Pfand: Großteil des Österreichischen Handels fordert Einwegpfand
Im April diesen Jahres hat die Klimaschutzministerin Leonore Gewessler ( Die Grünen ) den Entwurf zur des Novelle des Abfallwirtschaftsgesetz vorgestellt. Darin enthalten: Verpflichtende Mehrwegquoten für den Handel. Darin nicht enthalten: Ein fixes Datum für die Einführung eines österreichweiten Pfandsystems. Diesen fordert aber nun aktuell ein Großteil des österreichischen Handels und der Getränkeindustrie.
Eine „zukunftsfähige und nachhaltige Gesamtlösung“ fordern heute aktuell in einer Aussendung die Rewe Group, Hofer, Lidl Österreich und Teile der Getränkeindustrie wie Red Bull, Waldquelle und CCHBC Österreich (Coca-Cola und Römerquelle). Bisher sieht der Entwurf der Novelle des Abfallwirtschaftsgesetz lediglich vor, dass bis 2024 das Mehrwegangebot im Handel bei mindestens 60 Prozent liegen muss, bei Mineralwasser und Soda bei mindestens bei 20 Prozent und bei Säften, Limonaden und Milch bei mindestens 10 Prozent.
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Einwegpfand ab 2025 gefordert
Die genannten Unternehmen fordern aber nun zusätzlich ab dem Jahresbeginn 2025 auch einen verpflichtenden Einwegpfand für PET- und Aluminium-Gebinde festzulegen. Somit wären noch gute drei Jahre Zeit die Umstellung vorzubereiten. In anderen europäischen Ländern ist ein solcher verpflichtender Einwegpfand bereits seit Jahren Pflicht. Auch ohne Verpflichtung seitens des Bundes, wollen die Rewe Group, Hofer und Lidl Österreich diese in Filialen mit mehr als 400m² Verkaufsfläche zurückzunehmen.
„Durch ein Einwegpfand als Teil einer Gesamtlösung können Kreisläufe geschlossen, die Vermüllung der Natur minimiert und die Qualität des hochwertigen Rohstoffes PET erhalten werden. Deshalb befürworten wir ganz klar ein Einwegpfand“, so der CEO von Lidl Österreich, Alessandro Wolf.
Hohe Kosten bei Verfehlung von Recyclingquoten
Die Einführung eines Ein- und Mehrwegpfandsystemes hat neben der ökologischen Perspektive, auch von der ökonomischen Betrachtungsweise Relevanz. Seit dem ersten Jänner 2021 kostet ein Kilogramm nicht recyceltes Kunststoff den EU-Ländern 80 Cent. Die Verpackungsrichtlinie der EU sieht vor, dass die Recyclingquote aller Plastikabfälle bis 2025 auf 50 Prozent und bis 2030 auf 55 Prozent gesteigert wird. Wird diese Recyclingquote nicht erreicht, drohen hohe Strafzahlungen.
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Trotzdem kritisiert die österreichische Wirtschaftskammer (WKO) die Einführung von verpflichtenden Quoten. In einer Aussenden vom April hieß es zu dazu: „Gesetzliche Quoten sind kein zeitgemäßes Instrument und unionsrechtlich fragwürdig.“ Ihrer Meinung nach solle das Angebot an Mehrwegflaschen an die Bedürfnisse der Kunden angepasst werden. Grundsätzlich sei „der Ausbau von Mehrwegsystemen wünschenswert und wird von Herstellern und Handel selbstverständlich mitgetragen“ so die WKO.
Kritik an WKO und Spar
Die Umweltschutzorganisationen Global 2000 und Greenpeace begrüßten aktuell den Vorschlag der Handelsunternehmen für die Einführung eines Einwegpfandes. Greenpeace fordert die Umsetzung eines Abfallwirtschaftsgesetz (AWG) mit hohen Mehrwegquoten für alle Getränke und ein Pfandsystem bereits nächstes Jahr, also 2022. Auch Global 2000 zeigte sich erfreut über den Vorschlag der österreichischen Handelsunternehmen und kritisierte gleichzeitig die WKO für ihre Haltung in der Angelegtenheit. Die Lebensmittelkette Spar gehört nicht zu der aktuellen Pfand-Allianz. Auch das findet Kritik, Lena Steger von GLOBAL 2000: „Statt weiterhin im Weg zu stehen, wäre es besser nun endlich auf den Pfand-Zug aufzuspringen.“