Pausly: Richtig Pause machen während der Arbeit
Richtig Pause machen will gelernt sein: Gerade im Home Office verschwimmt die Grenze zwischen Arbeitszeit und privatem Vergnügen ganz gerne, im Büro wiederum wird tendenziell mehr Zeit sitzend vor dem PC verbracht. Davon abgesehen unterbrechen viele Angestellte generell zu selten ihren Arbeitsalltag: Einer Studie von Gitnux zufolge machen fast 40 % der Befragten nur „gelegentlich, selten oder nie Pausen“ während des Arbeitstages. Eine Web-App namens Pausly will das jetzt ändern, indem sie dabei hilft, einerseits an die Pause zu denken, sie andererseits aber auch aktiv zu nützen. Wer fleißig pausiert, wird letztlich sogar belohnt.
Studien für die Pause
„Mikropausen“ sollen der Trick sein, erklärt Gründer Matias Meno: „Mikropausen sind kurze Arbeitsunterbrechungen, die mindestens ein paar Sekunden und höchstens zehn Minuten dauern. Dieser Begriff wurde geschaffen, um die Relevanz von kurzen Pausen zu unterstreichen und sich von klassischen längeren Pausen abzugrenzen. Diese dauern meist mindestens 30 Minuten.“ Wissenschaftliche Studien belegen die Wirksamkeit: Menschen, die Mikropausen einlegten, hatten eine um etwa 60 % bessere Chance, sich „energiegeladen“ zu fühlen. Spannend auch der Versuch der University of Sherbrooke: In einer Studie aus dem Jahr 2013 wurde die Fähigkeit von Chirurgen getestet, einen Stern mit einer Schere zu „zeichnen“. Diejenigen, die Mikropausen hatten (und während dieser Pause einige Dehnübungen machten), erledigten die Aufgabe mit siebenmal weniger Fehlern als diejenigen, die keine hatten. Dazu kommen Faktoren auf der Metaebene: Für jeden Dollar, der für die Gesundheit der Mitarbeiter ausgegeben wird, sinken die medizinischen Kosten um 3,27 US-Dollar und die Fehlzeiten um 2,73 US-Dollar, zeigte eine Harvard-Studie. Zum Wohlbefinden gehören auch kurzzeitige Unterbrechungen der Arbeitstätigkeit.
Die Web-App im Check
Viel Theorie also, die belegen soll, wie wichtig Arbeitsunterbrechungen sind. Aber: Vor der Pause steht die Arbeit, in diesem Fall in Form einer Accounterstellung bei Pausly. Das geht über Google, Apple, Github und Twitter – oder klassisch per Mail. So oder so ist dieser Schritt schnell erledigt, ebenso wie das Finden eines Nutzernamens. Danach reicht ein Klick auf „Create Session“, um aktiv zu werden. Die App zeigt hernach Übungen, die vor dem PC oder Smartphone zu erfüllen sind. Auf Wunsch wird das Kurztraining auch von einer etwas ungewöhnlichen Stimme begleitet; ein kurzer Gedankenschweif in Richtung eines Kurzzeit-SPÖ-Chefs lässt sich kaum vermeiden. Cooler: Es gibt die Möglichkeit, gemeinsam mit Freunden Pause zu machen. Dafür wird die Session geplant und per Teilen-Funktion an die Freunde und Kollegen gebracht. Die Person, die die Session erstellt, ist der Trainer, zeigt allen das Outfit des Avatars (Kleidungsstücke können als Belohnung verdient werden) und kann die Session jederzeit per Mausklick starten. Hier gibt es auch einen Sprachchat, damit während der Pause auch gelacht und geredet werden kann.
Home Office und Pandemie als Pausenkiller
Meno ist Musiker und Programmierer – „beides Berufe, bei denen man sehr viel sitzt“, erzählt er. „So wie die meisten Menschen hatte ich in meinem Leben immer wieder Rückenbeschwerden und dadurch Kontakt mit vielen Physiotherapeut:innen und Orthopäd:innen. Obwohl die Diagnosen und Behandlungen der einzelnen Ärzt:innen und Therapeut:innen stark voneinander abgewichen sind, waren sich alle einig: es ist wichtig langes Sitzen zu unterbrechen, und regelmäßige (auch kurze) Bewegungspausen einzulegen.“ Sein Problem: „Diese Ratschläge reichen oft als Motivation für ein bis zwei Wochen, doch dann fällt man wieder in die alten Gewohnheiten und ertappt sich dabei, drei Stunden regungslos vor dem Computer oder hinter dem Schlagzeug zu sitzen.“
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Dazu kam vermehrtes Home Office, was auch die klassischen „Büro-Unterbrechungen“ eliminiert habe – der Kaffee am Nachmittag, das kurze Gespräch in der Früh etc. Matias: „Man trifft sich nicht mehr zufällig in der Küche, und plaudert ein paar Minuten — doch genau diese Interaktionen sind extrem wichtig, um persönliche Beziehung mit Kolleg:innen aufzubauen.“ Daraus entstand dann auch die Idee: Meno merkte, dass kurze Pausen gemeinsam mit Kolleg:innen, und sei es nur virtuell, als sozialer Motivationsfaktor „um vieles besser funktioniert als etwa Apps, die einen nach einem Zeitschema erinnern.“
Pausly: Gesunder sozialer Druck
Und wie läuft der Alltag im Optimalfall mit Pausly ab? „Mikropausen sind, wie der Name schon sagt, sehr kurz. Das macht es sehr einfach, sie in den Arbeitsalltag zu integrieren. Die Herausforderung ist also nicht, Zeit dafür zu finden, sondern die notwendige Motivation. Und genau hier hilft Pausly: Über die Web-App kann man mit einem Klick eine kurze Bewegungs-Pause starten. Deine Arbeitskolleg:innen und Freund:innen werden benachrichtigt und können einsteigen. Gemeinsam macht ihr dann vier bis fünf Minuten lang angeleitete Bewegungen, Stretches und einfache Kraftübungen. Wer Lust hat, kann sich in einem integrierten VoiceChat mit den Kolleg:innen austauschen. Wer keine Lust auf Plaudern hat, schickt ein Emoji in die Runde.“
Pausly nutzt also gewissermaßen den sozialen Gruppeneffekt, um zum Bewegen zu motivieren. Meno: „Wenn eine Session gestartet wird, wird eine Notification ausgeschickt und somit machen auch andere mit.“ Dazu kommen gamifizierte Elemente, um die Motivation langfristig hochzuhalten. „Durch Achievements wie “Sportaholics Anonymous”, “Tom from Myspace” oder “Chuck Norris” werden Anreize gesetzt, um möglichst regelmäßig Pausen zu machen. Man kann seinen Pausly-Avatar durch Outfits individualisieren und für Unternehmen bieten wir auch Contests an, um Mitarbeiter:innen zu diesen sozialen Bewegungspausen zu motivieren.“
Kostenlos für Privatpersonen
Als Privatperson ist die Nutzung kostenlos, Unternehmen zahlen pro Mitarbeiter:in zwischen zwei und fünf Euro. Die Idee scheint auf Anklang zu treffen. Meno: „Wir haben Anfang des Jahres begonnen, Features für Unternehmen umzusetzen und entwickeln diese auch laufend weiter. Derzeit haben wir einen kleinen und sehr durchmischten Kundenstock – vom kleinen Startup, die ihre Bewegungspausen im Co-Working-Space durchführen, bis zum mittelgroßen Architekturbüro und größeren Versicherungen. Es zeigt sich: Pausen sind wohl überall beliebt – und darüber hinaus auch wichtig.
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