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CEO Sam Altmans Rausschmiss löst Erdbeben bei OpenAI aus

OpenAI-CEO Sam Altman. © OpenAI
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Gestern war er noch auf dem Weg auf die Magazin-Cover dieser Welt als potenzielle „Persönlichkeit des Jahres“, heute kann er dieses Ziel knicken: Sam Altman ist in der Nacht auf Samstag in einem dramatischen Umbau der Führung von OpenAI als CEO vom Vorstand des Unternehmens mit sofortiger Wirkung abgesägt worden. Neue Interim CEO ist die bisherige CTO Mira Murati. Berichten zufolge sollen viele weitere Top-Mitarbeiter:innen bald das Unternehmen verlassen.

„Der Rücktritt von Herrn Altman folgt auf einen Überprüfungsprozess durch den Vorstand, der zu dem Schluss kam, dass er in seiner Kommunikation mit dem Vorstand nicht durchgängig offen war, was die Fähigkeit des Vorstands, seine Verantwortung wahrzunehmen, beeinträchtigt hat. Der Vorstand hat kein Vertrauen mehr in seine Fähigkeit, OpenAI weiterhin zu führen“, heißt es seitens des Vorstandes. Im Board sitzen (noch) OpenAI-Chefwissenschaftler Ilya Sutskever, Quora-CEO Adam D’Angelo, Technologieunternehmerin Tasha McCauley und Helen Toner vom Georgetown Center for Security and Emerging Technology.

Der Vorstandsvorsitzende, OpenAI-Mitgründer Greg Brockman, ist ebenfalls zurückgetreten. In Brockmans Wohnung in San Francisco wurde das heute führende AI-Startup vor 8 Jahren als Non-Profit-Forschungsinstitut gegründet, seither hat sich OpenAi zu einer Profit-orientierten Firma entwickelt. Er und Altman seien geschockt von den Entscheidungen des Vorstandes, man wäre komplett überrascht von diesen Entscheidungen worden. Und, so Brockman und Altman in einem gemeinsamen Statement: „Aber bitte machen Sie sich keine Sorgen. Uns wird es gut gehen. Größere Dinge kommen bald.“

Auf der anderen Seite, bei OpenAI, bemüht man sich derweilen darum, irgendwie Ruhe zu bewahren. Und da gibt es ein ganz wichtiges Wort: Microsoft. Die neue CEO Mira Murati, seit fünf Jahren bei OpenAI, erklärte den Mitarbeiter:innenn in einer unternehmensweiten Sitzung, dass die Geschäftsbeziehung zu Microsoft – der größten externen Quelle für Kapital und Rechenleistung – nach der plötzlichen Entlassung von CEO Sam Altman stabil sei.

Auch Microsoft-CEO Satya Nadella höchstpersönlich versicherte weitere Unterstützung, ohne den Rausschmiss von Altman auch nur zu erwähnen. „Wir haben einen langfristigen Vertrag mit OpenAI abgeschlossen, der uns vollen Zugang zu allem bietet, was wir für die Umsetzung unserer Innovationsagenda und einer spannenden Produkt-Roadmap benötigen, und bleiben unserer Partnerschaft sowie Mira und dem Team verpflichtet“, so der Microsoft-CEO. Bei Microsoft soll man nur Minuten vor der Kundmachung von der Sachlage erfahren haben.

Was ist da passiert? Vor einigen Stunden war Altman noch der Held, der OpenAI zur Tech-Story des Jahres führte, und plötzlich ist der der Böse, der aus dem Unternehmen geschmissen wurde. Nun ranken sich die Gerüchte im Silicon Valley. Folgende gibt es:

1. Altman hat eigenen VC-Fonds raisen wollen

War der Ex-OpenAI-CEO sowieso schon mit einem Fuß in einem neuen Business? Laut Semafor war Altman bereits dabei, einen neuen VC-Fonds zu raisen, der sich mit Hardware beschäftigen soll. Gut möglich, dass das OpenAI-Board das nicht gerne sieht, wenn der CEO der Firma mit anderen Dingen beschäftigt ist (und die Popularität ausnutzt), während sich ChatGPT und Co in einer ganz entscheidenden Boom-Phase befinden. Dass Brockman und Altman demnächst „größere Dinge“ ankündigen wollen, könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie ihr eigenes Süppchen kochen wollten.

2. Schwere Vorwürfe von Altmans Schwester

Es gibt schwere öffentliche Vorwürfe seitens Altmans Schwester Annie bezüglich Missbrauchs, als sie ein Kind war (mehr dazu hier). Diese haben im Oktober 2023 weitere Kreise gezogen – vielleicht sind sie der Grund, warum der OpenAI-Vorstand Altman, der global im Rampenlicht steht, rauswirft. Hier gilt natürlich die Unschuldsvermutung. Übrigens: Schon der Abgang bei Y Combinator, dem wichtigsten Startup-Inkubator des Silicon Valley, von Altman ab 2019, war interessant – weil damals eigentlich keine wirklichen Gründe genannt worden waren.

3. OpenAI steht schlechter da als gedacht

Dass ChatGPT und Co. Unsummen an Rechenleistung und Kosten verschlingen, ist bekannt. Nun gibt es aber Gerüchte, dass es um die Finanzen der Firma schlechter stehen könnte als angenommen. Wie berichtet, war OpenAI zuletzt bei VCs unterwegs, um ordentlich viel Geld bei einer Bewertung zwischen 80 und 90 Milliarden Dollar aufzunehmen. Üblicherweise macht das Fundraising der CEO, Altman ist nun aber weg. Möglich, dass nun eine komplette Übernahme durch Microsoft ansteht. Anders würde es gar nicht gehen, denn Microsoft hat GPT-4 und Co. schon enorm tief in seine Produkte integriert.

Dass OpenAI kürzlich zu Prepaid Billing für die API-Nutzung wechselte wechselte, verhärtet den Eindruck, dass es Geldprobleme gibt. Prepaid Billing bedeutet, dass Kund:innen vorab für Leistungen bezahlen sollen, diese dann später bekommen.

4. Interne Machtkämpfe um Strategie

Getrieben wurde der Altman-Rauswurf offenbar von OpenAI-Chief Scientist Ilya Sutskever, der auch Mitgründer ist. Er gilt als einer der besten Tech-Köpfe der Welt und startete 2023 auch das „Superalignment“-Projekt bei OpenAI, bei dem es darum geht, irreführende, falsche oder schädliche KI-Resultate und Missbrauch durch menschliche Intervention zu verhindern. Währenddessen hat Altman OpenAI immer stärker in Richtung neuer Features und AGI (Artificial General Intelligence) gepusht – hier könnte ein Richtungsstreit zwischen kompromissloser Innovation und stärkerer Kontrolle entbrannt sein. Auch startete OpenAI als Non-Profit, wechselte dann aber stark in Richtung Profitorientierung.

5. Streit um Anteile

Altman ist nicht Mitgründer von OpenAI, sondern ist erst später als CEO dazu gestoßen. Manche Berichte meinen, dass er keine Anteile an OpenAI haben soll, weswegen er mit sofortiger Wirkung gefeuert werden kann. Das wäre untypisch für einen Silicon-Valley-CEO, die meistens wesentliche Stakes und damit Kontrolle in ihrem Unternehmen haben. Ein neuer Tweet von Altman deutet drauf hin, dass es im Streit mit dem Board auch um Shares gegangen sein könnte.

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