Peru: Indigene Völker können Regenwald-Rodung mit Warn-App bremsen
Die Zerstörung der weltweiten Regenwälder geht immer schneller voran. Nicht nur lassen Regierungen wie beispielsweise die brasilianische immer größere Waldflächen abholzen, dazu kommen auch viele illegale Rodungen. Behörden sind in letzterem Fall oft nicht schnell genug zur Stelle, um die Kriminellen von ihrem Werk abzuhalten. Deswegen ist eine effektive Überwachung der Regenwälder nötig, um die unerlaubte Abholzung zu verhindern.
Satellitendaten über Rodung in Peru
Es gibt schon einige Konzepte dafür, den Regenwald zu überwachen. Eine Tech-Anwendung namens „Nature Guardian“, entwickelt vom US-Startup Rainforest Connection und dem chinesischen Telekom-Giganten Huawei, hört beispielsweise große Gebiete durch solarbetriebene Geräte ab (wir berichteten). Nun haben Forschende an der New York University und der Johns Hopkins University eine weitere Methode entwickelt. Sie arbeiten mit indigenen Völkern in Peru zusammen, um Satellitendaten über Rodungen zu sammeln. Die Ergebnisse der Forschung haben sie im Magazin Proceedings of the National Academy of Sciences USA veröffentlicht.
Regenwald-Abhörsystem „Nature Guardian“ warnt per App vor illegaler Rodung
Im Rahmen eines Pilotprogramms zur Erprobung dieser Idee arbeiteten die Wissenschaftler:innen nach eigenen Angaben mit insgesamt 76 indigenen Gemeinden in Peru zusammen, von denen 36 an der Verwendung der Warnmeldungen zur Überwachung des Waldes teilnahmen. In Peru ist der Regenwald laut dem Team stark durch illegale Abholzung bedroht, unter anderem für den Anbau von Kokapflanzen zur Produktion von Kokain.
Indigene Personen patrouillieren mit App
Die Wissenschaftler:innen haben drei Personen aus jeder Gemeinde des Pilotprogramms darin geschult, ein Frühwarnsystem für die Abholzung über eine Smartphone-App zu nutzen sowie die Wälder zu patrouillieren und Schäden an ihnen zu dokumentieren. In den folgenden zwei Jahren haben die Forschenden die Teilnehmer:innen für ihre Arbeit bezahlt und über die App monatliche Warnungen geschickt, wenn Satellitendaten lokale Waldverluste anzeigten. Die Beobachter:innen berichteten auch ihrer eigenen Gemeinschaft. Jede davon entschied dann, was zu tun war – ob sie die Schuldigen selbst stellen oder sie den staatlichen Behörden melden wollen.
WWF: EU für 16 Prozent der globalen Regenwaldzerstörung verantwortlich
Die Forscher:innen analysierten dieselben Satellitendaten zum Waldverlust aus diesem Zeitraum in allen 76 Gemeinden. Sie fanden nach eigenen Angaben heraus, dass das Frühwarnprogramm den Waldverlust im ersten Jahr um 8,4 Hektar verringerte. Dadurch war diese 52 Prozent geringer als die durchschnittliche Abholzung in den Kontrollgemeinden. „Da diese Methode auf Gemeindeebene umsetzbar ist, stellt sie ein wichtiges und skalierbares Instrument dar, um Gemeinden in die Lage zu versetzen, die Entwaldung zu reduzieren“, sagt Tara Slough, Co-Autorin der Studie.
Bekämpfung der Entwaldung im Amazonasgebiet
Das Überwachungsprogramm war in seinem zweiten Jahr weniger wirksam, da der Waldverlust im Vergleich zu den Kontrollgemeinden nur um 3,3 Hektar reduziert wurde. Die Studienautor:innen vermuten, dass eine Kampagne der peruanischen Regierung gegen den Kokaanbau in jenem Jahr die Abholzung sowohl in den Gebieten der Versuchs- als auch der Kontrollgemeinden gebremst haben könnte, wodurch die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen des Pilotprogramms geringer wurden.
Massive Abholzung: Amazonas-Regenwald wird immer mehr zum Problem
Nach Ansicht von Expert:innen ist dieser Ansatz zur Bekämpfung der Entwaldung im Amazonasgebiet – die Überwachung durch die Gemeinden mithilfe der Kombination aus Satellitenüberwachung und Frühwarnungen per Smartphone – vielversprechend. Allerdings nennen sie auch mögliche Einschränkungen. So könnte das System für einige Gemeinden, welche möglicherweise keinen Zugang zu den Ressourcen oder der Ausbildung für die Nutzung haben, keine Lösung sein.
Auch bei Gebieten, welche neben Holz zusätzlich über wertvolle Ressourcen wie Mineralien oder Erdöl verfügen, könnte das Risiko so vielleicht nicht gemindert werden, so die Befürchtung. Trotzdem ist Suche nach Lösungen für das Rodung-Problem elementar. Mittlerweile ist die Abholzung so extrem, dass einige Gebiete des Amazonas-Regenwaldes weniger CO2-Emissionen speichern als sie ausstoßen (wir berichteten).