. Pölten. In Zukunft bekommen die Studenten ECTS-Punkte für die CCA.

Was bietet NOVOMATIC Berufseinsteigern?

NOVOMATIC unterstützt bei der persönlichen Entwicklung. Wir haben für High Potentials, die ein paar Jahre bei uns sind, ein eigenes Talentprogramm entwickelt. Es ist eine auf den Leib geschnittene Ausbildung. Die Palette reicht von Uni bis MBA-Programm. Die Persönlichkeitsentwicklung steht im Vordergrund, wobei wir die Talente auch mit High Potentials aus anderen Firmen vernetzen.

NOVOMATIC bietet Mitarbeitern darüber hinaus die Möglichkeit, selbstständig zu arbeiten und bleibt betreffend Arbeitsbedingungen am Puls der Zeit. Ein Teil der Mitarbeiter macht beispielsweise regelmäßig Homeoffice. Die Leute können bei uns auch international arbeiten. Gerade in der Software-Entwicklung arbeiten die Leute zum Beispiel mit Kollegen in Polen, Russland und England zusammen.

Bei uns kommt es nicht darauf an, welche Nationalität jemand hat. Das schätzen viele. Auch Alter spielt keine Rolle. Für unser Programm NOVOSilver Family wurden wir mit dem NESTORGOLD-Gütesiegel des Sozialministeriums ausgezeichnet. Im Rahmen von NOVOSilver Family ermöglichen wir pensionierten Mitarbeitern, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in geringem Ausmaß freiwillig im Unternehmen einzubringen.

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