Parlai: Junges Wiener Startup macht WhatsApp zum AI-Sprach-Trainer
Um Sprachen zu lernen, gibt es ja viele Möglichkeiten da draußen – etwa bei Duolingo, Busuu und vielen anderen Apps. Das Wiener Startup Parlai von Nina Authried (CEO) und Juan Herrera gesellt sich hier dazu, hat sich aber für einen anderen Kanal entschieden: WhatsApp nämlich, um den Usern den App-Download zu ersparen. Der zweite Unterschied zu anderen digitalen Sprachlern-Methoden: Bei Parlai stecken KI-Modelle dahinter.
Dem Startup Interviewer hat Authried im Detail erklärt, wie Parlai funktioniert und welches Geschäftsmodell und welche Ziele es gibt:
Was macht ihr genau?
Parlai ist ein digitale Sprachlern-Partner auf WhatsApp, unterstützt durch KI. Wir bieten spielerische, personalisierte Chats, Sprachnachrichten und Feedback, um Sprachlernenden aktiv im Sprechen und Schreiben zu unterstützen. Unser Ziel ist es, das Sprechen von Fremdsprachen flexibel, alltagsnah und ohne künstliche Barrieren zugänglich zu machen.
Wer ist im Team?
Das Gründungsteam besteht aus mir, Nina (26, aus Wien), und Juan Herrera (31, aus Manizales, Kolumbien). Wir vereinen technische und wirtschaftliche Expertise mit einer Leidenschaft für Sprachen und bringen diverse kulturelle Perspektiven ein.
Wie entstand Parlai?
Die Idee für Parlai entstand während meines Auslandssemesters, als ich erkannte, dass der Schlüssel zur Sprachbeherrschung das aktive Sprechen ist. Viele Lernmethoden fokussieren sich nur auf passives Lernen, was nicht ausreicht, um fließend zu werden. Juan hatte als Migrant in Österreich ähnliche Erfahrungen gemacht. Er musste teure Privatstunden nehmen, die unflexibel und ineffizient waren. Dabei wünschte er sich einen digitalen Sprachpartner, der jederzeit verfügbar ist und ihm durch kontinuierliche Übung helfen könnte, flüssig zu sprechen. Diese gemeinsame Vision hat uns dazu inspiriert, Parlai zu gründen.
Was ist euer USP?
Parlai integriert sich direkt in WhatsApp, es bedarf also keinen weiteren App-Download und wir bringen die Sprachübung direkt zu den Nutzern:innen wo sie bereits sind. In vielen Ländern ist sie die meist genutzte App und die durchschnittliche Nutzungsdauer liegt bei 30 Minuten pro Tag – dieses Setting vereinfacht es Nutzern:innen täglich zu üben. Unsere Nutzer:innen können durch Text- und Sprachnachrichten natürliche Gespräche führen, die sich wie ein echter Austausch mit einem:r Freund:in anfühlen. Dabei gibt es keine künstlichen Szenarien, sondern individuelle Konversationen, die direkt auf die Bedürfnisse und Fehler der Lernenden eingehen. Parlai bietet so eine erschwingliche, flexible und umfassende Möglichkeit, Sprachen aktiv zu lernen und fließend zu sprechen.
Welche Technologien nutzt ihr?
Wir kombinieren bestehende KI-Modelle mit unserer eigenen technischen Infrastruktur. Diese umfasst Algorithmen, Entscheidungsbäume und gezielte Prompt-Engineering-Techniken, um eine reibungslose, intuitive und effektive Sprachlernerfahrung zu schaffen.
Wer ist eure Zielgruppe?
Unsere Zielgruppe umfasst Sprachlernende mit mittlerem Niveau (Intermediate), die ihre Konversationsfähigkeiten verbessern möchten. Dazu gehören Menschen, die ihre Sprache für den Alltag, berufliche Zwecke oder Reisen auffrischen wollen, sowie Migranten, die sich besser integrieren möchten.
Welche Finanzierungen habt ihr bisher bekommen?
Wir haben gerade eine Förderung von 37.000 € durch den AWS First Incubator erhalten und parallel die Parlai Flexco gegründet, um unsere Entwicklung und Markteinführung strukturiert voranzutreiben.
Wie verdient ihr Geld?
Parlai bietet ein Freemium-Modell, bei dem Nutzer/innen das Produkt täglich begrenzt kostenfrei verwenden können. Für uneingeschränkten Zugang zur Vollversion stehen Abonnements in monatlichen, halbjährlichen und jährlichen Plänen zur Verfügung.
Welche Ziele habt ihr für die Zukunft?
Wir möchten Parlai um neue Features wie personalisierte Lernpläne und Sprachanrufe erweitern, um die Nutzererfahrung zu optimieren. Ein weiteres Ziel ist es, Parlai anfängerfreundlich zu gestalten, sodass man auch als kompletter Neuling in eine Sprache einsteigen kann. Zudem planen wir den Ausbau unserer B2B-Modelle, um Institutionen und Unternehmen einzubinden.
Hast du Tipps für andere Gründer:innen?
Vergleiche dich nicht ständig, vor allem nicht auf Plattformen wie LinkedIn, wo täglich Beiträge über Erfolge und Finanzierungsrunden anderer Startups erscheinen. Das kann entmutigen. Stattdessen konzentriere dich darauf, was du bereits erreicht hast, und feiere deinen eigenen Fortschritt. Authentizität und Fokus auf die eigenen Ziele sind essenziell!