Transparente Lieferketten

Ourz: Ein „Hippie“ und ein „Techie“ zeigen Lieferwege mit Blockchain an

Jonas Wendt, Co-Founder von Ourz © Bild Wendt: Ourz / Collage: Unsplash/ Tech & Nature
Jonas Wendt, Co-Founder von Ourz © Bild Wendt: Ourz / Collage: Unsplash/ Tech & Nature
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Aus dem Supermarktregal genommen zu werden, ist für eine Packung Kaffee nur das Ende einer langen Reise. Meist werden die Bohnen vom Feld zur Weiterverarbeitung gebracht und von Lastwagen, Schiffen und Flugzeugen über Kontinente und Ozeane hinweg transportiert. Käufer:innen, die nachhaltig und umweltbewusst einkaufen wollen, orientieren sich meist an einem der vielen Label, die auf die Produkte gedruckt sind. Doch ist wirklich drin, was drauf steht? Und woher soll man wissen, dass ein Kaffee fair produziert wurde, frei von Kinder- oder Sklavenarbeit?

Nicht umsonst gibt es daher mittlerweile immer mehr Startups, die sich mit Technologie für mehr Transparenz in den Lieferketten einsetzen wollen. Eines davon ist das Startup Ourz aus Hamburg.

Der Hippie und der Tech-Enthusiast

Gegründet wurde das Startup Ourz im Jahr 2018. Zu ihrer Gründung gibt es laut Jonas Wendt zwei unterschiedliche Vorgeschichten. Von sich selbst sagt der Co-Founder, er sei von der „Hippie-Seite“, sein Gründungspartner Antoni Hauptmann sei von der „Tech-Seite“. Hauptmann war zuvor Supply-Chain-Manager bei Softwarekonzern SAP und fing vor Jonas an, sich mit Blockchain in Lieferketten zu beschäftigen. „Antoni wollte irgendwann aus dem Konzernumfeld raus“, erzählt Wendt im Gespräch mit Tech & Nature. „Er kam auf Blockchain und dachte, dass man da viel machen kann im Bereich Lieferketten“. Hauptmann stellte SAP seine Idee vor, dem Unternehmen jedoch fehlte der Use Case, deshalb fing er alleine an. In Hamburg fand er Wendt, der sich bereits im Wirtschaftsstudium und bei einem Brasilien-Aufenthalt mit Lieferketten auseinandergesetzt hatte.

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Blockchain für Transparenz in der Lieferkette

Mit Ourz entwickelten sie eine Supply-Chain-Management-Plattform, die mit Hilfe der Blockchain und künstlicher Intelligenz Transparenz in Lieferketten bringt und Anreize für eine faire Zusammenarbeit schafft.  Das Prinzip ist simpel: Online-Betreiber:innen können ihren Webshop mit der Ourz-Blockchain-Plattform verbinden. Produktinformationen werden automatisch und verschlüsselt an die Ourz-Plattform übertragen. Konsument:innen können Produkte dann via QR-Code scannen und erhalten über die Web-App von Ourz Infos zur Lieferkette sowie Belege zur Nachhaltigkeit. Ourz stellt dadurch etwa die Herkunft der Produkte, die Weiterverarbeitungsschritte und die Lieferwege von den Anbaugebieten bis in den Einzelhandel detailliert dar.

Die einzelnen Produktionsschritte und Transportwege der Lieferkette werden dabei transparent und unveränderlich in der Blockchain hinterlegt. Informationen über die Lieferketten lassen sich im Nachhinein nicht mehr verändern. Konsument:innen haben dadurch die Möglichkeit, Herkunft und Verarbeitungshistorie der Produkte verlässlich nachzuverfolgen. Das hilft auch bei der Bewusstseinsbildung von Unternehmen, von denen laut Wendt viele nicht wissen, woher ihre Produkte überhaupt genau kommen. „Einen Purpose auf kann jede/r auf der eigenen Website haben, aber transparente Lieferketten kann man nur haben, wenn man weiß, woher die Produkte kommen“, erklärt Wendt. „Wenn Daten einmal auf der Blockchain sind, werden diese dort für immer klar und deutlich sein. Dadurch entsteht eine neue Welt der Datenverantwortlichkeit“. Kleine Startups, können meist direkt mit Ourz loslegen, denn sie kennen ihre Lieferketten gut. Konzerne würden laut Wendt merken, dass sie sich ändern müssen. Jedoch müsse noch viel Aufklärungs- und Bildungsarbeit getan werden.

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Vision: Transparente Wirtschaft

Marken zahlen für Ourz eine monatliche Gebühr für die Blockchain-Plattform in Höhe von 99 Euro. Je nach Größe und Umsatz bezahlen Unternehmen dann mehr für die Lösung. Ihre Partner:innen wählt das Hamburger Startup jedoch bewusst aus. „Wir schauen uns immer ganz genau an, was Ourz für Partnerunternehmen tun kann“, erklärt Wendt im Gespräch,„Wir suchen nach Treiber:innen der Nachhaltigkeitsbewegung.“

Das hat offenbar erste Kund:innen überzeugt. Seit dem Launch der Plattform Ende 2020, sind bereits 20 Unternehmen mit an Bord, die ihre Lieferketten mit Ourz transparenter machen wollen, so das Jungunternehmen. Die ersten waren das Startup Solino, welches nachhaltigen Kaffee anbietet, so die Gründer. Neben dem Startup Solino arbeitet Ourz inzwischen auch mit der traditionellen Schweizer Kaffeerösterei Carlito zusammen. Ab November kommt auch die Brand Karma Kollektive hinzu. „Die Nachfrage bei nachhaltigen Startups ist groß“. sagt Wendt.

Gerade ist das Startup zunächst auf den deutschen Markt fokussiert. Neben den Lieferwegen könnte sich das Startup außerdem vorstellen, ebenfalls den CO2-Ausstoß entlang der Lieferketten deutlich zu machen. Dafür braucht es dann natürlich die entsprechenden Daten und ebenfalls wieder viel Transparenz seitens der Unternehmen. „Was wir vorhaben, ist eine Systemfrage“, sagt Wendt im Gespräch. „In einer transparenten Wirtschaft wäre es deutlich schwerer, entlang der Lieferketten Kinderarbeit oder Sklavenarbeit zu haben. Diese ganzen Probleme sind deshalb möglich weil es die Intransparenz gibt. Wenn wir das auflösen könnten, wären viele dieser Folgewirkungen nicht möglich. Unsere Vision ist, dort hinzukommen.“

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