Auswertung

Österreich hat 2020 weniger Emissionen verursacht – COVID-19 bedingt

Der Tauernwindpark in Österreich. © Thomas Galler on Unsplash
Der Tauernwindpark in Österreich. © Thomas Galler on Unsplash
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Österreich hat 2020 rund 73,7 Millionen Tonnen Treibhausgase emittiert. Das sind die aktuellen Ergebnisse des „Nowcast“. Dieser ist eine Nahzeitprognose und beschreibt die vorläufige Einschätzung und Trends für 2020. Er wurde aktuell von der Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Die Grünen) gemeinsam mit Günther Lichtblau auf einer Pressekonferenz präsentiert. Sollte es bei diesem Wert bleiben, hat das Land im vergangenen Jahr etwa 7,7 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen oder – in absoluten Zahlen ausgedrückt – 6,2 Millionen CO2-Äquivalent weniger verursacht. Ein Grund zur Freude ist das aber nicht. So ist der Rückgang der Emissionen den aktuellen Angaben zufolge nicht auf erfolgreiche Klimaschutzmaßnahmen zurückzuführen, sondern wenig überraschend auf die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie.

„Die Zahlen zeigen uns, dass die Treibhausgas-Emissionen pandemiebedingt um 7,7 Prozent gesunken sind. Doch eine Pandemie ist kein Ersatz für wirkungsvolle Klimapolitik. Damit wir den Kampf gegen die Klimakrise gewinnen, müssen wir konkrete Maßnahmen setzen“, so die Klimaschutzministerin. Dabei verweist sie auf das jüngst beschlossene Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) und das „größte Öffi-Ausbaupaket aller Zeiten“. Diese wurden allerdings beide erste 2021 beschlossen und haben bisher noch wenig Auswirkung auf die Praxis.

 

Weniger Emissionen in der Industrie und im Verkehr

Ähnlich wie auch der prozentuale Satz bei den Treibhausgasemissionen, ist auch das Bruttoinlandsprodukt 2020 pandemiebedingt um rund 6,3 Prozent im Vergleich zu 2019 gesunken. Das macht sich auch bei der näheren Betrachtung der einzelnen Sektoren bezüglich ihres Emissionsausstoßes bemerkbar. So wurden durch die industriellen Produktion, welche dem Emissionshandelsbereich unterliegt, pandemiebedingt rund 0,9 Tonnen CO2-Äquivalent weniger verursacht. Das sei unter anderem auf eine geringere Stahlproduktion zurückzuführen, so die aktuellen Angaben. Diese sei 2020 um zehn Prozent zurück gegangen.

Auch im Verkehr, dem „Sorgenkind“ der Ministerin, ist die Menge der verursachten Emissionen gesunken. Das ist ebenfalls wenig überraschend. So wurde insbesondere bei den Treibstoffen ein eindeutiger Absatzrückgang verzeichnet. Das führte 2020 zu einer Reduktion von etwa 14 Prozent, in absoluten Zahlen -3,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, im Vergleich zu 2019. Somit sind insbesondere in dem Bereich die Reduktionen nur wenig nachhaltig. Das ist auch der Klimaschutz- und Verkehrsministern Gewessler bewusst: „Im Verkehrsbereich haben wir noch große Aufgaben vor uns. Denn der Corona-Effekt wird verpuffen. Darum arbeiten wir mit Hochdruck daran, unser Mobilitätssystem klimafreundlich zu gestalten.“

Das letzte Kohlekraftwerk Österreichs ist Geschichte. Energie aus Kohle aber nicht.

Emissionsziel für 2020 eingehalten

Am 17. April 2020 hat mit dem Fernheizkraftwerk Mellach in der Steiermark das letzte Kohlekraftwerk Österreichs seine Pforten geschlossen, wir berichteten. Das sei auch in den Emissionswerten aus diesem Bereich abzulesen, so die Bundesministerin: „Die Stilllegung von Österreichs letztem Kohlekraftwerk zeigt sich auch in der Co2-Bilanz ganz klar. Genau das muss unser Weg sein: raus aus den fossilen Energieträgern und rein in die erneuerbaren Energien.“ So konnten in der Energieerzeugung, welche ebenfalls dem Emissionshandel zuzuordnen ist, etwa 0,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent eingespart werden, durch eine geringere Stromproduktion aus fossilen Erdgaskraftwerken rund 0,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, so die Ergebnisse der Prognose.

EAG: Regierung und Opposition einigen sich auf lang ersehntes Gesetz

Auch wenn den aktuellen Angaben zufolge in allen andern Sektoren, wie beispielsweise dem Gebäudesektor oder in der Landwirtschaft, keine Reduktion der ausgestoßenen Emissionen verzeichnet werden konnten in 2020, wurde die Höchstmenge für 2020 für die Wirtschaftssektoren, die nicht dem Europäischen Emissionshandel unterliegen, um 1,2 Millionen Tonnen unterschritten und die Zielerreichung über die gesamte Periode 2013–2020 sichergestellt. In Abfallwirtschaft und im Bereich der fluorierten Treibhausgase (F-Gase) hätten sich die abnehmenden Trends der letzten Jahre fortgesetzt, so die Ministerin.

Die jetzige Nahzeitprognose ist bisher nur eine vorläufige und beziehe sich insbesondere auf die vorläufige Energiebilanz, die aktuelle Österreichische Luftschadstoff-Inventur (OLI), die aktuellen Daten der Emissionshandelsanlagen sowie aktuelle Erhebungen und Statistiken der Sektoren Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und F-Gase. Die Veröffentlichung der endgültigen Auswertung ist für Jänner 2022 geplant.

Update Jänner 2022

Am 23. Jänner 2022 veröffentlichte das österreichische Umweltbundesamt nun die endgültige Auswertung der Treibhausgasbilanz 2020 für Österreich. Im Vergleich zu der vorläufigen Auswertung von August 2021 ergeben sich nur minimale Veränderungen.

So bleibt es bei einer relativen Veränderung von minus 7,7 Prozent der emittierten Treibhausgase im Vergleich zu 2019. Das bedeutet Österreich hat 2020 73,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (Stand August 2021: 73,7 Mio. Tonnen) verursacht. In absoluten Zahlen ist das ein Minus von rund 6,1 Mio. Tonnen (Stand August 2021: 6,2 Mio. Tonnen) im Vergleich zum Jahr 2019. Das Bruttoinlandsprodukt ist 2020 pandemiebedingt um rund 6, 7 Prozent (Stand August 2021: 6,3 Prozent) im Vergleich zum Jahr 2019 gesunken.

Für 2021 prognostiziert das Umweltbundesamt zum jetzigen Zeitpunkt einen Anstieg der Treibhausgas-Emissionen um vier Prozent.

Reduktion der Emissionen im Vergleich zu 2019 nach Sektoren:

  • Verkehrssektor: minus 13,5 Prozent (Stand August 2021: 14 Prozent)
  • Energie- und Industrieunternehmen, die dem Emissionshandel zugeordnet sind: minus 8,6 Prozent
  • Stahlproduktion minus 10 Prozent/ – 0,9 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent (keine Veränderung zu August 2021)#
  • Energieerzeugung: minus 0,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent durch die Stilllegung des letzten Kohlekraftwerks  (keine Veränderung zu August 2021)                                                            minus 0,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent durch niedrigere Stromproduktion aus Erdgaskraftwerken  (keine Veränderung zu August 2021)
  •  Energie- und Industriebetrieben außerhalb des Emissionshandels: minus 2,7 Prozent
  •  Gebäudesektor: minus 0,4 Prozent
  • Landwirtschaft: minus 0,2 Prozent
  • Abfallwirtschaft: minus 2,8 Prozent
  •  F-Gase: minus 4,3 Prozent

 

Anmerkung Redaktion: Update erfolgte am 24. Jänner 2022

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