Online-Bauernmärkte und Shared-Mobility Anbieter leisten „signifikanten Beitrag“ zur Nachhaltigkeit
Diese zwei Branchen waren zwei der Gewinner der Krise im letzten Jahr. Online-Plattformen mit Fokus auf den Lebensmittelhandel oder Shared Mobility-Angeboten konnten starke Zuwächse verbuchen. Eine solche Lebensmittelplattform hat das Salzburger Startup kaufregional.at. ins Leben gerufen. Frisch gegründet während der Wirren des ersten Lockdowns, konnte die regionale Händler-Plattform den eigenen Angaben nach einen rasanten Wachstum verzeichnen.
Auch der österreichische Online-Bauernmarkt Markta gab ähnliche Erfolgsmeldungen bekannt und konnte erst kürzlich eine siebenstellige Finanzierungsrunde abschließen, wir berichteten. Was beide Plattformen eint ist, dass sie beide regionalen und saisonalen Lebensmittelkonsum fördern und so neben der Unterstützung von heimischen Lebensmittelproduzenten auch die Treibhausgasemissionen im Lebensmittelhandel senken wollen.
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Acht Plattformen wurden auf ihre Nachhaltigkeit untersucht
Doch wie nachhaltig sind solche digitalen Plattformen tatsächlich? Das war kürzlich die Ausgangsfrage einer Studie des deutschen Öko-Institut mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement der Universität Stuttgart (IAT). Diese haben die Chancen und Risiken digitaler Plattformen für die Ernährungs- und Mobilitätswende untersucht. Dafür haben sie insgesamt acht solcher Plattformen näher betrachtet und insbesondere Faktoren, wie die Funktionsweise der Plattformen, der Nutzungsfreundlichkeit, regionale Einbettung und Wertschöpfung und deren Nachhaltigkeitseffekte, beachtet, so die Angaben des Ökoinstitutes in einer Aussendung.
Im Bereich Lebensmittel untersuchte das Forschungsteam die Online-Plattformen der Unternehmen Marktschwärmer,Ökodorf Brodowin, Querfeld und dem österreichischen Anbieter Markta. Dabei fiel das Resümee zur Nachhaltigkeit grundsätzlich positiv aus, so die Leiterin des Projekts am Öko-Institut, Cara-Sophie Scherf: „Das Forschungsvorhaben konnte zeigen, dass Ernährungsplattformen das Potenzial bieten, nachhaltig und zugleich wirtschaftlich tragfähig zu sein. Sie können damit einen Beitrag zur Ernährungswende leisten. Allerdings wird dieses Potential durch die bestehenden landwirtschaftlichen Strukturen begrenzt. Die Politik muss dafür sorgen, dass sich die Rahmenbedingungen für die biologische Landwirtschaft und kleine Betriebe verbessern.“
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Potenzial für Verkehrswende noch nicht ausgeschöpft
Zu einem ähnlichen Ergebnis führte auch die Untersuchung der Mobilitätsplattformen CleverShuttle und freYfahrt als Ridepooling-Dienste und Reach now (ehem. moovel) und regiomove als Shared Mobility-Anbietende. So bieten alle Plattformen attraktive Alternativen zum eigenen Auto, gibt das Öko-Institut an. Insbesondere Plattformen, welche Alternativen in ländlichen Gebieten möglich machen und dazu mit den öffentlichen Verkehrsmitteln verbunden sind, können einen signifikanten Einfluss auf die Verkehrswende haben. Trotzdem ist auch in diesem Bereich noch viel Luft nach oben, kritisieren die Forschenden.
So könnte die Nachhaltigkeit dieser Plattformen noch gesteigert werden, wenn ebenfalls Stadtrandlagen, ländliche Räume und Kleinstädte mehr mit mit inkludiert würden. Auch soziale Kriterien wie mehr Festanstellungen der Fahrerinnen und Fahrer könnten die Nachhaltigkeitsbilanz weiter verbessern, so das Öko-Institut. „Um Mobilitätsplattformen in ihrer Nachhaltigkeit zu fördern, können Bund, Länder und Kommunen einiges tun – etwa dafür sorgen, dass die Angebote eng mit dem ÖPNV verknüpft sind, oder dass diejenigen Plattformen mit einem nachhaltigen Ansatz langfristig finanziell unterstützt werden. Auch könnten Kommunen die Anbietenden beispielsweise mit Parkplätzen in der Nähe von zentralen ÖPNV-Haltstellen unterstützen“, so die Co-Autorin der Studie, Nele Kampffmeyer.
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Für die Zukunft empfehlen die Forschenden die Einführung von gemeingültigen Nachhaltigkeitskritieren für alle digitalen Plattformen. Trotzdem sind die Forschenden mit ihren Ergebnissen grundsätzlich zufrieden. So sind sie sich bereits heute sicher, dass die digitalen Plattformen einen „signifikanten Beitrag zu nachhaltigen Lebensstilen leisten“ können.