Österreich gab 2021 rund 11,5 Milliarden Euro für Öl und Erdgas aus
Im Jahr 2020 importierte Österreich Erdöl, Erdgas und Kohle im Wert von 7,4 Milliarden Euro (wir berichteten). Im letzten Jahr stiegen die Ausgaben um imposante 4 Milliarden Euro, das ist eine Steigerung von gut 55 Prozent. „2021 hat Österreich Gas im Wert von 4,2 Milliarden Euro importiert. Das ist mehr als doppelt so viel als 2020, was zum großen Teil an Preissteigerung liegt. Für Erdöl und Erdölprodukte haben wir sogar 7,3 Milliarden Euro ausgegeben“, analysiert Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, die vorläufigen Außenhandelsergebnisse 2021 der Statistik Austria. In der Österreichischen Energieagentur arbeiten Experten aus mehreren Fachrichtungen an einer klimaneutralen Zukunft in Österreich.
Öl- und Gaspreise dürften weiter steigen
Auch für die Zukunft prognostiziert Aigner steigende Preise: „Die aktuellen Entwicklungen lassen erwarten, dass sich dieser Wert im Jahr 2022 vervielfachen wird.“ In Summe hat Österreich im letzten Jahr, abzüglich der Exporte, Erdöl, Erdgas und Kohle im Wert von 9,5 Milliarden Euro gekauft. Das gesamte Defizit der österreichischen Außenhandelsbilanz belief sich im Jahr 2021 auf 12,5 Milliarden Euro, so die Österreichische Energieagentur in einer Aussendung. Drei Viertel der negativen Außenhandelsbilanz gehen damit auf das Konto von fossiler Energie.
In der Aufstellung der Statistik Austria werden die Herkunftsländer der Energieimporte nicht explizit ausgewiesen, jedoch die Regionen. Auf den Wert der Gas-Importe bezogen gehen 86 Prozent in GUS-Staaten, bei Öl liegt ihr Anteil bei 24 Prozent. Zu den GUS-Staaten (Gemeinschaft unabhängiger Staaten) gehören zehn Staaten der ehemaligen Sowjetunion, darunter Russland, Belarus, Moldau, aber auch Aserbaidschan, Kasachstan oder Armenien.
„Jahrelang waren Erdöl, Kohle und Erdgas als Auslöser der Erderhitzung ein Problem. Jetzt ist die fossile Energie aus nicht demokratischen Ländern ein Problem der Versorgungssicherheit“, sagt Angerer. Von einer Rückkehr zu Kohle oder einem Bezug von fossilen Energien aus anderen Ländern hält der Experte allerdings nichts: „Bei aller Sorge um die Versorgungssicherheit dürfen wir die klimapolitischen Ziele nicht aus den Augen verlieren.“
Europa will von russischem Öl und Gas loskommen
Das Problem ist auch auf europäischer Seite erkannt worden. Der kürzlich erschienene REPowerEU-Plan der EU-Kommission (wir berichteten) sieht vor, dass Europa deutlich vor 2030 von fossilen Brennstoffen aus Russland unabhängig gemacht werden soll. Österreich kündigte an, künftig Flüssiggas und Grünen Wasserstoff aus den Vereinigten Arabischen Emiraten holen zu wollen und auch mehrere europäische Energiekonzerne gaben an, sich aus Russland zurückziehen zu wollen. Experten warnen jedoch davor, sich von einer Abhängigkeit in die nächste zu stürzen. Ein Verbund aus Greenpeace Österreich, Fridays for Future, Sigrid Stagl, Professorin am Institut für ökologische Ökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien und dem Klima- und Energieforscher Daniel Huppmann vom Forschungsinstitut IIASA pochen darauf, etwa Energie aus Flüssiggas nur als Notfall-Überbrückungslösung einzusetzen (Tech & Nature berichtete).
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