Österreichs Gründungssektor hinkt Europas Innovation Leaders klar hinterher
244 Indikatoren, die Österreichs Leistungsfähigkeit in Forschung, Technologie und Innovation (FTI) im Vergleich zu den europäischen Innovation Leaders darstellen: Der FTI-Monitor des Rats für Forschung, Wissenschaft, Innovation und Technologieentwicklung (FORWIT) ist eines der wichtigsten Tools, um herauszufinden, wie Österreich in Sachen Innovation im europäischen Vergleich dasteht.
Im Bereich der Gründungen, also auch der Startups, sieht es im Eigenvergleich zwar etwas besser aus als in den Vorjahren, im EU-Vergleich aber schlecht. Denn der Zähler des FTI-Monitor im Sektor „Gründungen“ für 2024 steht bei 67% (2023: 64%, 2022: 66%). Damit ist Österreich Längen hinter der Anführern in dem Bereich, nämlich Dänemark (113%), Schweden (106%), Finnland (133%), Estland (278%), Litauen (153%), Großbritannien (111%) oder selbst der Türkei (111%). Deutschland (58%) und Frankreich (71%) sind etwas besser als Österreich.
„Signifikanter Rückstand“
„Für den Gründungssektor lässt sich einerseits eine zunehmende Aufholdynamik im Bereich der Mittelaufbringung über Risikokapital feststellen, andererseits sind aber grundlegende Verbesserungen notwendig, um insgesamt zumindest zum EU-Durchschnitt aufzuschließen. Speziell bei den schnellwachsenden Unternehmen und der Gesamtbewertung der Unicorns zeigt sich ein signifikanter Rückstand gegenüber den Vergleichsgruppen. Der kürzlich vorgestellte Ausgründungsrahmen für die Universitäten könnte bei rascher Umsetzung für positive Impulse für das Start-up-Ökosystem sorgen“, heißt es in einer Aussendung des FORWIT.
Wie steht Österreich nun im Gründungssektor da? Hier gibt es folgende wichtige Kennzahlen:
- Anteil der schnell wachsenden Unternehmen bei 8,2%: Unternehmen mit einem durchschnittlichen jährlichen Beschäftigtenwachstum von über 10 % über drei Jahre sind in Österreich 8,2 %. Dieser Wert ist laut FTI-Monitor gegenüber den drei Vergleichsgruppen nur unterdurchschnittlich: „EU-weit liegt der Anteil der schnellwachsenden Unternehmen bei 10 %, bei den Innovation Leaders bei über 12 % und bei den Top 3-Ländern bei 15 %. Beim Anteil der jungen, schnellwachsenden Unternehmen (schnellwachsende Unternehmen, die maximal fünf Jahre alt sind) befindet sich Österreich mit 0,58 % ebenfalls hinter den Vergleichsgruppen, wobei hier der Abstand zum EU-Durchschnitt sowie zu den Top 3-Ländern noch größer ausfällt.“
- Unicorns unter EU-Schnitt: „Auch bei der Bewertung der Unicorns in % des BIP ist Österreich nur unterdurchschnittlich gegenüber den drei Vergleichsgruppen“, heißt es im FTI-Monitor. „Während sich die Bewertungen in Österreich auf etwa 1,6 % des BIP summieren, liegt der EU-Schnitt bei 2,3 % und jener der Innovation Leaders bei etwa 2,7 %. Aufgrund der Datenverfügbarkeit (Quelle GII ausschließlich 2023) lässt sich noch kein allgemeiner Trend ableiten, aber der Rückstand auf den EU-Durchschnitt beträgt etwa drei Unicorns.“
- Risikokapitalintensität: Hier wird die Größe des in Österreich investierten Risikokapitals von in- und ausländischen Fonds im Verhältnis zum BIP (über drei Jahre geglättet) gemessen. Laut FTI-Monitor gibt es eine „sehr positive Dynamik seit 2021, die einer 4,5-Fachung der Risikokapitalintensität entspricht“. Österreich konnte sich deutlich vom EU-Durchschnitt abheben und den Abstand zu den Innovation Leaders und den Top 3-Ländern reduzieren. Aber „Um in die Nähe der Innovation Leaders zu kommen, müsste die Risikokapitalintensität in Österreich von derzeit rund 0,1 % des BIP um 50 % gesteigert werden“, heißt es.
- Motivation für unternehmerisches Handeln: Besonders niedrig ist der Wert für Österreich hier, mit nur 35%. Allerdings stammen die neuesten Zahlen aus dem Jahr 2018 und sind somit eigentlich nicht mehr aussagekräftig.
Bei Forschungsfinanzierung unter den Top 3
Es gibt auch gute Nachrichten, was den Bereich der Finanzierung von Forschung und Entwicklung angeht, wo Österreich nun in den Top 3 liegt und damit auf Augenhöhe mit den Innovations-Leadern Dänemark, Schweden, Finnland, Niederlande und Belgien boxt. 2024 liegt die Forschungsquote, also der Anteil der Ausgaben für Forschung am BIP, bei voraussichtlich 3,43 Prozent.
„Der Bereich Finanzierung performt weiterhin überdurchschnittlich, dabei sticht vor allem der Bereich Finanzierung Unternehmen mit einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 29 %P, und hier wiederum der Subindikator Unternehmensförderung hervor. Letzterer ist bereits in den letzten Jahren stark gewachsen, konnte zuletzt jedoch nochmals eine überdurchschnittliche Steigerung von 0,27 auf 0,36 (in % des BIP) bzw. absolut von € 0,76 Mrd. auf € 1,04 Mrd. verzeichnen“, heißt es in der aktuellen Ausgabe des FTI-Monitor. „Das entspricht einem Zuwachs von rund einem Drittel. Österreich zählt hier nicht überraschend zu den Top 3-Ländern. Allerdings wurde dieser starke Zuwachs auch durch den pandemiebedingten Einbruch des BIP im Jahr 2020 (Letztdaten) „erkauft“.“
Auch in den Bereichen Standortattraktivität (u.a. durch Strenge der Regulierung geistigen Eigentums und der Verfügbarkeit von Strom aus sauberen Quellen) und Kreislaufwirtschaft punktet Österreich. DER FTI-Monitor zeigt aber auch deutliche Schwächen, unter anderem im Gründungsbereich, bei der Digitalisierung und der Geschlechtergerechtigkeit.
Österreich weiter hinter den Innovation Leaders
Insgesamt ist Österreich in der Gruppe jener Länder, die den Innovation Leaders hinterher sind. „Als Innovation Leaders zählen EU-Länder, die mindestens 125 % der Leistung des EU-Durchschnitts erreichen. Die derzeitigen Innovation Leaders sind Dänemark, Schweden, Finnland, Niederlande und Belgien. Aktuell rangiert Österreich mit rund 119 % in der Verfolgergruppe der Strong Innovators, also jenen Ländern, die zwischen 100 und 125 % erreichen“, heißt es seitens FORWIT.