Peter Thiel: „Die heutigen Unis sind so korrupt wie die mittelalterliche katholische Kirche“
Der Chef des ehemaligen und mittlerweile wegen Falschaussage schuldig gesprochenen Bundeskanzler Sebastian Kurz greift wieder einmal an. Diesmal hat Investor Peter Thiel das aktuelle Bildungssystem aufs Korn genommen. „Die heutigen Universitäten sind so korrupt wie die mittelalterliche katholische Kirche. Die Reformation ist im Gange“, lässt Thiel die Öffentlichkeit in einer Aussendung wissen. Warum er das meint, argumentiert er nicht – vielmehr will er PR für seine private Ausbildungsschiene machen.
Denn seit 2011 vergibt der Multimilliardär über seine Thiel Fellowship jeweils 100.000 Dollar an 20 junge Menschen. Im Gegenzug für das Geld lassen sie dafür eine reguläre universitäre Ausbildung aus bzw. treten aus dem College aus, um stattdessen ihre Projekte und Startups zu verfolgen. Bisweilen haben etwa die Gründer von Ethereum, Figma, Loom, Luminar oder OYO an dem durchaus kontroversen Programm mitgemacht. Berühmterweise hat Thiel damals auch Mark Zuckerbergs erste Finanzierungsrunde gestellt, um Facebook weiter ausbauen zu können.
Thiel ist für seine kontroversen Positionen bekannt. Er unterstützt zum Beispiel auch Enhanced Games, dass eine Doping-Variante der Olympischen Spiele veranstalten will. Sei es Krypto, Fintech oder Biotech – Thiel geht es bei seinen Investments stets darum, alte Institutionen anzugreifen. Ende 2023 hat er sich, nachdem er ihn lange unterstützte, von Donald Trump abgewandt. „Mein Mann will nicht, dass ich noch mehr Geld gebe, und er hat recht“, sagte Thiel in einem Interview. Daraufhin nannte Trump ihn einen „verdammten Drecksack“.
Enhanced Games: Investor Peter Thiel will Olympische Spiele 2.0 mit Doping
11 Unicorns, knapp 300 Teilnehmer:innen
„Sie lehnen die ausgetretenen Pfade der Bürokratie, der digitalen Ablenkungen und der Selbstzensur ab“, so Alex Handy, Direktor des Thiel Fellowship, über die 20 neuen Fellows. „Indem sie sich weigern, untätig zu bleiben, während andere der Lähmung der Konformität erliegen, sind sie in der Lage, endlich die Zukunft zu gestalten.“ Maximal dürfen die Teilnehmer:innen des Programms 22 Jahre alt sein, sie erhalten neben dem Geld in dem zwei Jahre dauernden Programm außerdem Zugang zu Thiels potentem Netzwerk an Geschäftspartner:innen und Co.
2024 werden die Gründer:innen von Mercor (AI), swsh (AI), Rainmaker (Cloud Seeding) Orchard Robotics (AI), Etched (AI Chips), Stream (DeFi), Automorphic (AI models), Hyperplane (LLMs für Fintech) Oligo (SpaceTech), Explore Interfaces (LLM-based OS), The Vesuvius Challenge, Silna (HealthTech), Januus (Krypto-Wallets), Endex (FinTech) und Cognition AI unterstützt, sowie der OpenAI-Forscher Yash Patil. Das zeigt deutlich, dass auch bei Thiel alle Zeichen auf Künstliche Intelligenz stehen.
Auch wenn Thiels Ansatz sehr kontrovers ist und naturgemäß von Universitäten nicht gerne gesehen wird, die Stipendien haben durchaus große Erfolge nach sich gezogen. So entstanden aus dem Programm heraus etwa die Tech-Unicorns Luminar Technologies, Scale-AI, Figma oder Upstart, auch die Mitgründer von Ethereum oder Polkadot nahmen am Programm teil. Von insgesamt knapp 300 Teilnehmer:innen wurden bis Ende 2023 11 Unicorns geschaffen, viele weitere Startups haben hunderte Millionen an Dollar eingenommen.