Omnibus-Verordnung: „Das wird CSRD-Startups beeinträchtigen“

Die Europäische Kommission plant mit dem sogenannten „Omnibus-Paket“ eine umfassende Überarbeitung (manche würden sagen: Verwässerung) eigentlich neuer Nachhaltigkeitsvorschriften, um die Wettbewerbsfähigkeit kleinerer europäischer Unternehmen zu stärken. Der Vorschlag zielt darauf ab, verschiedene Regelungen zu vereinfachen, darunter die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) und die EU-Taxonomie-Verordnung.
Während Omnibus dafür sorgt, dass die Anzahl der berichtspflichtigen Unternehmen sich drastisch um satte 80% verringert und diese weniger bzw. keine Regelungen bezüglich CSRD und CSDDD einhalten müssen (sicher eine bürokratische Erleichterung), bedeutet Omnibus für Startups und Scale-ups, die sich mit digitalen Tools auf Lieferketten-Reports und Co spezialisierten, vor allem eines: ein viel kleinerer adressierbarer Markt als zuvor.
Alexis Normand, Mitgründer des Carbon-Accounting-Startups Greenly, sieht den Vorschlag gegenüber Sifted kritisch: „Der Vorschlag erscheint widersprüchlich, da die Hälfte Europas die Richtlinie bereits umgesetzt hat und die Verpflichtung bereits besteht. Mehr als 1.000 Unternehmen haben dies bereits getan, und man sagt ihnen nun, dass sie sich umsonst vorbereitet haben“, so Normand gegenüber Sifted.
Greenly, eine Plattforn zur Emissionsbewertung, schätzt, dass etwa 10% ihrer Pipeline wegfallen würden, da diese Unternehmen keine Nachhaltigkeitsberichte mehr erstellen müssten. Lubomila Jordanova, Gründerin des Berliner Carbon-Accounting-Unternehmens Plan A, gibt zu bedenken: „Wir hatten 2022 etwa 300 Unternehmen in diesem Sektor, viele von ihnen sind bankrott gegangen, aber es gibt immer noch viele Startups in diesem Bereich, die zu kämpfen haben werden.“
„Der Markt für CSRD-Lösungen im SME-Bereich hat sich verkleinert“
In Österreich hat sich das Scale-up Prewave unter anderem auch auf CSDR und CSDDD mit eigenen Angeboten spezialisiert. Prewave, das unter anderem Mercedes, BMW, Audi, Kärcher oder Hilti zu seinen Kunden zählt, wird sich CEO Lisa Smith zufolge weiterhin auf Großunternehmen fokussieren, die weiterhin unter die Regeln fallen.
„Generell darf man nicht vergessen, dass auch viele der kleineren Unternehmen, die offiziell aus dem Scope fallen, trotzdem ein Reporting machen werden, weil sie von ihren Kunden, ihren Investoren oder anderen Stakeholdern dazu motiviert werden“, sagt Lisa Smith, Mitgründerin und CEO von Prewave. „Es ist aber natürlich schon richtig, dass sich der Markt für CSRD-Lösungen im SME-Bereich verkleinert hat und das die CSRD-Startups, die auf dieses Segment fokussiert sind, beeinträchtigen wird.“
Umweltschützer:innen sind naturgemäß auch nicht begeistert von Omnibus. „Der neue Vorschlag stellt von Verpflichtung auf Freiwilligkeit um. Die Kommission ermöglicht und erleichtert mit der Verwässerung des Lieferkettengesetz nicht nur Umweltzerstörung, sondern explizit auch Kinderarbeit. Durch die Kehrtwende droht Chaos statt Stabilität, denn viele Unternehmen stecken bereits mitten in der Vorbereitung auf die Richtlinie“, so Anna Leitner, Lieferketten-Sprecherin der Umweltorganisation GLOBAL 2000.
Die wichtigsten Änderungsvorschläge im Überblick
Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD):
- Anhebung der Schwellenwerte: Nur Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern (statt bisher 250) und einem Umsatz von über 50 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme über 25 Millionen Euro müssten berichten
- Vereinfachte Berichtsvorlagen mit etwa 70% weniger erforderlichen Datenpunkten
- Keine Berichtspflicht für Geschäftsaktivitäten, die weniger als 10% des Umsatzes, der Ausgaben oder der Vermögenswerte ausmachen
Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD):
- Verschiebung der Umsetzungsfrist um ein Jahr
- Fokussierung der Sorgfaltspflicht nur auf direkte Partner statt auf die gesamte Lieferkette
EU-Taxonomie-Verordnung:
- Gleiche erhöhte Schwellenwerte wie bei der CSRD
- Unternehmen müssten nur über Geschäftsaktivitäten berichten, die mehr als 10% des Umsatzes ausmachen