Female Founders Report

Startup Frauenpower in Österreich: Gebraucht wird Geld, Know-how und Mut

Die Female-Founders-Gründerinnen Nina Wöss, Tanja Sternbauer und Lisa Fassl (von links) © Tamás Künsztler
Die Female-Founders-Gründerinnen Nina Wöss, Tanja Sternbauer und Lisa Fassl (von links) © Tamás Künsztler
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Zehn Prozent. So hoch (bzw. niedrig) ist derzeit der Anteil von Frauen in der österreichischen Startup-Szene laut dem European Startup Monitor 2015 und 2016 und dem Austrian Startup Report von Speedinvest. Anders sieht es bei klassischen Unternehmensgründungen aus. Laut einer Statistik der WKO aus dem Jahr 2015, lag der Frauenanteil bei über 40 Prozent.

Diese Diskrepanz gab den Anstoß zum Austrian University Female Founders Report, an dem 200 Personen teilgenommen haben. Die Befragungen wurden im Rahmen eines Schwerpunktprojekts zum Thema Female Entrepreneurship vom Wissenstransferzentrum Ost (WTZ Ost) durchgeführt.

Akademikerinnen gründen gerne

Die Studie beschäftigt sich mit Frauen, die entweder schon einmal ein Unternehmen gegründet haben oder planen, eben selbiges zu tun. Fast die Hälfte derer, die schon einmal ein solches eigenes Projekt gestartet haben, sind älter als 36 Jahre. Die Personen, die erst gründen möchten, sind zu 80 Prozent unter 36. In beiden Kategorien hat die Mehrheit, nämlich 91 beziehungsweise 84 Prozent, einen akademischen Hintergrund. Die meisten Gründerinnen (42 Prozent) kommen aus dem Bereich der Kunst, gefolgt von Wirtschaftswissenschaften (32 Prozent) und Geisteswissenschaften (24 Prozent). Die Phase von der Idee bis zur tatsächlichen Gründung ihrer Unternehmen dauerte bei fast 70 Prozent der Befragten etwa ein Jahr.

Die Ausbildungsschwerpunkte der angehenden Unternehmerinnen liegen im Bereich der Wirtschaftswissenschaften (38 Prozent), der Kunst (29 Prozent) und den Geisteswissenschaften (22 Prozent). Also thematisch nicht so weit von einander entfernt. Auf den hinteren Plätzen finden sich Studienrichtungen wie Medizin und Recht.

Angespornt werden die Frauen von der Idee der Selbstverwirklichung (34 bzw. 45 Prozent), von der Möglichkeit, die eigene Chefin zu sein (27 bzw. 23 Prozent) und von der flexiblen Zeiteinteilung (13 bzw. acht Prozent). Erwähnenswert: Hohes Einkommen steht als Motivationsgrund in beiden Gruppen an letzter Stelle.

Teamfähigkeit, Freunde & fehlende finanzielle Mittel

Interessant ist, dass bei denjenigen, die noch gründen wollen, Teamfähigkeit einen hohen Stellenwert einnimmt: 59 Prozent möchten eine Firma gemeinsam mit anderen Menschen starten, viele davon (53 Prozent) bauen auf Unterstützung in ihrem Freundeskreis. Bei den Gründerinnen zeigt sich jedoch (die zu 78 Prozent als Ein-Personen-Unternehmen angefangen haben), dass 72 Prozent der selbstständigen Frauen auch lang längerem Bestehen noch immer alleine arbeiten. Nur in einzelnen Fällen sind die Companys auf mehr als fünf MitarbeiterInnen gewachsen.

Fehlende finanzielle Mittel seien laut den zukünftigen Gründerinnen (59 Prozent) das größte Problem, wenn man sich in die Selbstständigkeit begeben möchte. Außerdem nennen 45 Prozent „fehlenden Mut“ sowie zu wenig Know-how (35 Prozent) als Hindernis für ein Startup. Diejenigen, die den ganzen Prozess schon hinter sich gebracht haben, geben an, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen (24 Prozent) gewonnen und sich Wissen (19 Prozent) und Durchhaltevermögen (14 Prozent) angeeignet zu haben.

Im Laufe der Studie kristallisiert sich heraus, dass es notwendig ist – um eine unternehmerische Karriere für Frauen attraktiver zu machen – betriebswirtschaftliche und rechtliche Grundkenntnisse besser zu vermitteln; die Möglichkeit zu geben, aktiv an der Verhandlungs- und Präsentationstechnik zu arbeiten und das Netzwerk und die Kommunikation unter den Gründerinnen mehr zu unterstützen.

Die Befragten gaben an, dass sie sich zum Thema „Gründen“ vor allem von den Universitäten konkrete Hilfestellungen, Beratung und praxisorientierte Lehrinhalte erhoffen, die eine Grundlage für die Umsetzung späterer Ideen bieten sollen.

Eine Vision für mehr Frauenpower

Nina Wöss, Tanja Sternbauer und Lisa Fassl sind Gründerinnen der Initiative Female Founders und haben gemeinsam mit dem WTZ Ost den Report erstellt. Als Reaktionen auf die Ergebnisse haben sie ein als „Call to Action“ tituliertes Visionspapier verfasst, das sich mit den Inhalten der Studie tiefgehend auseinandergesetzt hat. Von den aus dem Report abgeleiteten Erkenntnissen, gemischt mit qualitativen Gesprächen mit Gründerinnen und Vertreterinnen der Startup-Szene und einem begleitenden Crowdsourcingprozess, wurden Ideen und Maßnahmen entwickelt, die als Förderung und Unterstützung von Frauen in technologie- und wachstumsorientierten Branchen dienen sollen. Hierzu gehören Vernetzung und Empowerment, Entrepreneurship in Schulen sowie an Hochschulen, die Aktivierung von „Business Angelinas“ (Finanzierungs- und Investitionsmöglichkeiten) und die Vereinbarkeit von Unternehmen und Familie.

Im Endeffekt haben jedenfalls nicht nur Frauen etwas davon, wenn sie sich für den Weg in einem wachstumsorientierten Unternehmen entscheiden. Laut der Portfolioanalyse des US-amerikanischen Venture Capital Fonds First Round sind Firmen in denen es mindestens ein weibliches Gründungsmitglied gibt, um 63 Prozent erfolgreicher, als wenn es sich um all-male-Projekte handelt.

Well, go get’em, girls and guys!

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