Übernahme

nymea: Wiener Energie-Startup macht den Exit an die deutsche chargebyte

Stefan Nolte, Simon Stürz, Simon Seres, Bernhard Trinnes, Lukas Mayerhofer, Jürgen Ellensohn. © Jürgen Ellensohn
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Zu Beginn waren sie unter dem Namen guh unterwegs, machten dann den Schritt zum Markennamen nymea und setzten zuletzt stark auf Energieprodukte – und jetzt gibt das 2016 gegründete Startup von Simon Seres, Bernhard Trinnes, Simon Stürz und Lukas Mayerhofer den Exit bekannt. Der neue Eigentümer der Wiener Firma, die sich auf das Internet of Things (IoT) spezialisierte, ist die deutsche chargebyte GmbH, diese hält seit 1. Jänner 2024 100% der Unternehmensanteile.

Bei dem Verkauf handelt es sich weder um einen Fire Sale, wie er aktuell des Öfteren bei in Finanzierungsnot geratenen Startups der Fall ist, und auch um keinen Mega-Exit. Wie große die Übernahmesumme ist, wollen die nymea-Gründer nicht verraten. „Fire Sale war es keiner. Die Firma stand nicht mit dem Rücken zur Wand, die ist relativ schlank organisiert und hat eine gute Auftragslage. Aber stark skalieren konnte sie aus eigener Kraft nicht – und nachdem jetzt ein großes Window of Opportunity vorhanden ist, mussten wir eine Lösung für die Skalierung finden“, so CEO Simon Seres zu Trending Topics.

Dieses Window of Opportunity heißt derzeit Mobilitätswende hin zu Elektroautos. Unter der Marke nymea:energy hat die Firma ein “digitales Upgrade für Wallboxen” zum Laden von Elektroautos mit überschüssiger PV-Energie entwickelt. Das ist auch die Basis für den Deal mit der chargebyte GmbH. „Das Team von nymea hat seine Innovationskraft bewiesen. Insbesondere mit der Technologie von nymea:energy versprechen wir uns im Bereich Energiemanagement große Erfolge“, heißt es aus dem chargebyte-Management. „Unsere Kunden bekommen nun alle nachgefragten Software-Features aus einer Hand und können sehr konkurrenzfähige Produkte bauen.“

Google-Beteiligung StreamUnlimited steigt bei IoT-Startup guh ein

Gegenpol zu den externen Energiemanagern

Welche Strategie wird nun verfolgt? Seres: „Energy Management bzw. E-Mobility stecken jetzt in Kinderschuhen – das nächste Jahrzehnt wird entscheidend, weil derjenige, der im großen Stil Lasten steuern kann, ähnlich viel Marktmacht hat, wie derjenige, der Energie produziert. Wir gehen in Richtung “trojanisches Pferd” und setzen uns auf die hunderttausenden Ladecontroller / Ladestationen drauf, die bereits im Feld sind und Jahr für Jahr produziert werden. Das ist der Gegenpol zu den externen Energiemanagern von gridX, 1Komma5 Grad, Solar Manager und Co.“

Seres und Co-founder Simon Stürz werden aktiv an Bord bleiben. Außerdem wechseln zwei Mitarbeiter und bleiben operativ. Den Deal mit chargebyte hat man aktiv angestrebt. „nymea war nie ein VC-gebacktes Venture, wir haben in dem Sinn gar kein Geld gesucht. Unser Unternehmen war immer auf die innovative Industrie ausgerichtet“, so Seres weiter. „Mit nymea:energy hatten wir in den letzten Jahren ein Sub-Produkt entwickelt, dass wirklich einen guten Product Market Fit hat. Als wir überlegt haben, wie wir das als relativ kleines Team am besten Skalieren können, kamen wir auf die Idee, das mit einem skalierenden Zulieferer für die E-Mobility zu mergen.“

guh: Millioneninvestment für Wiener Startup, das ein Betriebssystem für IoT-Geräte entwickelt

2021 Pivot von IoT hin zu Energie-Management

Die beiden anderen Mitgründer Bernhard Trinnes und Lukas Mayerhofer sind bereits 2021 bei nymea ausgeschieden. „Damals war es finanziell eng und das war vor dem Energy-Management-Pivot. Angefangen haben wir ja in Richtung Smart Home – und das war rückwirkend betrachtet ein großer Fehler“, so Seres weiter. Wie mehrmals berichtet, hat das Startup zu Beginn versucht, ein Betriebssystem für IoT-Geräte zu entwickeln. 2017 stieg dann die Marantec Group, 2019 dann die Google-Beteiligung StreamUnlimited mit 20 Prozent bei nymea ein. Danach aber musste man den Fokus weg von IoT hin zu Energie-Management verlegen.
Die Übernahme bedeutet auch, dass die Marke nymea teilweise verschwinden wird, weil Chargebyte aus der Software eigene Produkte bauen wird, die eigene Namen bekommen. Aber, so Seres: „Die Basis vom nymea-Stack ist ein Open Source-Projekt, dessen Name und Entity so erhalten bleiben.“
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