Öko und fair: Das sind die nachhaltigsten Reiseziele 2020
Rund 1,4 Milliarden Touristen waren 2018 weltweit auf Reisen – Tendenz steigend. Sie bedeuten für ganze Regionen die wirtschaftliche Grundlage. Die Tourismusindustrie ist aber auch eine enorme Belastung für die Umwelt und schafft häufig unwürdige Arbeitsbedingungen. Die NGO Ethic Traveler analysiert deshalb jährlich vor allem die Tourismusbranche in ärmeren Ländern, die beliebte Reisedestinationen sind, und erstellt eine Liste an Empfehlungen.
In das Ranking fließen Kriterien wie Umweltschutz, soziales Wohlergehen, Menschenrechte und Tierschutz. Die Organisation betrachtet dabei vor allem die Entwicklung und bewertet, ob in diesen Ländern in Verbesserungen investiert wird. In einem letzten Schritt werden auch touristische Kriterien für das Ranking herangezogen – etwa unberührte Natur, Outdoor-Aktivitäten oder die Möglichkeit, örtliche Bräuche kennenzulernen.
Das sind die Top 10 der nachhaltigsten Reiseziele 2020
1. Armenien
Armenien ist neu auf der Liste von Ethic Traveler und hat es auf Anhieb auf Platz 1 geschafft. Zu verdanken hat das kleine Land am Kaukasus der neuen Regierung unter Premier Nikol Pashinyan. Er hat ein umfassendes Reformprogramm für Wirtschaft und Staat eingeleitet, das unter anderem Maßnahmen gegen Korruption und für mehr erneuerbare Energie umfasst. Noch 2019 wurden zahlreiche Solareenergie-Projekte auf den Weg gebracht und strengere Tierschutzgesetze in Kraft gesetzt. In Sachen Gleichberechtigung und Frauenrechte sei das Land allerdings nach wie vor weit hinten, shcreibt Ethic Traveler in der Analyse.
2. Kap Verde
Die neun kapverdischen Inseln haben es nach zwei Jahren Pause erstmals wieder in die Top 10 der ethischsten Reiseziele geschafft. Große Fortschritte habe es vor allem in den Bereichen Gleichberechtigung, Homosexuellenrechte, Umweltschutz und Pressefreiheit gegeben. Gleichzeitig ist es das einzige afrikanische Land, das es an die Spitze der Länder mit der höchsten Reisesicherheit der Organisation International SOS geschafft hat.
3. Costa Rica
Costa Rica zählt weltweit zu den am stärksten von der Klimakrise betroffenen Regionen. Gleichzeitig setzt das Land auch zahlreiche Maßnahmen für Naturschutz und Biodiversität. Jüngst habe sich das Land aber auch stark im Bereich Gesundheit und Sozialdienstleistungen verdient gemacht. Die Experten von Ethical Traveler heben Costa Rica aber mit gemischten Gefühlen auf die Liste, da es gerade beim Fischfang und dem Schutz bedrohter Meerestiere Aufholbedarf gebe.
4. Dominica
Der kleine Inselstaat in der Karibik ist laut Ethic Traveler seit Jahren vorbildlich bei Bürgerrechten und setze zahlreiche Maßnahmen im Klimaschutz. Das Land habe Einweg-Verpackungen verboten und arbeite intensiv an Ökotourismus-Angeboten. Die Natur sei vergleichsweise unberührt und es gebe keine internationalen Hotelketten.
5. Jamaica
Jamaica habe zwar nach wie vor eine hohe Kriminalitätsrate, bemühe sich aber intensiv um wirtschaftlichen Aufschwung und Naturschutz. Auch hier wurde Einweg-Plastik in Form von Strohhalmen und Sackerln verboten und der Ausbau erneuerbarer Energien gefördert. Vergangenes Jahr hat Jamaica außerdem angekündigt 20 Millionen Dollar in nachhaltige Fischerei und gegen illegales Fischen zu investieren. Ethic Traveler sieht einzig Homosexuellenrechte als Risikofaktor – Homosexualität ist auf Jamaica nach wie vor illegal und Gewalt gegen Homosexuelle häufig.
6. Mongolei
Der zentralasiatische Staat ist aufgrund seiner schwierigen Geografie dünn besiedelt und steht auch in der Landwirtschaft vor großen Herausforderungen. 40 Prozent der Bevölkerung leben in der Hauptstadt Ulaanbaatar, wo es allerdings kontinuierlich gelingt, die Luftqualität zu verbessern. Vor allem im Bereich Bergbau und Migration habe es deutliche Fortschritte gegeben, die dem Land den Platz auf der Liste sicherten.
7. Palau
Der Inselstaat Palau im Pazifik steche vor allem im Umweltschutz hervor. Palau habe strenge Regeln für die Fischerei eingeführt, die Korallenriffe und bedrohte Fischarten schützen. Noch 2020 wird in 80 Prozent der Meeresgebiete um Palau das Fischen verboten sein, wodurch eine riesige Naturschutzzone entsteht. Gleichzeitig habe Palau Reformen eingeleitet, die den Staat von der Liste der Steuerparadiese wegführen sollen.
8. Gambia
Der westafrikanische Staat ist gerade dabei, eine stabile Demokratie aufzubauen und legt einen Fokus auf Menschenrechte und Pressefreiheit. Gleichzeitig gibt es starke Ambitionen in den Bereichen Naturschutz, vor allem mittels Fischereigesetzen, und erneuerbare Energie. Das Land arbeite zudem intensiv an Ökotourismus-Angeboten.
9. Trinidad und Tobago
Ethical Traveler hebt den Karibikstaat auf die Liste, damit Homosexuellenrechte weiterhin gestärkt werden. Ein erster Schritt, nämlich die Legalisierung von Homosexualität, sei zu belohnen, da es nach wie vor Länder gebe, die LGBT-Rechte abbauen, statt sie zu stärken.
Wie auch in anderen Karibikstaaten gebe es in Trinidad und Tobago allerdings nach wie vor ein enormes Plastikmüll-Problem und bisher vergleichsweise weniger Gegenmaßnahmen. Dennoch habe es bei Recycling und Müllbeseitigung Fortschritte gegeben. Ethic Traveler empfiehlt bei Reisen darauf zu achten, dass nachhaltige Unterkünfte und Angebote gewählt werden.
10. Uruguay
Der kleine südamerikanische Staat sei für die Region vorbildlich in Bereichen wie Menschenrechte, Bürgerrechte und in Sachen Korruption. Nachholbedarf gebe es vor allem bei Gewalt gegen Frauen, gegen die es nach wie vor kein umfassendes Gesetz gebe.
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