Nuri: Wer schnappt die 200.000 User der insolventen Krypto-Bank?
Sie waren Deutschlands Vorzeige-Startup in Sachen Krypto-Handel, jetzt kämpfen sie ums Überleben: Die Berliner Krypto-Bank Nuri steckt wegen Zahlungsunfähigkeit aktuell in einem Konkursverfahren und sucht einen potenten Geldgeber, der die Fortführung der Geschäfte ermöglicht. Allerdings: Anstatt wie bisher kommuniziert gibt es für einen potenziellen Käufer nicht eine halbe Million Kund:innen, sondern lediglich 200.000.
So steht es in einer Aussendung des Insolvenzverwalters Jesko Stark. „Mehrere Investoren interessieren sich für das insolvente Berliner Fintech Nuri mit 141 Mitarbeitern. Auch am Wochenende führte der vorläufige Insolvenzverwalter Jesko Stark erste ermutigende Gespräche mit Fokus auf die über 200.000 Kunden und die digitale Finanz-Plattform. Diese Gespräche werden in den nächsten Wochen fortgesetzt“, heißt es in der Aussendung.
Wenn es also Investor:innen oder Käufer:innen gibt, die sich diese 200.000 Krypto-affinen Kund:innen schnappen und so Fuß im deutschen bzw. europäischen Markt fassen wollen, dürfte der rechte Zeitpunkt gekommen sein. Die Nutzer:innen verteilen sich auf 32 europäische Länder, außerdem stehen noch 141 mit der Krypto-Industrie vertraute Mitarbeiter:innen unter Vertrag. Mit Investor:innen, mit denen aktuell die Gespräche geführt werden, könnte das Geschäftsmodell von Nuri teils in modifizierter Form fortgeführt und weiterentwickelt werden.
Wie hoch wäre der Kaufpreis für Nuri? Der Umsatz lag 2021 bei gerade einmal zwölf Millionen Euro. Investor:innen haben über die Jahre in das als Bitwala gegründete Unternehmen etwa 42 Millionen Euro investiert. Im Bankenbereich sind es oft 50 Euro, die bestehende Kund:innen für das Anwerben neuer Kundschaft bekommen. Gerechnet auf 200.000 User wären das 10 Millionen Euro. Irgendwo zwischen diesen Zahlen müsste sich der Kaufpreis eruieren lassen.
Auszahlungsstopp bei Celsius Network trifft deutsche Krypto-Bank Nuri
Krypto-Krise und Celsius Network als Stolpersteine
Wie berichtet können Nuri-Kund:innen weiterhin auf ihre Euro-Einlagen und Krypto-Assets zugreifen – es sei denn, sie haben die an Nuri angebundenen Bitcoin-Services des ebenfalls insolventen Celsius Network in Anspruch genommen. Für diese besteht weiterhin ein Auszahlungsstopp. Die Partnerschaft mit Celsius war letztendlich der Stolperstein, der in die Insolvenz führte. „Insbesondere die Krise am Markt für Kryptowährungen und die Insolvenz der amerikanischen Krypto-Plattform Celsius führten zu Umsatzrückgängen“ Angesichts von Zinswende, Ukrainekrieg und Inflationsängsten scheiterte eine Refinanzierung der Gesellschafter“, heißt es seitens der Insolvenzverwaltung.
Wer wird sich also die Überreste von Nuri schnappen? In den Sinn kommen sofort die beiden global agierenden Player Binance und FTX. Erstere Krypto-Exchange ist aktuell vor allem in Europa darum bemüht, regulatorische Sicherheit zu gewinnen; zweitere hat sich im Krypto-Crash als williger Käufer angeschlagener Krypto-Firmen erwiesen und dieses Jahr gezeigt, dass man auch in Europa zukaufen möchte. Theoretisch möglich ist auch, dass europäische Player wie Blockchain.com oder Bitpanda zuschlagen, um ihre Position im wichtigen deutschen Markt zu stärken. Oder noch eine Möglichkeit: Schnappt eine Neobank, ein Neobroker oder gar ein klassisches Finanzinstitut zu, in die Krypto-Welt zu expandieren? Die nächsten Wochen werden Klarheit schaffen.
Nuri: User:innen können Kryptos trotz Insolvenz noch abheben