Otovo: Solar-Marktplatz kämpft mit Wachstumsschmerzen
Es ist kein Geheimnis: Solarneergie und alles, was dazu gehört, boomt. Otovo, ein börsennotierter Online-Marktplatz für Solar- und Batterieanlagen für Privathaushalte aus Norwegen, bekommt das auch zu spüren und kann von einem Rekordquartal in Sachen Umsatz und Installationen berichten. Doch das Wachstum tut auch weh – denn der Verlust hat sich für das Unternehmen, das auch in Österreich und Deutschland tätig ist, ausgeweitet.
So ist die Zahl neuer Installationen im zweiten Quartal 2023 auf 3.214 geklettert, während es im Vergleichsquartal 2022 nur 1.745 waren – ein Wachstum von satten 84%. Die jährliche Run-Rate soll sich nun auf 13.000 installierte Einheiten erhöhen, heißt es in den Finanzergebnissen. „Mit diesen Quartalszahlen konnten wir alle unsere bisherigen Rekorde brechen. Frühere Problematiken entlang der Wertschöpfungskette, wie Hardware-Engpässe, sowie bei Installationen wurden beseitigt und auch die Verkaufszahlen stiegen weiter an. Wir blicken dem nächsten Quartal sehr positiv entgegen“, so Andreas Thorsheim, Gründer und CEO von Otovo.
Doch das starke Wachstum kommt mit Schmerzen daher. „Der Bruttogewinn stieg um 34,9 Mio. NOK (3,1 Mio. Euro) oder 121% im Vergleich zum Vorjahr, was auf das steigende Volumen in Verbindung mit höheren Margen zurückzuführen ist“, heißt es. Und: „Der Betriebsverlust stieg von 72,4 Mio. NOK auf 98,9 Mio. NOK (8,8 Mio. Euro) im Jahresvergleich, was hauptsächlich auf eine Zunahme der Verluste in den 6 neuen Märkten zurückzuführen ist, die im Jahr 2022 erschlossen wurden.“ Bedeutet: Die neuen Märkte, darunter Österreich, müssen erst profitabel gemacht werden.
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Durchwachsene Börsengeschichte
Otovo ist seit Februar 2023 an der Osloer Börse notiert. Zwar gab es zwischenzeitlich ein Hoch von bis zu drei Euro je Aktie, allerdings ist sie zuletzt unter die Marke von einem Euro gefallen. Die Marktkapitalisierung liegt bei 1,634 NOK (umgerechnet etwa 150 Mio. Euro). Damit ist Otovo hinsichtlich Bewertung viel kleiner als deutsche Mitbewerber wie 1Komma5° oder Enpal, die beide von Privatinvestoren mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet wurden. Mit angepeilten 13.000 installierten Einheiten 2023 ist Otovo deutlich kleiner als Enpal, das 2023 monatlich 2.000 PV-Anlagen (also im ganzen Jahr bis zu 24.000) installieren möchte.
Ursprünglich kommt Otovo aus Norwegen und ist mittlerweile in 13 Ländern aktiv, darunter Österreich, Deutschland, Italien, Spanien, Frankreich oder Großbritannien. Fuhr man bisher eine dezentrale Strategie, ist nun Madrid zum Hub für die Operations und das Marketing auserwählt worden – und zwar, weil dort die Personalkosten niedriger sind. In Madrid würde man pro Mitarbeiter:in im Schnitt Kosten von 37.000 Euro haben, in den bestehenden 13 Märkten im Schnitt aber 87.000 Euro – weil man eben in teuren Städten wie London, Zürich oder Amsterdam Büros aufgemacht hat.
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