Analyse

OpenAI & Microsoft: Das große Schlussmachen

OPenAI CEO Sam Atman und Microsoft CEO Satya Nadella. © Microsoft / Canva Pro
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„OpenAI is a consumer product company and not a model company.“ Mit dieser Aussage hat Microsoft-CEO Satya Nadella kürzlich das bestätigt, was sich in der Branche schon viele dachten: Die Ära der Partnerschaft zwischen Microsoft und OpenAI ist zu Ende. ChatGPT liegt in den USA bereits unter den Top 8 der größten Web-Services und hat weltweit fast 400 Millionen wöchentlich aktive User. Kein Wunder, dass sich das Team rund um CEO Sam Altman weiter auf Wachstum fokussiert und frische massive Finanzierungsrunden machen. Ihnen geht es am Ende nicht darum, Microsoft im B2B-Geschäft zu servicieren, sondern Googles Suchmonopol zu brechen.

Deswegen verstärkt Microsoft seine Bemühungen, technologische Unabhängigkeit im KI-Bereich zu erlangen – denn bislang läuft Copilot auf OpenAI-Modellen. Berichten von The Information zufolge entwickelt der Technologieriese mit „MAI“ eigene Reasoning-Modelle und testet gleichzeitig Alternativen von xAI, Meta und DeepSeek, um OpenAIs ChatGPT in seinem Copilot-Produkt perspektivisch zu ersetzen. Eine bemerkenswerte Entwicklung, nachdem Microsoft in den letzten Jahren 13 Milliarden Dollar in OpenAI investierte und eine langfristige Partnerschaft anstrebte.

Copilot soll nicht von GPT abhängig sein

Die strategische Neuausrichtung folgt konkreten wirtschaftlichen Überlegungen. Microsoft Copilot, das bisher auf OpenAIs Technologie basiert, steht in der Kritik wegen hoher Betriebskosten und eingeschränkter Leistungsfähigkeit im Unternehmenseinsatz. Die Abhängigkeit von OpenAIs Modellen belastet das Finanzielle, während gleichzeitig die Kontrolle über die technologische Ausrichtung schwindet – ein Risiko, das Microsoft mit eigenen KI-Systemen minimieren möchte.

Ein entscheidender Wendepunkt in der Beziehung trat im Jänner ein, als Microsoft OpenAI aus einem Exklusivvertrag entließ, der das Startup verpflichtet hatte, ausschließlich Microsofts Azure-Dienste für seine Rechenkapazitäten zu nutzen. OpenAIs anschließende Ankündigung eines 500-Milliarden-Dollar-Plans für Rechenzentren mit Oracle und SoftBank demonstriert die zunehmende Distanz zwischen den Partnern.

SoftBank übertrumpft Microsoft: Japanischer Tech-Konzern pumpt 40 Mrd. Dollar in OpenAI

Kurswechsel bei Microsoft

Besonders aufschlussreich ist ein Konflikt um Technologietransfer: Bei einem Videogespräch zwischen Führungskräften beider Unternehmen forderte Mustafa Suleyman, Leiter von Microsofts KI-Abteilung, umfassende Dokumentationen zu OpenAIs o1-Reasoning-Modell. Die Zurückhaltung von OpenAI bei der Freigabe solcher Informationen deutet auf ein schwindendes Vertrauensverhältnis hin und unterstreicht den Wettbewerbscharakter, den die ursprüngliche Partnerschaft angenommen hat.

Microsoft plant laut Berichten, Zugang zu seinem hauseigenen MAI-Modell anderen Entwicklern anzubieten – ein direkter Wettbewerb mit OpenAIs Geschäftsmodell. Diese Strategie steht im Kontrast zu CEO Satya Nadellas früherer Position aus dem Jahr 2022, als er die Notwendigkeit eigener Basismodelle infrage stellte, solange Microsoft auf OpenAIs Technologie zugreifen könne.

Microsoft verfolgt eine mehrdimensionale Strategie, um in der KI-Revolution verschiedene Erfolgsszenarien abzusichern. Die Anwendungsebene, wo Microsoft im Unternehmensbereich dominiert, könnte langfristig wichtiger sein als die Modelle selbst. Dennoch will das Unternehmen kein Risiko eingehen und positioniert sich breit im KI-Ökosystem. Das machen andere Big-Tech-Player auch. Amazon etwa setzt für seinen neuen Sprachassistenten Alexa+ mehrere KI-Modelle, sowohl eigene als auch externe wie jene von Anthropic, ein.

Mustafa Suleyman ist der Mann, der Microsofts AI-Unabhängigkeit sichern soll

Ein personeller Schlüsselfaktor ist Mustafa Suleyman, der seit März 2024 Microsofts KI-Aktivitäten leitet. Der ehemalige Mitgründer von Google DeepMind und Inflection AI wurde gezielt rekrutiert, um Microsofts KI-Strategie zu einer größeren Unabhängigkeit zu führen. Unter seiner Leitung werden OpenAI-Modelle in Copilot-Anwendungen schrittweise durch Alternativen ersetzt.

Technologisch arbeitet Microsoft an zwei verschiedenen LLM-Serien: Neben dem erwähnten MAI-Reasoning-Modell entwickelt das Unternehmen allgemeinere Sprachmodelle für Standardaufgaben. Möglicherweise kommen dabei auch die hauseigenen Maia-100-KI-Chips zum Einsatz, was die vertikale Integration der KI-Strategie unterstreicht und Microsoft vollständige Kontrolle über seine KI-Infrastruktur ermöglichen würde.

Die Entwicklung zeigt einen fundamentalen Wandel in der KI-Landschaft: Aus Partnern werden Konkurrenten, wobei Microsoft trotz bestehender Verträge, die bis 2030 exklusive Nutzungsrechte für OpenAI-Modelle garantieren, langfristig auf technologische Souveränität setzt. Dieser Emanzipationsprozess vollzieht sich schrittweise und könnte die Machtverhältnisse in der KI-Branche nachhaltig verändern.

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