ParityQC: Tiroler Quanten-Startup holt B&C Innovation Investments an Bord
Sie liefern Hardware-Herstellern Baupläne für Quantenchips und ein leicht zu implementierendes Betriebssystem, damit diese Quantencomputer einfacher herstellen können: Das Tiroler Startup ParityQC von Physiker Wolfgang Lechner und seiner Geschäftspartnerin Magdalena Hauser sieht sich weltweit als das einzige Unternehmen für Quanten-Architektur – und als eine der wenigen Firmen im Quantenbereich, das profitabel ist.
Nun gesellt sich die B&C Innovation Investments, der Investment-Arm der Industrie-Holding B&C Gruppe, zu den Investoren dazu. Bisher haben die Gründer, Investor Hermann Hauser sowie die Universität Innsbruck und die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) Anteile an dem Unternehmen. „Quantencomputer werden insbesondere für den Einsatz in der Industrie höchst relevant und ParityQC nimmt in der praktischen Anwendung eine Vorreiterrolle ein. Das Unternehmen mit seinem starken Führungsteam ist bestes Beispiel dafür, wie heimische universitäre Forschung unternehmerisch erfolgreich und profitabel umgesetzt wird“, so Julia Reilinger, Geschäftsführerin B&C Innovation Investments, in einem Statement.
Wichtig ist offenbar, das Zukunftsthema Quantencomputer eng an den Standort Österreich zu binden. Mit dem Investment wolle man „die Unabhängigkeit des Unternehmens und die Verankerung am heimischen Standort“ sichern. „Das ist ein Ziel, dass das Unternehmen selbst und ihre Gesellschafter teilt. Im Bereich der Quantencomputing besteht – im Gegensatz zu anderen Technologien noch – das Potenzial, dass Europa im internationalen Vergleich eine führende Rolle einnehmen kann. Zudem ist speziell in Bezug auf die B&C die Förderung des österreichischen Unternehmertums und des heimischen Wirtschaftsstandortes im Stiftungszweck verankert“, heißt es seitens B&C.
B&C Gruppe will Mehrheitsbeteiligungen absenken
Wie viel Geld in Parity QC investiert wird, ist aktuell nicht bekannt, im Firmenbuch ist derzeit auch noch nicht zu sehen, wie viele Anteile sich die B&C Innovation Investments gesichert hat. „Über die Höhe der konkreten Investmentsumme geben wir aufgrund vertraglicher Vereinbarung keine Auskunft. Für die B&C handelt es sich um eine Minderheitsbeteiligung. Für österreichische Verhältnisse ist der Investitionsbetrag für ein privates Investment beachtlich“, heißt es seitens B&C gegenüber Trending Topics. Laut Universität Innsbruck, die am Unternehmen beteiligt ist, ziehe Parity QC „mit seiner Bewertung mit US-börsennotierten Quantenunternehmen gleich“. Da gibt es viele Möglichkeiten, die kleinsten Quantenunternehmen liegen bei etwa 70 bis 90 Mio. Dollar Market Cap.
„Mit der B&C kommt ein langfristig denkender Partner an Bord, der unsere Ziele teilt: wissenschaftliche Innovationen von Österreich aus in die globale kommerzielle Umsetzung zu führen. Die Ausgangslage für Österreich als Technologieführer ist sehr gut, hier hat uns die heimische Grundlagenforschung in der Quantentechnologie bereits den Boden dafür aufbereitet. Mit unserer Quantenarchitektur wollen wir Standards etablieren und damit den internationalen Markt beliefern“, so die Gründer:innen Hauser und Lechner in einer Aussendung.
Die B&C Gruppe ist als Mehrheitsaktionärin von Lenzing, AMAG und Semperit Österreichs größte private Industrieholding – noch. Denn am Montag hat Aufsichtsratschef der B&C-Gruppe und Vorstand der B&C Privatstiftung, Wolfgang Hofer, angekündigt, dass die Gruppe ihre Mehrheiten an den drei Unternehmen unter die 50-Prozent-Marke absenken wolle. Es herrsche „ein rauer Wind mit teilweise heftigen Windböen“, weswegen die Industrie-Holding das alte Dogma „50+1“ bei Beteiligungen aufgeben müsse. Es brauche für die drei Unternehmen größere Finanzierungen, die aus den Firmen selbst heraus nicht immer mehr stemmbar wären.
Währenddessen baut die Tochter B&C Innovation Investments ihr Portfolio um ParityQC aus – das Startup gesellt sich zu Awake Mobility, Citrine, Contextflow, Flightkeys, Frequentis, Kinexon, Klarx, Neoom, TriLite und TTTech.