Österreichische Rechenzentren sollen grüner werden – jetzt gibt es ein Umweltzeichen
Gerade Künstliche Intelligenz lässt den Datenverbrauch weltweit stetig steigen. Auch in Österreich hat die Datennutzung seit Corona sprunghaft zugenommen, wie das Bundesministerium für Klimaschutz verkündete. Gleichzeitig gibt es immer mehr Rechenzentren in Österreich – teils mit enormem Energieverbrauch und gleichzeitig ungenutzter Abwärme. Nun gibt es die neue Zertifizierung „UZ 80“ vom Österreichischen Umweltzeichen, die künftig grüne Rechenzentren auszeichnet.
Der Hintergrund
Ein Rechenzentrum verbraucht durchschnittlich mehr als das 100-fache an Strom eines großen gewerblichen Bürogebäudes. Handelt es sich um ein großes Rechenzentrum, kann der Stromverbrauch mit dem einer US-amerikanischen Kleinstadt verglichen werden. Dies ist einer der Gründe, warum am 10. Oktober 2023 die EU-weite Energieeffizienzrichtlinie (EED III) in Kraft trat, die erstmals konkrete Regelungen für Rechenzentren vorsieht. Ziel ist es, mehr Transparenz über den ökologischen Fußabdruck von Rechenzentren ab einer bestimmten Größe zu schaffen.
Die Richtlinie wurde aufgrund des hohen Energieverbrauchs im IKT-Sektor eingeführt – dieser soll weltweit fünf bis neun Prozent des Stromverbrauchs und mehr als zwei Prozent der Treibhausgasemissionen ausmachen. Laut Schätzungen der EU wird der Energiebedarf von Rechenzentren bis 2030 um 28 Prozent auf 98,5 TWh ansteigen. Die Mitgliedsstaaten mussten die Vorgaben bis zum 15. Mai 2024 umsetzen.
„UZ80“ für grüne Rechenzentren der Zukunft
Zur erlassenen EU-Richtlinie passt auch folgende Neuerung: Mit der Verleihung des staatlich geprüften Umweltsiegels „UZ80“ sollen österreichische Rechenzentren ab jetzt die Chance bekommen, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen für öffentliche Auftraggeber und Endkonsument:innen sichtbar zu machen. Laut einer Aussendung wird das neue Umweltzeichen so zu einem „wichtigen Schritt für eine energieeffizientere Gesellschaft der Zukunft.“
„Die Erarbeitung der Richtlinien für das ‚Umweltzeichen Rechenzentren‘ hat mehr als zwei Jahre in Anspruch genommen, da Themen wie Energie- und Ressourceneffizienz bei Rechenzentren naturgemäß komplex sind“, so Andreas Tschulik vom Österreichischen Umweltzeichen, das dem Bundesministerium für Klimaschutz zugeordnet ist.
Worauf es ankommt: Energieeffizienz, Monitoring und Abwärmenutzung
Bewerben können sich Rechenzentren und IT-Betreiber, die besonders energieeffizient und ressourcenschonend arbeiten. Wichtig ist auch, ob sie eine langfristige Strategie zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz verfolgen und Anreize zum Energiesparen bieten. Außerdem muss der Energie- und Wasserverbrauch kontinuierlich dokumentiert werden. Bewerber:innen des UZ80-Siegels müssen einen Energieeffizienzbericht vorlegen, in dem Ziele zur Effizienzsteigerung definiert sind.
Best Practice: Abwärme sinnvoll nutzen
Ein Best Practice wird das Krankenhaus Floridsdorf in Wien genannt. Dort soll ein Großteil des Wärmebedarfs mittels Abwärmenutzung gedeckt werden: Die Serverräume werden mit Luft gekühlt, wodurch die Lufttemperatur auf etwa 26 °C sinkt. Diese kühle Luft wird als Wärmequelle genutzt und mit Wärmepumpen auf 82 °C erhitzt. So kann das Krankenhaus zwischen 50 und 70 Prozent seines Wärmebedarfs durch die Abwärme der Server abdecken.
Für die Wärmeleitung zwischen dem Rechenzentrum und dem Krankenhaus Floridsdorf schöpfte die österreichische Regierung 3,5 Millionen Euro aus dem Umweltfonds. Laut dem Österreichischen Umweltzeichen können durch Wärmepumpen theoretisch auch umliegende Stadtteile beheizt werden. Gehofft wird auf weitere „Ideen für die konsequente Nutzung der Abwärme.“
Wettbewerb um den Titel
Das Bundesrechenzentrum soll sich bereits für die neue Zertifizierung qualifiziert haben, und auch private Rechenzentren hätten bereits Interesse gezeigt. Welches Rechenzentrum in Österreich letztlich als erstes das Österreichische Umweltzeichen erhält, sei jedoch noch nicht entschieden.