Offshore-Windkraft: Wachstum in Europa 2023 stärker denn je
Europa setzt für die Energiewende immer stärker auf Offshore-Windkraft. Im Jahr 2023 ist die Zahl der Windräder auf See so stark angestiegen wie noch nie zuvor, besagen Zahlen des Verbands WindEurope. So haben europäische Länder im vergangenen Jahr eine Rekordzahl von 4,2 GW an neuen Offshore-Windparks in Betrieb genommen. Das seien 40 Prozent mehr als 2022. Außerdem gab es neue Investitionen in Höhe von 30 Milliarden Euro, die 9 GW abdecken, die in den kommenden Jahren entstehen sollen.
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EU-Maßnahmen treiben Industrie voran
Die Niederlande, Frankreich und Großbritannien haben die meisten neuen Kapazitäten installiert. Dazu gehört auch das 1,5-GW-Projekt „Hollandse Kust Zuid“ in den Niederlanden – jetzt der größte in Betrieb befindliche Windpark der Welt. 2023 gab es WindEurope zufolge mehrere positive Entwicklungen, die zu neuem Vertrauen und Optimismus unter den europäischen Offshore-Windkraftakteuren führten. Die EU veröffentlichte ihr Windkraftpaket mit 15 Sofortmaßnahmen zur Unterstützung des europäischen Windsektors. 26 europäische Regierungen unterzeichneten die Europäische Windcharta und verpflichteten sich damit, die im Windkraftpaket vorgesehenen Maßnahmen zügig umzusetzen.
2024 wird vermutlich ebenfalls ein großes Jahr für die Offshore-Windkraft in Europa. Wenn alle Länder ihre Ausschreibungen wie geplant durchführen, werden in diesem Jahr mindestens 40 GW versteigert werden. Deutschland, Dänemark, Großbritannien, Frankreich und die Niederlande sind die fünf wichtigsten Länder, die in den nächsten zwei Jahren Kapazitäten versteigern. Frankreich wird die Ergebnisse der ersten kommerziellen Ausschreibung für schwimmende Offshore-Windkraftanlagen in Europa bekannt geben. Deutschland wird allein im Jahr 2023 fast 9 GW versteigern. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 wurden in Europa 13,5 GW an neuen Offshore-Windkapazitäten versteigert.
Offshore-Windkraft reicht für Klimaziele noch nicht
Doch bei 70 Prozent aller Ausschreibungen im Jahr 2023 gab es ungedeckte negative Gebote. Das heißt, die Windenergieentwickler mussten für das Recht, einen Offshore-Windpark zu bauen, bezahlen. WindEurope fordert Maßnahmen, die sie entlasten, denn die Anbieter werden in diesem Fall die Kosten entweder an die Stromverbraucher:innen weitergeben, die bereits unter hohen Preisen leiden, oder an die Windenergie-Lieferkette, die mit Inflation und Kostensteigerungen zu kämpfen hat. Negative Gebote erhöhen auch das Gesamtprojektrisiko, was wiederum die Kapitalkosten in die Höhe treibt.
Europa wird in den nächsten drei Jahren jährlich etwa 5 GW an Offshore-Windkraftanlagen bauen. Dies reicht laut WindEurope nicht aus, um Europas Klima- und Energiesicherheitsziele zu erreichen. Es brauche gegen Ende des Jahrzehnts mehr Offshore-Windkraft. Die europäischen Länder müssten im Zeitraum 2027-2030 jährlich 24 GW errichten, um die Ziele für 2030 zu erfüllen. Die heutige Offshore-Windlieferkette kann jedoch nur etwa 7 GW pro Jahr produzieren.
Investitionen in erweiterte und neue Fabriken sind unerlässlich für den Windkraftausbau. Parallel dazu muss die entsprechende Infrastruktur vorhanden sein. „Das bedeutet Investitionen in Netze, Häfen und Schiffe. Hier haben wir die ersten Anzeichen für Fortschritte gesehen. Europas führende Hersteller von Offshore-Energiekabeln bauen ihre Fabriken aus, um die wachsende Nachfrage nach Kabeln für den Anschluss von Offshore-Windparks in Europa zu decken“, so WindEurope.