Öklo: Das nachhaltige Geschäft mit dem großen Geschäft
Auf großen Festivals bietet sich nach spätestens zwei Tagen ein unangenehmes Bild. Wenn hundertausende Menschen – meist in brühender Hitze die spärlich gesäten sanitären Anlagen der großen Anbieter benutzen und die Pumplastwagen mit der Arbeit nicht mehr nachkommen. Die chemischen Komponenten, die zur Geruchsvermeidung eingesetzt werden, sind ökologisch nicht abbaubar, die Entleerung der Plastikhäusl ist umständlich, weil sich die LKW einen Weg durch Zeltstädte bahnen müssen, um zu den sanitären Anlagen zu gelangen. Die Gründer des Wolkersdorfer Unternehmens Öklo standen vor derselben Herausforderung, fanden aber einen ganz anderen Weg.
Holzspäne und Mikroorganismen als Alternative
Niko Bogianzidis, Christian Schöner, Reinhard Krenn und Philipp Wildberger veranstalteten vor einiger Zeit im Bezirk Mistelbach ein Reggae-Festival und wollten es möglichst ökologisch umsetzen. Die Speisen und Getränke kamen aus der Region, die Bühnen und die Dekoration wurden aus Holz aus der Gegend gefertigt und auch die sanitären Anlagen sollten ökologisch verträglich sein. Die Vier entwickelten ein Konzept: Anstatt der Chemie streuen die Klo-Besucher Sägespäne über ihre Hinterlassenschaft. Die Späne binden den Ammoniak und es entstehen keine Gerüche.
Mikroorganismen verarbeiten im Anschluss die Ausscheidungen der Gäste innerhalb von 14 Tagen zu wiederverwertbaren Kompost. Die Exkremente bleiben dabei in den Anlagen und müssen nicht abgepumpt werden. Durch die Mikroorganismen entstehen keine unangenehmen Gerüche. Zudem sind die mobilen Öklo-Toiletten mit Solarlichtern ausgestattet, damit stromautark und sie sparen im Gegensatz zur Konkurrenz aus Plastik massiv viel Wasser bei den Reinigungsprozessen.
250 Euro pro Öklo und Wochenende
Schnell entstand großes Interesse an dem Öklo-Konzept: Die Anlagen wurden nicht nur beim eigenen Festival in Wolkersdorf eingesetzt, sondern stiessen auch bei anderen Veranstaltern auf rege Nachfrage. Aktuell haben die Gründer über 35 Anlagen gebaut, eine auch barrierefrei. Die Toiletten werden um 250 Euro pro Stück und Wochenende vermietet.
Die Auftragslage ist stabil: Die Gründer haben viel in die Sales-Prozesse investiert und sind beim 4 Gamechangers-Festival von Puls4, beim Steirischen Frühling, beim Frauenlauf und bei diversen Musikfestivals vertreten. „Prinzipiell wollen wir die Marke in Österreich zwischen Vorarlberg und Burgenland bekannt machen“, sagt Geschäftsführer Niko Bogianzidis. „Jeder, der qualitativ hohe Toiletten haben will, soll nicht lange überlegen müssen, wen er anruft.“
Ausbau der Infrastruktur
Der Produktionsstandort in Wolkersdorf wurde um eine Lagerhalle erweitert und im Lauf des Jahres will das Unternehmen eine eigene Kompostanlage kaufen, die bis zu 250 Tonnen Material pro Jahr verwerten kann. „Wir haben mit unserer Idee in eine Blase gestochen“, sagt Bogianzidis. Denn die Öklos können sowohl in Katastrophengebieten als auch bei akuter Wasserknappheit wie aktuell in Südafrika eingesetzt werden. Wenn man sich vorstellt, dass ein Drittel der kompletten Menschheit keinen Zugang zu Toiletten hat, und die Trinkwasserqualität weltweit rapide sinkt, dann ist der Planet auf solche Konzepte in Zukunft angewiesen.“
Ein großes Problem in den vergangenen Monaten war den Fokus konsequent auf dem Produkt zu halten. Die Wolkersdorfer gewannen den Buisnessplan-Wettbewerb i2b der Erste Bank (Trending Topics berichtete) und waren gefragte Interviewpartner. „Fernsehproduktionen, Zeitungsartikel und Pitches bei Wettbewerben sind schön, aber wir müssen uns auf den Verkauf und die Vermietung unseres Produktes konzentrieren“, so Bogianzidis. Bislang haben alle Gründer noch andere Jobs. Das könnte sich bei anhaltendem Erfolg jedoch bald ändern.