Peter Bosek: „Bitpanda hat große Zukunft und Robinhood ist ein Hype“
Peter Bosek ist einer der Top-Bank-Manager Österreichs – und hat mit der Ankündigung, mit dem Jahreswechsel von der Erste Group zur Luminor Bank zu wechseln, für Aufsehen gesorgt. Aktiv hat er nicht nach einem neuen Job gesucht, doch als das Angebot kam, war es doch zu verlockend, nein zu sagen. Denn das Baltikum, wo die Luminor Bank mit viel Kapital von Mehrheitseigentümer Blackstone in Angriffsposition gebracht wurde, ist für Bosek ein vielversprechender Markt, was Digitalisierung und jüngere Zielgruppen angeht.
Im Interview mit Trending Topics spricht Bosek offen nicht nur über seine berufliche Zukunft, sondern auch über Fintechs, Kryptowährungen, Neobroker – und darüber, warum er ein so großer Fan des Wiener Scale-ups Bitpanda ist, das vor einigen Wochen mit einer satten Finanzierungsrunde auf sich aufmerksam machte.
Das Interview gibt es auch gleich hier in unserem neuen Podcast „Zebras & Unicorns“ zu hören:
Trending Topics: Du hast vor kurzem Aufsehen erregt, weil du nach 24 Jahren in der Erste Bank-Gruppe, davon 13 Jahre in Managementpositionen, angekündigt hast, dich mit Jahresende als Vorstand der Bank zurückzuziehen und nach Litauen zu wechseln. Warum hast du diese Entscheidung gefällt?
Peter Bosek: Das war eigentlich eine relative kurzfristige Geschichte, die ich sehr intuitiv entschieden habe. Ich bin jetzt seit 24 Jahren bei der Erste Gruppe, habe da unglaublich viel Positives erleben dürfen, habe den ganzen Aufbau der Gruppe in sieben verschiedenen Märkten begleiten dürfen und es hat sich jetzt diese neue Möglichkeit mit der Luminor Bank aufgetan. Ich habe mir gedacht, das ist der richtige Zeitpunkt, um in meinem Leben noch einmal bei Null anzufangen und dass in einen Markt gehe, den ich nicht kenne, in einem Land, dessen Sprache ich nicht spreche und ich einfach noch einmal von vorne eine Bank aufbaue. Ich glaube, dass ist für meine persönliche Weiterentwicklung jetzt das richtige.
Thema Fintech: Du bist seit vielen Jahren im Bankengeschäft und hast maßgeblich daran beteiligt, bei der Ersten Bank das Digital Banking einzuführen. Da ist die Erste Bank ja durchaus einer der Vorreiter in Europa. Haben sich die sicherlich hohen Erwartungen ans digitale Bankengeschäft erfüllt oder ist da noch viel Luft nach oben?
Ich glaube, diese Erwartungen haben sich einfach im Laufe der letzten Jahre schrittweise verändert. Wir haben, bevor wir mit George begonnen haben, 2007 oder 2008 unsere erste Netbanking-App gelauncht. Wir haben damals schon verstanden, dass sich die Welt unserer Kunden verändert – im Verhalten, im Alltag, durch digitale Infrastrukturen. Es haben sich meine eigenen Erwartungshaltungen sozusagen entlang dieser Entwicklung verändert. Es war natürlich jetzt nicht die Bankenindustrie, die digitales Verhalten maßgeblich geschärft hat, das waren natürlich ganz andere Unternehmen – wie Amazon, wie Google etc. Ganz wichtig ist hier auch Apple: Das iPhone kam 2008 raus und die Bedienung war ein ganz wesentliches Element, wie sich unser Konsumentenverhalten gemeinsam verändert hat.
Ich sehe das an mir selber: Jedes neue Update meines iPhones verändert mein Verhalten, wie ich mit meinem iPhone agiere. Das ist etwas, wo sehr früh für mich sehr klar war, dass wir als Bank nicht so tun können als würde das alles nicht passieren. Menschen haben keine Bereitschaft, sich bei der Bank so zu verhalten wie in den 90er-Jahren, wenn wir 2020 haben. Darum war es für uns klar, dass wir da weitergehen müssen.
Das hat sich dynamisiert über die letzten Jahre. Es hat im Desktop-Bereich meines Erachtens sein Limit erreicht, da sehen wir eigentlich weltweit nicht mehr so hohe Zuwachsraten. Es spielt sich zu großen Teilen am Mobiltelefon ab, völlig egal ob ich jetzt ein Samsung- oder ein Apple-Gerät verwende. Das ist eigentlich der Platz, wo uns unsere Kunden haben wollen – wie auch viele andere Dienstleistungen des alltäglichen Lebens.
Bei der Vorstellung von George war damals auch viel die Rede von Google, Facebook, Apple, Amazon und dass man denen quasi im Digitalen Paroli bieten kann und muss. Hat man das geschafft?
Ich war wahrscheinlich damals viel zu ‘goschert’ und hab gesagt, ich muss Google, Amazon und Facebook Paroli bieten. In Wahrheit muss ich schauen, dass ich dort mitkann. Weil die sind natürlich wirkliche Tech-Giganten. Aber es war mir damals 2015 sehr klar, von dort kommt Gefahr für unser Geschäft. Die Gefahr ist nicht aus dem Fintech-Bereich, Fintechs haben wir als Erste Group immer als potenzielle Kooperationspartner gesehen. Es war eher die Fintech-Seite, die gesagt hat, Banken wird’s bald nicht mehr geben und wir disruptieren den Markt und so weiter und so weiter.
Das hat sich dann eh im Laufe der Zeit verändert und ich glaube seit drei, vier Jahren sind die meisten Fintechs hochgradig interessiert an Kooperationen – außer sie sind selber schon so groß geworden, dass sie auch ohne Kooperationen sehr gut überlebensfähig sind. Wenn man sich Unternehmen wie N26 oder Revolut oder Bitpanda oder auch Wikifolio ansieht, da gibt es schon ein paar, die wirklich tolle Marktstandards gesetzt haben. Die müssen nicht mehr mit uns kooperieren, die brauchen das nicht mehr, weil sie selber schon ein Brand sind.
Es gibt natürlich ganz viele, die es nie geschafft haben, ein Brand zu werden und die es auch nicht mehr gibt. Und es gibt einige, die da sind, aber noch kein Brand sind, wo es Sinn machen kann, zu kooperieren. Ich glaube nur, dass das die Bankenindustrie nie eine Tech-Industrie wird. Es gibt Kollegen, die immer wieder sagen, sie sind eigentlich eine Tech-Company mit Bankenlizenz. Das sehe ich nicht so, weil wir auf der IT-Seite immer ein bisschen hinten nach sein müssen, weil wir ja nie die neueste Technologie einsetzen können. Wir können Technologie erst dann einsetzen, wenn sie einen gewissen Reifegrad erreicht hat, weil es bei uns natürlich sehr stark um das Sicherheitsthema geht. Es würde auch keiner mit einer nicht getesteten Software im Flugzeug fliegen – und ähnlich ist es auch im Banking.
Meine Kunden müssen sich hundertprozentig darauf verlassen können, dass das bei uns alles sicher funktioniert und mit möglichst hoher Stabilität. Deswegen kann eine Bank nie ganz edgy sein im Technologiebereich. Aber: Mein strategisches Ding war es immer im den letzten Jahren zu sagen, um mit den Tech-Companies irgendwie mithalten zu können, gehe ich Kooperationen auf der einen Seite mit Fintechs ein und auf der anderen Seite mit den traditionellen IT-Firmen wie IBM, wie Microsoft, wie Cisco. Die haben sich ja auch extrem transformiert über die letzten fünf bis zehn Jahre. Wenn man sich Microsoft heute anschaut, dann ist es gelungen, das komplette Geschäftsmodell zu drehen. Einer der Hauptauslöser dafür war auch Amazon, weil Amazon mit dem Cloud-Geschäft angefangen hat. Das ist Amazon fast eher passiert nebenbei, weil sie das für sich selber gemacht haben und dann gemerkt haben, dass man das monetarisieren kann.
IBM hat vor zwei, zweieinhalb Jahren eine riesen Akquisition gemacht, um auch in dieses Geschäft reinzugehen. Ohne deren Kooperation oder Zusammenarbeit hätten wir keine Chance gegen die großen Fintechs.
N26 oder Revolut sind quasi so große Brands schon geworden, dass sie die Kooperation zu den traditionellen Banken nicht mehr brauchen. Auf der anderen Seite sieht man, Apple ist natürlich ein wichtiger Kooperationspartner von den Banken. Die Deutsche Bank hat eine große Kooperation mit Google abgeschlossen. Hat sich das dann ein bisschen gedreht, dass eigentlich die Silicon Valley-Riesen jetzt die Partner sind und die europäischen Fintechs zumindest teilweise die Herausforderer geworden sind?
Ich glaub dass die großen Tech-Companies deswegen Partner geworden sind, weil sie Partner meiner Kunden sind – und ich muss dort sein, wo meine Kunden sind. Wenn meine Kunden gerne mit Apple Pay zahlen, dann war ich natürlich sehr bemüht in diesem Land, als Erster Apple Pay einzuführen. Das ist ja auch einfach unglaublich convenient. Ich würd das gerne lieber selber als Erste Group machen, aber meine Kunden haben halt Apple-Mobiltelefone und Apple unternimmt halt sehr viel, um die Stickiness zur Hardware zu erhöhen. Da sind halt Payments ein Bereich davon – blöderweise ein Bereich, der für uns auch von strategischer Bedeutung ist. Darum ist es aus meiner Sicht alternativlos, da zu kooperieren.
Am Ende werden Google, Apple, Amazon dann doch vielleicht Banken werden – stimmst du dieser These zu?
Nein, warum sollen sie sich das regulatorisch antun? Die arbeiten ja in einem Geschäft das um Lichtjahre profitabler ist. Wer wacht auf in der Früh und will ein Geschäft machen, das weniger profitabel ist und viel mehr Regulatorik hat? Da muss man schon einen sadomasochistischen Zugang haben. Ich glaube nicht, dass es diese Notwendigkeit gibt. Diese Firmen überlegen vielmehr, wie sie ihre eigenen Services sozusagen erweitern können. Das ist auch der Grund, warum Amazon mit Amazon Pay und mit einer perfekten Checkout-Seite so gut ist – weil das natürlich ihre Händler unterstützt, mehr zu verkaufen. Desto einfacher der Prozess des Bezahlens ist, desto einfacher kaufst du dort ein.
Ich bin mir darum auch gar nicht sicher, ob der Begriff Tech-Company noch von Relevanz ist. Weil eigentlich sind die oben genannten Firmen ganz große Consumer-Brands. Facebook ist wahrscheinlich das größte Medienhaus dieser Erde und hat Themen wie “Paid Media” oder “Owned Media” komplett verschoben.
Wenn du an deine Zukunft bei der Luminor denkst – an welche möglicherweise neuen Geschäftsmodelle denkst du da? Wie funktioniert denn das Geschäftsmodell der Bank der Zukunft?
Es ist natürlich durch dieses Zinsumfeld, in dem wir uns befinden, vieles in Frage gestellt, was in der Vergangenheit quasi gottgegeben war. Wenn du schaust im Unternehmensbereich, da verlangen wir von großen Kunden Negativzinsen bei Einlagen. Wir nennen das dann halb-charismatisch Verwahrgebühr. Irgendwann wird ein Kunde auf die Idee kommen, wenn ich ihm einen Unternehmenskredit gebe, dass er von mir Verwahrgebühr verlangt, weil wir ja unser Geld dort platzieren. Das wirft schon vieles auf, was in der Vergangenheit anders war.
Der Markt ist auch ziemlich verzerrt, weil die Nationalbanken in den letzten Jahren ziemlich mit Geld geflutet haben. Die größere Herausforderung ist es, die richtigen Unternehmen zu finden, die das richtige Geschäftsmodell haben. Der grüne Wandel kann beispielsweise so ein positiver Konjunkturmotor sein in den nächsten zehn, zwanzig Jahren. Das heißt für Banken aber, dass wir uns auf der Know-how-Seite entsprechend neu orientieren müssen. Ich glaube, dass viele neue technologische Entwicklungen entstehen werden, wo es für uns wichtig sein wird, auch technologisches Know-how aufzubauen, um beurteilen zu können, welches der Geschäftsmodelle entsprechend erfolgsträchtig aussieht. Da stehen wir erst am Beginn. Für Europa sehe ich große Chancen im Bereich Nachhaltigkeit und grüner Wandel.
Wie würde denn die Rolle der Bank aussehen, wenn Europa im Bereich Nachhaltigkeits-Technologie führend wird?
Da braucht es eine Kreditwirtschaft, die den Prozess begleitet. Das kündigt sich auf europäischer Ebene regulatorisch an. Das wird incentiviert, was wichtig ist, wenn das ein Wettbewerbsvorteil sein soll. Man muss Fremdkapital und Know-how zur Verfügung stellen, um diesen Markt für Europa zu entwickeln. Das wird nicht einschlagen wie eine Bombe, sondern sich im Laufe der Zeit entwickeln.
Würde das in der Praxis bedeuten, dass ein GreenTech-Startup viel einfacher einen Kredit bei der Bank bekommt als heute noch?
Ja, das würde es heißen. Und das würde voraussetzen, dass ich mich ansatzweise mit dieser Technologie auskenne. Als Bank muss ich Know-how aufbauen, um die Kapitalallokation vorzunehmen. Wenn du auf die Balance Sheets der Banken in Europa schaust, dann sind die zu 85, 90 Prozent in sehr traditionellen Branchen. Und da sehe ich einen Shift kommen, und da werden Banken eine relevante Rolle spielen.
Du wechselst ab 2021 zur Luminor Bank in Litauen. Was ist das Besondere an der Bank – fällt die unter Challenger oder unter klassische Bank?
Das ist eine Bank, die wie ein gut gefundetes Startup ist. Sie operiert in Estland, Lettland und Litauen, hat das Headquarter in Tallinn, und ist die drittgrößte Bank in der Region. Sie hat mit 60 Prozent Blackstone, 20 Prozent DNB sehr starke Eigentümer. Sie ist dort in einer Angreiferposition. Die Region hat ein extrem hohes Niveau der Digitalisierung.
Welche Strategie wirst du dort fahren?
Die Strategie werde ich gemeinsam mit meinem Team dort entwickeln und dann auch entsprechend kommunizieren. Die Region ist sehr dynamisch und in Europa wahrscheinlich einer der besten Plätze, um Bankgeschäft zu machen. Ich bin in der Erste-Gruppe in den letzten 15, 20 Jahren sehr verwöhnt gewesen. Im Baltikum ist es noch ein Eitzerl dynamischer.
Es wird relativ einfach sein, eine Strategie zu kreieren, die die Region unterstützt. Die große Challenge wird sein, den etablierten Playern Geschäft wegzunehmen und auch junge Kunden zu attraktivieren. Das sind Regionen, die immer wieder stark mit Brain Drain zu tun haben, und junge Menschen an die Region zu binden, ist ein Megaproblem.
Ich habe die Frage vorbereitet, ob du auch zu einer Challenger Bank gewechselt wärst – aber jetzt klingt es so als würdest du ohnehin zu einer Challenger Bank wechseln.
Ja, zumindest erzähle ich es mir selber so. Aber ja, es hätte mich auch interessiert, zu einer Challenger Bank zu wechseln. Ich liebe die Erste-Gruppe, ich habe nicht aktiv gesucht. Es hat sich zufällig ergeben. Na klar ist so eine Revolut- oder 26-Geschichte sehr spannend.
Neben Revolut und N26 gibt es mit TransferWise oder Klarna auch andere Erfolgsstorys. Ist Fintech eine heimliche europäische Stärke?
Ich bin nicht sicher, ob dass nicht eine sehr europäische Wahrnehmung ist. Denn Us-Fintechs ist es zu mühsam, um nach Europa zu kommen, mit den unterschiedlichen Ländern und rechtlichen Rahmenbedingungen. Ich erlebe das auch als hinderlich für europäische Fintechs. ich finde es bewundernswert, in welcher Geschwindigkeit N26 oder Revolut neue Länder dazunehmen. USA, Indien – das sind Dinge, die man nicht im Vorbeigehen macht. Wir in der Erste Group sind in sieben Ländern, und ich bin am Abend schon auch müde. Die Steuerung eines Bankunternehmens über 20, 30, 40 Länder ist eine ordentliche Challenge.
In China bahnt sich der größte Börsengang aller Zeiten an. Die Ant Group soll einen Mega-IPO hinlegen. Wie beobachtest du das? Wird das auch nach Europa kommen?
Das ist aus heutiger Sicht schwer zu sagen. In Europa ist seit ein zwei Jahren eine Situation eingetreten, wo man beginnt, diese Themen kritischer zu sehen. Es gibt auf einmal Investitionsschutzgesetze. Es kommt ein gegenseitiger Protektionismus hoch, bei dem ich nicht sicher bin, ob der wirklich so förderlich ist. Den freien Fluss von Kapital halte ich für wichtig, um weitere Entwicklungen zu ermöglichen, aber ich verstehe auch den politischen Wunsch, einen gewissen Protektionismus zu haben, solange er auf europäischer Ebene bleibt und nicht national wird.
Die Bewertung von Ant Group ist sicherlich enorm, so etwas sieht man sonst nur im Tech-Umfeld oder im Bereich des Zahlungsverkehrs. Visa oder Mastercard sind auch bei solchen Market Caps. Europäische Banken sind deutlich darunter. Das reflektiert eine Markterwartung, dass alles, was mit digitalisiertem Zahlungsverkehr zu tun hat, eine große Zukunft vor sich hat. Man braucht keine Glaskugel, um zu sehen, dass E-Commerce steigen wird.
Die PSD-2-Richtlinie kam mit dem Versprechen, Open Banking europaweit möglich zu machen. Hat sich das Versprechen bewahrheitet?
Vielleicht ist es zu früh zu beurteilen, aber in den ersten zwei Jahren am Markt hat man eigentlich nichts gesehen. Wir sind da auch in Abstimmung mit spanischen und deutschen Banken, und die sehen auch nichts.
Es sind ganz wenige Geschäftsmodelle unterwegs, die einen Kundennutzen stiften. Meistens stiften sie einen Nutzen für eine andere Industrie. Klassisches Beispiel: Man kann PSD2 dafür nutzen, damit der Makler in Kontakt mit Leuten tritt, um zu prüfen, ob sie genug Geld am Konto haben. Aber will ich ihn auf mein Konto zugreifen lassen? Bei aller Liebe zu Immobilienmaklern, nein!
Aus heutiger Sicht war PSD2 ein gehyptes Thema, das von Konferenzveranstaltern erfunden wurde, um viele Konferenzen veranstalten zu können. Es ist relativ viel in Fintechs investiert worden, vieles davon ist nicht erfolgreich geworden.
Ein viel heißeres Thema sind die Neobroker wie Robinhood oder auch Bitpanda aus Österreich. Ist das ein Hype oder eine große Zukunft.
Ich glaube, Bitpanda hat große Zukunft und Robinhood ist ein Hype. Robinhood ist eigentlich ein Lombard-Darlehen-Modell ist. Du kommst als Kunde, der im Wertpapiergeschäft noch nicht sehr erfahren ist, schnell in die Situation, dass du dir ge-leveraged Wertpapiere kaufst. Deswegen verlangen die auch keine Tradinggebühren, weil sie das sozusagen über die Zinsen verdienen.
Da halte ich Bitpanda für wesentlich transparenter und vernünftiger für den Kunden. Ich bin ein großer Eric-Demuth-Fan. Ich bin nicht der größte Krypto-Fan, aber die Plattform ist sehr cool. Die Jungs dort machen sehr coole Sachen. Sie machen Krypto, sie machen Gold, sie können Wertpapiergeschäft machen und was auch immer sich in den nächsten Jahren dazukommen kann.
Bleiben wir beim Thema Kryptowährungen. Du hast gesagt, dass du kein großer Fan bist. Warum nicht?
Weil das für mich ein extrem intransparenter Markt ist, der sehr selbstreguliert agiert, wo man aber nicht wirklich weiß, wo die treibenden Kräfte sind. Es gibt immer wieder Hinweise darauf, dass es einige wenige große Player gibt, die den Markt machen, aber ich bin nicht nah genug dran, um das beurteilen zu können.
Das ist eine bewusst neben die regulatorische Welt gesetzte Aktivität, und man muss einmal abwarten, was die Europäische Zentralbank macht. Die Frage ist, was Kryptos eigentlich sind? Sie sind wahrscheinlich keine Währung, sondern eher Spekulationsobjekt. Als Investitionsobjekt muss man eine hohe, ausgeprägte Risikobereitschaft haben.
Mit MiCA plant die EU-Kommission eine neue Regulierung für Crypto-Assets. Hätte die EU das Potenzial, die führende Region in Sachen Blockchain weltweit zu werden?
Glaube ich eigentlich nicht. Wir haben im Vergleich zum angloamerikanischen Raum noch einen zu entwickelnden Kapitalmarkt. Bitcoin und Cryptos begeistert einen noch vergleichsweise kleinen Kreis. Angesichts unserer Kapitalmarkt-Kultur wäre es vermessen zu sagen, dass wir da eine führende Rolle einnehmen werden.