Künstliche Intelligenz?

oratio: Mit 75.000 Euro Investment im Rücken setzt das Wiener Start-up voll auf Chat-Bots für Messaging-Apps

Bernhard Hauser und David Pichsenmeister, die Gründer von Oratio. © Oratio
Bernhard Hauser und David Pichsenmeister, die Gründer von oratio. © Oratio
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Es hat Bernhard Hauser und David Pichsenmeister einige Pivots abverlangt, bis sie dahin gekommen sind, wo sie jetzt sind: Zuerst baute man ein Kommentar-Plugin für Online-Medien, sattelte dann auf News in Messaging-Apps um und ist jetzt beim Thema Chat-Bots für den eCommerce angelangt. Dem Namen ihres Start-ups mit Sitz in Wien, oratio, sind sie treu geblieben – und dieser Name steht jetzt auf der Liste von Seedcamp – jenem Frühphasen-Investor aus London, der auch TransferWise, Holvi oder österreichische Start-ups wie Codeship, Blossom und Platogo auf die Beine half. 75.000 Euro Investment hat oratio von Seedcamp erhalten und dafür sieben Prozent Firmenanteile abgegeben.

„oratio ist an sich eine Plattform, um mit Kunden über WhatsApp, Facebook Messenger und Telegram zu kommunizieren. Das ist natürlich im Bereich des Kundenservice und Kundensupport ein wichtiges Thema“, sagt oratio-Mitgründer Bernhard Hauser, dessen Start-up bis dato mehr als 100.000 Nachrichten von Firmen an ihre Kunden zugestellt hat. „Das bildet allerdings nur die Basis für oratio: Wir arbeiten gerade daran, den Vorgang der Produktentdeckung möglichst gut über Virtuelle Assistenten automatisiert abzubilden.“ Ziel sei in einer ersten Ausbaustufe, Online-Shops automatisiert mit ihren Kunden kommunizieren zu lassen und diese auf dem Weg neue Produkte entdecken zu lassen – Upselling via Messaging-Apps also.

Bots, die leistbar sind

Derzeit entwickelt oratio mit ausgewählten eCommerce-Unternehmen, die sich dafür interessieren, neue mobile Verkaufskanäle über Messenger aufzumachen, eben solche Virtuellen Assistenten. „Im Vollausbau unseres Services werden Unternehmen in der Lage sein, Bots direkt auf unserer Plattform nach ihren Wünschen zu konfigurieren, ohne dass wir ihnen dabei helfen müssen“, sagt Hauser. „Damit wären sie nämlich derzeit im DACH-Raum ganz vorne dabei.“ Preise für Bots, hätte man noch keine festgelegt, aber: „Wir zielen mit unserem Produkt auf all jene KMU ab, die sich für das Thema eCommerce und Virtuelle Assistenten interessieren.Unsere Bots werden auf jeden Fall leistbar sein und auf Basis von Software-as-a-Service funktionieren.“

Mit dem Thema Bots für Messaging-Apps ist oratio am Puls der Zeit. Nach Line, Kik, WeChat, Skype oder Telegram wird auch Facebook aller Voraussicht nach auf der F8-Konferenz morgen Abend eine Bot-Plattform vorstellen (TrendingTopics.at berichtete). Auch Google soll Gerüchten zufolge an Chat-Bots arbeiten, die in einen noch ausstehenden WhatsApp-Konkurrenten integriert werden könnten.

Bots könnten echte menschliche Verkäufer zum Teil, aber sicher nicht vollständig ersetzen, so Hauser weiter. „Man muss dem Konsumenten ganz klar vermitteln, dass es sich nicht um einen echten Menschen, sondern um einen Bot auf der anderen Seite handelt. Hier transparent zu sein ist wichtig, denn ich möchte als Kunde nicht verarscht werden, wenn ich am Ende herausfinde, das ist gar keine echte Person auf der anderen Seite.“

Wie intelligent sind Bots heute?

„Voll automatisierte Bots sind natürlich das Traumziel“, sagt Hauser. Derzeit würde man in der Branche zwischen Bots unterschiedlichen levels unterscheiden. Auf Level 1 stehen so genannte „Transactional Bots“, an die man einfache Befehle senden kann (z.B. bei Telegram /weather Vienna) und dann die gewünschten Daten im Chat zurück bekommt. Bots auf Level 2 verstehen einfache Sätze und können die geforderte Information zurückliefern. Auf Level 3 sind die so genannten „Conversational Bots“, zu denen etwa Apples Siri oder Microsofts Cortana gehören und in geschriebener oder gesprochener Sprache antworten.

Von wirklicher Künstlicher Intelligenz spricht Hauser aus bei Bots auf Level 4 – also eine voll automatisierte Software, mit der Menschen echte Konversationen führen und die sich dabei auch auf frühere Informationen beziehen können. Level-4-Bots könnten theoretisch den berühmten Turing-Test bestehen, wenn also ein Mensch nicht mehr unterscheiden kann, ob er nun mit einem anderen Menschen oder doch nur einer Maschine plaudert.

Bei der Vielzahl an Messaging-Apps, die heute unterschiedlich stark auf verschiedenen Kontinenten genutzt werden, ist es schwer vorherzusagen, welche Plattfor sich letztendlich durchsetzt. „An sich sehe ich das Potenzial bei Facebook Messenger, denn unserer Beobachtung nach lässt Facebook WhatsApp weitestgehend unangetastet und fügt nur sehr behutsam neue Funktionen hinzu“, sagt Hauser. „Facebook Messenger ist dabei, ein ganzes Öko-System zu werden, und das ist unserer Meinung nach der absolut richtige Weg.“

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