OpenAI: Der GPT-Marktplatz als Hotspot für urheberrechtlich fragwürdige Kreationen
Benutzerdefinierte Chatbots, die auf den generativen KI-Modellen von OpenAI basieren, sind seit November 2023 im ChatGPT Shop verfügbar. CEO Sam Altman pries sie als Möglichkeit an, neue technologische Anwendungsfälle für die breite Masse zugänglich zu machen. Der Plan war, einen digitalen Marktplatz zu schaffen, der genauso lukrativ ist wie der App-Store von Apple. Doch langsam wird der offizielle GPT-Shop immer voller und beinhaltet teils bizarre und möglicherweise urheberrechtsverletzende GPTs.
Moderation des GPT-Marktplatzes
Sam Altman nach können die benutzerdefinierten KI-Chatbots „alle möglichen Aufgaben zu erledigen“ – vom Programmieren bis hin zum Erlernen esoterischer wissenschaftlicher Themen. Doch laut dem Online-Nachrichtenportal „Techcrunch“ befindet sich auf der Plattform nun – vier Monate später – viel Spam, der auf fehlende Moderation seitens OpenAI hindeutet. Unter den Inhalten befinden sich GPTs, die vorgeben, Kunst im Stil von Disney- und Marvel-Filmen zu generieren. Anschließend führen sie allerdings zu Diensten von kostenpflichtigen Drittanbietern, die wiederum damit werben, KI-Inhaltserkennungsprogramme wie Turnitin und Copyleaks zu umgehen. Bei Turnitin handelt es sich um einen Dienst zur Erkennung von Plagiaten.
Ein OpenAI-Sprecher äußerte sich zur ChatGPT-Shop-Moderation wie folgt: Wir verwenden eine Kombination aus automatisierten Systemen, menschlicher Überprüfung und Benutzerberichten, um GPTs zu finden und zu bewerten, die möglicherweise gegen unsere Richtlinien verstoßen. Verstöße können zu Maßnahmen gegen den Inhalt oder Ihr Konto führen, wie z. B. Warnungen, Einschränkungen für die Weitergabe oder Ausschluss von der Aufnahme in den GPT-Store oder der Monetarisierung.”
Seit Jänner 2024 bereits 3 Millionen GPTs im Store
Möchte man GPTs im Shop listen, müssen User:innen erst ihre Benutzerprofile verifizieren. Anschließend werden die GPTs an das Prüf- und Verifizierungssystem von OpenAI gesendet. Um GPTs zu erstellen, sind keine Programmierkenntnisse erforderlich. Entwickler:innen können die Funktionen, die sie anbieten möchten, in OpenAIs GPT-Erstellungstool GPT Builder eingeben, und das Tool wird versuchen, ein GPT mit den gewünschten Funktionen zu erstellen. Laut OpenAI gab es bereits im Jänner 2024 drei Millionen GPTs im Store. Dass das schnelle Wachstum die Qualität der angebotenen Chatbots niederschlägt, ist wenig überraschend.
GPT-Store von Copyright-Problemen betroffen
Einige der GPTs sind von beliebten Film-, Fernseh- und Videospielserien abgekupfert, für die wohl kaum Lizenzrechte eingeholt wurden. Laut Techcrunch gibt es ein GPT, das Monster im Stil des Pixar-Films „Monsters, Inc.“ erstellt, während ein anderes textbasierte Abenteuer aus dem „Star Wars“-Universum kreiert. Copyrightverletzungen in Bezug auf markenrechtlich geschützte Figuren soll es auch geben. Die Rechtslage ist dabei nicht ganz klar. Laut dem Anwalt Kit Walsh von der Electronic Frontier Foundation können GPTS einerseits dazu verwendet werden, Werke umzugestalten, auf der anderen Seite sind Rechtsverletzungen dabei nicht ausgeschlossen. Zum Beispiel gibt es Markenprobleme, wenn ein markenrechtlich geschützter Name im GPT-Resultat verwendet wird, der offen lässt, ob sie vom Markeninhaber stammen. Gefährlich wird es auch, wenn GPTs Inhalte im Namen von Personen oder Organisationen ausgeben, ohne deren „Zustimmung oder gesetzliche Berechtigung“. Laut den OpenAI-Richtlinien ist dies zwar verboten, bei der Fülle an Chatbots den Überblick zu behalten, erweise sich allerdings als unmöglich.
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Digital Millennium Copyright Act schützt OpenAI vor Haftbarkeit
Personen, die eine Rechtsverletzung begehen, machen sich haftbar. OpenAI selbst ist durch die Safe-Harbor-Bestimmung im Digital Millennium Copyright Act per se nicht für Urheberrechtsverletzungen durch GPT-Ersteller:innen verantwortlich. Die Bestimmung schützt OpenAI und andere Plattformen wie YouTube und Facebook. Solange die gesetzlichen Anforderungen erfüllt und Verstöße auf Aufforderung entfernt werden, haften die Betreiber nicht für das Hosten von rechtsverletzenden Inhalten. OpenAI ist allerdings nach wie vor in Rechtsstreitigkeiten mit diversen Unternehmen über die Nutzung von geistigem Eigentum verwickelt, Trending Topics berichtete. Die Tatsache wirft nicht unbedingt ein gutes Licht auf die derzeitige Lage des GPT-Shops.
Das Chaos im GPT-Store muss beseitigt werden
Angepriesen wurde der Shop bei seinem Start von OpenAi als als eine Art von Expert:innen kuratierte Sammlung von leistungsstarken, produktivitätssteigernden KI-Tools. Sieht man von den Mängeln mancher Tools ab, ist er das auch. Doch er entwickelte sich schnell zu einem Sammelplatz von Spam, rechtlich fragwürdigen und vielleicht sogar schädlichen GPTs, die offensichtlich gegen die Regeln von OpenAI verstoßen. Laut dem Unternehmen sollen GPT-Entwickler:innen zukünftig in der Lage sein, mit ihren KI-Tools, „Geld zu verdienen, basierend darauf, wie viele Leute [ihre] GPTs benutzen“. Bevor das der Fall ist, muss jedenfalls eine Lösung für die Urheberrechtsverletzungen und die weiteren Fallstricke gefunden werden. Darüber hinaus gibt es noch weitere Kinderkrankheiten wie fehlende Nutzer:innen im Store und Probleme beim Onboarding, wie ein aktueller Bericht in „The Information“ aufgedeckt. Hebt der GPT-Store seine Kinderkrankheiten nicht aus, wird der Plan zum nächsten digitalen Marktplatz wie der „Appstore” auszusteigen nicht gelangen. Zudem drohen ein großes Chaos beziehungsweise rechtliche Probleme auf OpenAi zuzukommen.
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